Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 155
(PDF, 78 MB)
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Fellmann: Xenoglossie oder Phantasie?

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Worten. Diese ließen also ihren Ursprung leicht nachweisen. Dann meldeten
sich „Jenseitige*' — das Medium ist keine Spiritistin —, die angeblich altägyptische
und chinesische Worte brachten. Dabei ging es nicht um Namen, sondern
um Objektbezeichnungen.

Unter den Bildern, die Frl. X. medial malt, befand sich eines Tages ein
Kopf mit schmerzlich verkrampften Zügen, der als Porträt eines Ertrunkenen
erklärt wurde. Dabei fiel auch das Wort Bolivien. Wieder später ertappte sieb
Frl. X. dabei, fremde Worte vor sich hinzusummen, die sie selber nicht verstand
, weil sie rasend rasch und folglich fast ungetrennt erschienen. Erst als
es sich wiederholte — und das erstemal kamen sie endgereimt —, zeichnete
sie sie auf, in einfachster phonetischer Wiedergabe. Seitdem erhält sie immer
wieder Sätze und Worte. Der Vorgang ist folgendermaßen: Unerwartet spricht
„es" das Wort: „Bolivia!" Oder: „Bolivia ist da!" Dann werden Worte gesprochen
, Sätze, die meist sofort übersetzt werden ins Deutsche, ab und zu wohl
wörtlich, meist in verschiedenen Sätzen, so daß der Sinn klar wird, weil es in
-diesen Fällen „nicht genau gesagt werden kann". Es kommt auch vor, daß
nur fremde Worte gesagt werden, die später, manchmal Wochen später, ohne
daß sie Frl. X. inzwischen ansieht, plötzlich in Sätzen auftauchen. Die gleichen
Worte in andern Sätzen ändern auch den Sinn, werden umgedeutet, genau wie
alle Sprachen mit einem Wort mehrere Deutungen haben können.

Am besten erfaßt wird bei raschem Beden, bei langsamem gibt es Mißverständnisse
. Was nicht sofort eifaßt wiid, wird fast niemals wiederholt, erscheint
aber eventuell später in andern Sätzen.

Auf sehr langes Fragen — das Verständnis zwischen „Bolivia" und der
deutschen Sprache erweitert sich mit der Zeit — bekam Frl. X. die Antwort:
„Es ist die Sprache der Anden." (Also keine Marsspracbe!) Als wir eine Karte
vorlegten, wurde die Westküste Südamerikas gezeigt, mit dem Zusatz: „Land
liegt im Meer, untergegangen der größte Teil, in der großen moa eint a."

Alles Gesagte erscheint als Wiedergabe eines großen und ernsten Sonnenkultes
, Formeln, Gebete, Grüße einer Sonnenreligion. Erst später bezieht sich
die Rede auch auf Heutiges, auf das Medium und seine Umwelt. Z. B. wurde
ihm einmal eine zerbrochene Fensterscheibe gezeigt mit den Worten: „Mor
tschenda? — Zeichen der Not?" — Es stellte sich heraus, daß die Scheibe tatsächlich
aus Not nicht erneuert worden war.

Interessant erscheint ein Erlebnis, das Frl. X. im Sommer ip,33 hatte, nachdem
sie etwa ein halbes Jahr „Bolivia" aufnahm. Sie lernte auf einer Reise
einen in Weimar beamteten Dr. K. kennen, der seit der Kindheit die Gabe des
Sehens bat, aber aus „verständlichen" Gründen darüber schweigt. Beide wußten
nur voneinander, daß sie „metapsychische Interessen" hätten und wurden daraufhin
auf gegenseitigen Wunsch bekanntgemacht. Frl. X. hatte ihre „Bolivia"-
Aufzeichnungen mitgebracht und eingewickelt vor sich auf dem Tisch zu
liegen. Das Zusammensein wurde für alle dadurch erstaunlich, daß Herr Dr. K.
nach zehn Minuten zu Frl. X. sagte: „Sie sind nicht allein. Es stehen drei
Indianer hinter Ihnen, zwei Männer und eine Frau." Er beschrieb sie noch und
sagte nachdenklich schauend: „Sonderbar, wie stark und deutlich diese Gestalten


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