Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 136
(PDF, 78 MB)
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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 3. (März 1934.)

nicht die leiseste Spur von irgendeinem Ankömmling. Jetzt erst kam ihr zum
Bewußtsein, wie eigenartig die Glocke geläutet habe, und daß der ungemein
wachsame Hund, der in einem Winkel der Diele lag, und sonst jeden Kommenden
meldet, sic.h vollkommen ruhig verhalten hatte. Eine unheimliche Stimmung
überkam sie; sie ging wieder in die Küche, verhängte die Fenster und arbeitete
weiter. Es war um diese Zeit noch leidlich hell, man hätte jeden Menschen sehen
müssen, der sich dem Hause genähert hätte.

Als ihre Angehörigen abends heimkamen, erzählte ihnen Frau L. das Begebnis
; man kam schließlich überein, daß sie sich doch, getäuscht haben müsse,
aber am nächsten Vormittag kam Aufklärung: Ein Telegramm brachte Nachricht
vom plötzlichen unerwarteten Tode einer Schwägerin in Wien.

Mit dieser Verwandten war Frau L. in besonders lebhafter Freundschaft
verbunden gewesen; sie hatte sie noch in diesem Sommer zu Gaste gehabt. Damals
war jene Frau etwas leidend, doch in keiner irgendwie beunruhigenden
Weise. Niemand dachte daran, daß ihr Tod so rasch bevorstehe. Er trat am
31. Dezember um dreiviertel auf fünf Uhr nachmittags ein.

Es sieht hier fast aus, als habe die Sterbende in ihren letzten Momenten an
die ihr so liebe Frau gedacht und die Kraft gehabt, diese Gedanken hörbar zu
übertragen. In diesem Falle ist es seltsam, daß die Kraft von Wien bis Pinsdorf
wirksam war, die kleine Entfernung aber über die Türschwelle hinüber
nicht mehr zu überbrücken vermocht hat. Hedda Wagner, Linz.

Der Kapuziner ohne Kopf.

Von einem merkwürdigen Spuk, der sich in der alten Stadt Schärding am
Inn in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zutrug, erzählte mir meine
Tante Maria B., eine alte überaus gejstesfrische Dame, die die Schlußszene als
Kind selbst mit angesehen hat.

In Schärding befindet sich in der Kirchengasse, nicht weit von der Stadtpfarrkirche
, ein Haus mit einem großen Garten, angebaut an einen der alten
Türme, wie sie zu Verteidigungszwecken der Festung Schärding an der seinerzeitigen
Stadtmauer angebracht waren. Diesen Turm nannte man den Folterturm,
es waren auch noch Ketten und Marterwerkzeuge darin vorhanden, und er gehörte
ebenfalls dem Besitzer dieses Hauses.

In dem Haus gab es eine Wohnung, in welcher es seit langem spukte. Und
zwar derart, daß keine Wohnpartie lange drinnen bleiben mochte. Man hörte
Schritte und Laute, man war nie ganz allein in diesen Räumen; und oft kam es
vor, daß die Bewohner nachts auf ihren Decken einen Druck wie von einem
schweren Körper fühlten, und wenn sie darnach griffen, etwas wie einen rauhen
Körper fühlten. Etliche sahen auch des öftern die Gestalt eines Kapuziners ohne
Kopf in diesen Räumen herumgehen.

Ein Maurer, der ebenfalls diese Wohnung gemietet hatte, zog eines Morgens
um 4 Uhr mit Sack und Pack aus der Wohnung, weil er es ob des unheimlichen
Wesens drin nicht mehr ausnielt und nicht einmal mehr den Tag abwarten
mochte, um den Spukort zu verlassen.

Nach dieser Familie bezog meine Tante mit ihrer verwitweten Mutter diese
Räume — und sie haben zwar nie selbst etwas beobachtet, aber miterlebt, wie
der Spuk aufhörte. Und das kam so:

Eines Tages arbeitete der Hausherr im Garten und an der Mauer des Folterturmes
herum. Dabei brach er eine Mauerecke auf; und bei dieser Umarbeitung
kam etwas Seltsames zum Vorschein. Tante Maria erinnert sich noch lebhaft
, wie der Hausherr, mit dem sie gut bekannt waren, zu ihnen in die Wohnung
trat und, auf seine Schürze, in der er etwas trug, zeigend sagte: „Da habe
ich jetzt etwas gefunden — aber ihr müßt nicht erschrecken!" In seiner Schürze
hatte er einen Totenkopf ... Dieser wurde mit kirchlichen Zeremonien in einem
kleinen Beinhaus hinter der Stadtpfarrkirche beigesetzt — und von nun an hat
sich niemals wieder irgendein Spuk in diesem Hause gezeigt.

Ob nicht zwischen dem kopflosen Phantom des Kapuziners und dem aufgefundenen
Totenkopf Zusammenhänge bestehen? — Bemerkt muß noch werden
, daß es in Schärding wohl ein 1630 gegründetes Kapuzinerkloster gab, dieses
aber am entgegengesetzten Ende der Stadt gelegen ist.

Hedda Wagner, Linz.


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