Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 175
(PDF, 78 MB)
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Mengel: Beitrag zur Erklärung parapsychologischer Phänomene usw. 175

erreicht (welches die höchste Stufe religiöser Konkreszenz darstellen dürfte); er
ist noch unabgeschlossen.

Ebenso ist auch der als parapsychologisches Phänomen erlebte Mitmensch
(mag er noch leben oder bereits verstorben sein) in einem religiösen Konkretisierungsprozeß
begriffen.

Wenn auch die einzelnen Entscheidungen des religiösen Lebens im Augenblicke
des Todes unauslöschlich geworden sind, so muß sich doch der religiöse
Prozeß der Selbstwerdung über das Grab hinaus fortsetzen. Wir werden hierzu
aus folgender Erwägung gedrängt:

Bei jeder parapsychologischen Intuition muß ebenso auf Seiten des Erlebten
wie auf Seiten des Erlebenden eine ausgeprägte Individualität \orherrschen. Denn
(wie wir unter II, 2 sehen werden) Individualität kann nur durch Individualität
erkannt werden. Andererseits aber ist Erkenntnis des Individuellen nur so lange
möglich, als noch zur Vermittlung ein, wenn auch noch so verschwindender, gemeinsamer
Bestandteil (in diesem Falle die gleichzeitige Verwurzelung in der
typischen Allgemeinheit des alltäglichen Lebens) vorhanden ist.

2. Ratio (d.h. Erkenntnis der allgemeinen Charaktere am
Gegenstande auf Grund der Gleichheit von Kategorien)
und Intuition (d. h. Erfassen der individuellen Züge am
Gegenstande auf Grund der verschiedenen Individualität
).

Damit ist schon die Überleitung zu dem Kapitel gewonnen, in dem die Intuition
als Erkenntnis des Individuellen, insbesondere der mit individuellen
Zügen ausgestatteten parapsychologischen Phänomene, betrachtet werden soll.
Die Intuition als Erfassen der individuellen Züge am Gegenstande ist ein tief
emotionales Angegangenwerden von demselben, ein blitzartiges Gewahrwerden
des Objektes. Nur an der Heterogenität der Individualitäten vermag sich der
Funken der Intuition zu entzünden.

a) Ratio. Hier liegt auch die scharfe Grenze zwischen Ratio und Intuition:
Ratio ist immer ein Erkennen der allgemeinen Wesenszüge am Gegenstande auf
Grund einer Gleichheit der Kategorien, die Subjekt und Objekt determinieren.
Ganz das Gegenteil ist bei der Intuition der Fall.

b) Intuition. Die Verschiedenheit von Subjekt und Objekt ist die Bedingung
der Intuition als Erkenntnis des Individuellen. Aber wie die Gleichheit
von Subjekt und Objekt als • Bedingung der Ratio immer noch einen freien
Spielraum für eine gewisse Verschiedenheit beider Sphären übrigläßt (denn bei
aller Gleichheit stehen sich Subjekt und Objekt einander als getrennte Sphären
gegenüber), so bedarf es trotz individueller Verschiedenheit als Bedingung jeder
Intuition noch einer — wenn auch noch so verschwindenden — Gleichheit von
Subjekt und Objekt. Wenn aus dem Reiben zweier verschiedener Kieselsteine
(Subjekt und Objekt) ein Funke (die Intuition) hervorsprüht, so können die
Steine noch so verschiedene Form besitzen; das eine haben sie gewiß gemeinsam,
nämlich daß sie Kieselsteine oder wenigstens Steine sind.

Deshalb wiesen wir auch im vorigen Kapitel darauf hin, daß bei aller


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