Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 169
(PDF, 78 MB)
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Kaindl: Ohre Paraphysiologie keine wahre Psychok>gie.

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(d. i. die durch die Sinne vermittelte) und eine außer dem Leibe (daher dem
leiblichen Bewußtsein fremde) oder magische. Dieser magische Verkehr folge
ganz anderen Gesetzen als der körperlich sinnliche, und zwar verhalte er sich
zu diesem, wie eine organische Gemeinschaft zu einer niehtorganischen. Sobald
für das Individuum der Zustand jener temporären Entkörperung (gleichsam
der teilweisen Entbindung der Psyche oder ihrer Erregung, einer elektrischen
vergleichbar) und mit ihm der bloß magische Verkehr mit der äußeren
Well eintrete, so könne auch die für es ohnedies nur erst magisch vorhandene
oder tiefere Region in ihm sich spiegeln und dieses Individuum könne also
nur vermittelst seiner niedrigeren Ekstase zu einer höheren gelangen, und
wenn sich auch ein solcher Rapport mit einer höheren oder tieferen Region
nicht jedesmal, vielmehr nur selten beurkunde, so finde sich der Glairvoyant
doch einem solchen Rapport bloßgegeben. Im Normalzustand decken sich beide
\orerwähnte Gemeinschaftssphären als konzentrische Kreise, seien jedoch leicht
versetzbar, wie denn des Menschen waches (körperlich sinnliches) Bewußtsein
nur zu leicht verrückbar sei, obschon der Materialist wie der Skeptiker auf
dasselbe felsenfest bauen zu können wähnen.

Der orthodoxen Psychologie, welche auf die Disziplinen der Biologie und
Physiologie basiert ist, wurde des öfteren der Vorwurf gemacht, daß sie eine
Seelenlehre ohne Seele sei, was insofern seine Berechtigung hat, als sie sich
bei ihrem Untersuchungsobjekte die Eiforschung des Unwesentlichen, des bewußten
Seelenlebens zum Ziele setzte, das Wesentliche hingegen, das unbewußte
Seelenleben, ohne welche das be»vußte kein Bestehen hätte, davon ausschloß.

Dieser Fundamentalirrtum der offiziellen Psychologie wurde schon vor
70 Jahren von dem Arzt und Seelenforscher Dr. G. C a r u s richtig erkannt und
er spricht davon in seinem Buche „Über Lebensmagnetismus" als einem höchst
bedauerlichen Irrgang der Wissenschaft. Nachdem aber dieser Irr- oder Abweg
von der offiziellen Wissenschaft nicht, wie Prof. Carus damals fest glaubte,
endgültig aufgegeben worden war, sondern derselbe selbst heute noch beharrlich
weiter verfolgt wird, so halte ich es nicht für überflüssig, die betreffende
Stelle aus dem \orerwähnten Buche hier wörtlich anzuführen.

„Lange Zeit", so heißt es darin, „war die Wissenschaft in der Irre gegangen
, indem sie von dem eigentlichen Urw es»en unsers Seins und Werdens, d.h.
von der Seele, geradezu loszulösen versuchte, alle jene Strebungen des Unbewußten
, auf denen ebenso die gesamten Mysterien des Bildungslebens ruhen.
Wie nun von ihnen die wunderbare Anziehung und Abstoßung der Gefühle, ja
selbst die oft noch wunderbarere eigene Heilkraft unserer Natur in Krankheilen
abhängt, sie versuchte dagegen unter dem Namen der „Lebenskraft"
oder irgendeinem ähnlichen, alles dies als ein Nicht-Seelisches darzustellen,
ohne zu ahnen, daß gerade hier das tief innerlichst Seelische nie hätte verkannt
werden sollen. Da, wo somit Aristoteles schon so richtig die Wahrheit
erfaßt hatte, indem er sagte: „Die Seele sei die erste Wirklichkeit eines natürlich
gegliederten Körpers', da tasteten die Späteren oft vielfältig im ungewissen, ja
im Absurden herum, indem sie zuletzt sogar dahin gelangten, den überhaupt


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