Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 173
(PDF, 78 MB)
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Mengel: Beitrag zur Erklärung parapsychologischer Phänomene usw. 173

barende Hingabe an Gott hat er es (u. a. nur auf diesem Umweg und durch
«das stetige Wissen und seine Notwendigkeit) für sich.

So ragt das Absolute von zwei entgegengesetzten Seiten her in die Endlichkeit
des Lebens herein und fordert Entscheidung, sei es zur allgemeinen sittlichen
Person oder zur religiösen Jemeinigkeit. Und doch ist das x\ntlitz des
Absoluten, von den beiden Seiten her gesehen, ein sehr verschiedenes: für den
ethischen Menschen ein in sich gründendes System allgemeiner Sollensforde-
rungen, die letzthin unter Absehung von allen empirischen Wertmaterien in
«eine ideale Tugend ausmünden, die Treue des Menschen gegen sich selber; für
den religiösen Menschen eine absolute Macht, die sich im Christentum zur
creatio ex nihilo steigert, zu einer Macht, die andererseits wieder individuelle
Person ist, wenn es gilt, sich einer sehnsuchtsvollen Seele zu offenbaren, eine
Macht, welche die furchtbare Verfallenheit der Sünde durch die Gnade des
«ewigen Lebens zum Erlöschen bringt. (Auf diese beiden Seiten des Absoluten
finden die scholastischen Termini von Essenz und Existenz eine treffende Anwendung
.)

So geht der Riß durch das endliche Leben des Menschen mitten hindurch.
Denn die Entscheidung für die eine Möglichkeit stellt von selbst die völlige Zurückdrängung
der anderen dar.

Und weiter: Was ist das entscheidungslose Leben des Alltagsmenschen? Ein
blinder Strom, ein verantwortungsloses Umher tappen zwischen Möglichkeiten.
Im Alltagsmenschen kommt das Streben, das ethische oder das religiöse Selbst zu
verwirklichen, dem Nullpunkt sehr nahe. Die Gestalten des alltäglichen Lebens
bewegen sich, da sie sich weder für die Allgemeinheit der sittlichen Person noch
für die Individualität der religiösen Existenz entscheiden, und doch zu beidem
die Möglichkeit haben, in einer mittleren Seinsform, in einer Art typischer Allgemeinheit
.

Jede Art der Entscheidung stellt» ein Heraustreten aus dem kontinuierlichen
Flusse des Lebens dar. Denn sie ist die Abgrenzung einer bestimmten Möglichkeit
gegen alle anderen; auch die religiöse Entscheidung ist Grenzsetzui g, wenn
auch die hier gezogene Grenze tief im Individuellen und im Irrationalen verankert
und vom Logos her immer nur in allgemeinen Analogien zu fassen ist.

Das Leben aber ist grenzenlos und seiner Intensität nach unendlich. Seine
Gestaltungen sind vergänglich wie die Blütenpraeht eines Baumes. Denn das
Alltagsleben kennt keine Treue gegen seine Formen; es schafft Gestalten, um
sie im nächsten Augenblicke wieder zu vernichten. Und doch gibt es im Alltags-
menschen ein dumpfes Ahnen: ,,Eine solche vorübergehende Form, ein solcher
mit den Wogen des Ozeans (mit dem der Alltag zu vergleichen ist) kämpfender
Kahn bin ich selber! Mag mir auch das ,Wann' meines Endes unbestimmt sein,
das ,Daß* ist mir jederzeit gewiß."

Wir möchten hier die Vermutung äußern, daß jeder Mensch, der seine Anlehnung
an das Absolute auf einem der beiden genannten Wege sucht, zu diesem
Schritt allein im Angesicht der gähnenden Todesleere gedrängt wird. Das
Leben schreit aus seiner Endlichkeit nach einem Rettungsanker, um mit seiner
Hilfe über den Abgrund des Todes hinübergerettet zu werden.


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