Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 135
(PDF, 78 MB)
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Kleine Mitteilungen.

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man einer Theorie, die man nicht a priori verwirft, jede wissenschaftliche Berechtigung
absprechen? Ich erwähne dies nur um der „wissenschaftlichen" Klarheit
willen, die persönliche Einstellung des Herrn Professor Blacher ist mir sonst
gleichgültig, wie jedenfalls auch ihm die meine.

Herr Prof. Driesch verneint glatt die gleiche Frage. Man ist zwar bei ihm
gewohnt, daß er verschiedene Einstellungen besitzt, je nach dem Publikum, an
das er sich wendet. Ich könnte mit seinen eigenen Aussprüchen dienen, begnüge
mkh aber zu fragen, was es dann mit seiner Entelechie für eine Bewandtnis
habe und mit dem Reich der Ganzheit? Wirft er sich zum Totengräber seiner
eigenen Theorien auf?

Prof. Thorstein Wereide (Oslo): Ich bin über ihn verärgert, denn er hat mir
ein Wort, das ich demnächst in einer Arbeit über den Animdsmus aussprechen
wollte, aus dem Munde genommen und jene überflüssig gemacht. Es ist ein großes
Wort, das er gelassen ausspricht. Was den einzelnen Menschen betreffe
(wenn es sich um die Frage nach den letzten Dingen handelt), meint er, daß ein
moralischer Moment mit hineinspiele in der Weise, daß eine moralisch
hochstehende Einstellung eine notwendige Bedingung sei für die Entschleierung
der Wahrheit. Ganz meine Meinung. Sapienti sat! Ebenso pflichte ich Dr. Ber-
noulli bei, der da sagt: „Mag jeder an seine tiefste Verantwortlichkeit für all
sein Tun glauben, an jene Verantwortlichkeit über den Tod hinaus." Ich könnte
mir leicht einen bewohnten Stern im Wettall vorstellen, wo die Menschheit so
weit fortgeschritten wäre, daß Gottes- und Unsterblichkeitsleugner — mögen sie
sich Aufklärer oder Aufgeklärte, Monisten oder Animisten nennen — als gemeingefährliche
Schädlinge aus der Gesellschaft gewaltsam entfernt würden. Die
verschiedenen Religionssysteme haben mit ihrem starren Dogmatismus versagt.
Der Mensch hat seinen Glauben an Gott und Unsterblichkeit verloren. Christus
hatte keine Dogmen aufgestellt; was er behauptete, bewies er durch die die
Wahrheit seiner Lehren bekräftigende Demonstration, vulgo Wunder genannt.
Der Spiritismus gab dem Menschen das Wissen um Gott und Unsterblichkeit
wieder. So manches verzweifelte Menschenkind fand darin seinen sittlichen Halt,
seine Daseinsfreude wieder, bis es ahnungslos jenen Parapsychologen in die
Hände fiel, die unter der Maske des Animismus ihre materialistische Weltanschauung
verbergen möchten und es in die Abgründe seelischer Verzweiflung
zurückschleuderten. Besäßen die Animisten unser Um-Gott-Wissen, dann würden
sie auch ein Verantwortlichkeitsgefühl besitzen und würden sich im eigenen
Interesse wohl hüten, solche nichtwiedergutzumachende seelenmordende Verbrechen
zu begehen, für die sie einst Gott —- gleichgültig, ob sie an ihn glauben
oder nicht — werden Rechenschaft ablegen müssen. Wir wissen, wo der
Feind steht!

Ich kehre zu den Ausführungen Prof. Wereides zurück. Mit vollem Rechte
bemerkt er, daß die psychischen Forscher, welche die größten Erlebnisse haben
, selten die volle Wahrheit veröffentlichen dürfen. Es ist leider so, doch liegt
dies in der Natur der Sache. Es spielen da gewaltige persönliche Momente hinein
, die nur ein Dichter unter dem Schleier der Dichtung wiedergeben kann,
ohne seine Seele vor den Augen Unberufener zu entblößen. Wir aber nehmen
unser Bestes mit ins Grab.

Eine Sterbende meldet sich an.

Frau Marie L., mit welcher ich sehr gut bekannt bin, hat mir am 6. Januar
1933 folgendes Erlebnis erzählt, das sie am 31. Dezember 1932 hatte.

Es war Silvesterabend, und ihre Angehörigen waren zur Danksagung nach
Gmunden gegangen; sie selbst saß in der Wohnküche ihres Landhauses in Pinsdorf
, mit Nähen beschäftigt. Die Küche ist neben der Diele gelegen, von dort
führt eine Türe ins Freie in den Garten. Die ganze Umgebung ist leicht übersichtlich
. Vor der Haustür hängt eine Zugglocke.

Es war dreiviertel auf fünl Uhr nachmittags, da hörte Frau L. die Hausglocke
, aber nicht bimmelnd, wie normalerweise, sondern dreimal kurz und hell
anschlagend. Sie ging sofort, um zu öffnen. Die Entfernung von der Küche zur
Haustüre beträgt höchstens zehn Söhritte. Während sie aufsperrte, hörte sie
draußen ein Schlürfen, wie wenn jemand sich am Abstreifer die Schuhe reinigt,
ferner leises Murmeln. Sie öffnete, und draußen war niemand zu sehen, auch


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