Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 133
(PDF, 78 MB)
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Kleine Mitteilungen

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gar keine, oder doch eine nur dürftige Entwicklung gewisser Gehirnzellen zur
Folge hat. Erst durch die Erschließung dieser Zellen kann sich der Geist frei
betätigen und das Individuum zum vollwertigen Menschen ausreifen.

Ich selbst wohnte einmal der Behandlung eines Idioten bei. EHe Mutter
teilte mir mit, daß der zirka zwanzigjährige Bursche von Kindheit an nur unartikulierte
Laute auszustoßen imstande war und beständig mit Armen und Beinen
herumfuchtelte. Bisweilen schrie und tobte er. Seit Medecine Man sich seiner
annehme, sei er erheblich" besser, er fange an, sich mit der Umgebung zu verständigen
und sei ruhiger.

Die Behandlungen beschränken sich nicht nur auf die jeweils in den- Versammlungen
Anwesenden, sondern auch Fernweilenden wird geholfen. Die Kranken
senden ein in der Hand gehaltenes Tüchlein ein, dem das geübte Auge
Medecine Mans das ganze Organbild, das sich als Spiegelbild präsentiert, entnimmt
. Er durchtränkt es mit unsichtbarer Medizin, wirkt es fest in seinen
Händen und läßt es mit erklärenden Anweisungen zurückschicken.

5.

Und nun noch ein Wort über Jones. Ein gebürtiger Londoner, ist er der
Zweitälteste von vier Brüdern, wovon zwei im Krl~~e fielen. Weder seine Mutter
, die früh starb, noch sein Vater, der 88 Jahre alt wurde, interessierten sich
für okkulte Manifestationen. Von einer Großmutter wird erzählt, sie sei einmal
14 Tage lang in einem Trancezustand gewesen.

Nach seinen eigenen Angaben galt er als ein etwas ängstliches und nervöses
Kind, das sich unverstanden fühlte. Mit 11 Jahren half er schon mit, den Lebensunterhalt
zu bestreiten, später trat er bei einem Tapezierer in die Lehre. Mit
zirka 20 Jahren verspürte er öfters wie eine fremde Macht über sich. Anfangs
war es ihm ungemütlich, dann gewöhnte er sich dajran, zog sich mitunter zurück
und ließ das ihm gänzlich Neue und Unbekannte a*ut sich einwirken. Allmählich
stellte sich die Fähigkeit des Heilsehens und des Hellhörens ein. Wo immer
er auch war, überall erblickte er seinen Kontrollgeist — damals noch nicht Medecine
Man — und unterhielt sich mit ihm. Dieses scheinbare mit der Luft-
Sprechen veranlaßte die Leute, besondere Schlüsse in bezug aoif seinen Gemütszustand
zu ziehen. Irgendwelcher seelischer Erschütterungen, die die eigenartige
Entwicklung eingeleitet oder begleitet hätten, kann sich Jones nicht entsinnen.
Auch die äußern Umstände sollen nicht schwieriger als sonst gewesen sein. Erst
mit 24 Jahren erfuhr er von einem Bekannten Näheres über den Spiritismus.
Er besuchte den Herrn ab und zu und erlebte in dessen Heim die ersten Trancezustände
. Immer mehr beschäftigte er sich von da an mit dem Übersinnlichen
und nahm zuletzt auch asn einer Förderungsklasse teil.

Eines Tages verrenkte sich die Vorsitzende den Fuß und humpelte kläglich
herum. Als Jones nach der Sitzung aus dem Trance erwachte, sah er sie zu
seiner Verwunderung flink und geschmeidig die Teetassen hin und her tragen.
Er erkundigte sich nach der Ursache dieser Veränderung und vernahm, daß ein
sich als Heiler ausgebender Geist während seines Schlafes seinen Körper benützte
und den Wunsch aussprach, auch fernerhin durch ihn zu wirken. Zum Beweise
seines Könnens behandelte er den kranken Fuß.

Jones wollte nicht so ohne weiteres auf die Bitte eingehen. Er wünschte
den Geist oder doch wenigstens dessen Aura zu sehen. Dies geschah, und von
Stund an stellte er sich bedingungslos zur Verfügung. Es fehlte nicht an Schwierigkeiten
mancher Art, aber irgendwie wurden sie doch immer überwunden.

Nach zwei Jahren meldete sich Medecine Man als Nachfolger und erklärte,
erst mit dem vollendeten Lebenslauf des Mediums seine Tätigkeit hier einzustellen
.

Jones arbeitet schon längst nicht mehr auf seinem erlernten Beruf, sondern
in geradezu rührender Hingabe unterzieht er sich Medecine Mans Weisungen.
Ihn kümmert es wenig, ob er sich eine oder vier Stunden hintereinander in
Trance befindet. Mögen ihm auch andere von Schädigungen reden, er weiß, es
wird ihm kein Nachteil daraus erwachsen, um so mehr, da Medecine Man immer
wieder versichert, bei seinem Vorgehen sei er allein der Kraftspender, und es
werde weder dem Medium noch den Anwesenden etwas entzogen. Er freut sich
höchstens darüber, daß er es dadurch seinem Kontrollgeist ermöglicht, zwei-
bis dreihundert Personen an einem Nachmittag zu behandeln.


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