Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 198
(PDF, 78 MB)
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198

Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 5. (Mai 1934.)

liennamen deshalb nicht, damit der Verdacht nicht aufkommen könne, daß R.
vielleicht den Namen in irgendeiner Zeitungsnotiz gelesen haben dürfte.)
R. sagte dazu:

Das ist ein Bauer. Der sieht nur so aus, als ob er verrückt wäre; er ist es
aber nicht. Er sitzt und mit Berechtigung. Das ist ein Mittelding zwischen
durchtrieben und robust. Die hat er mit einer Hacke erschlagen, nämlich seine
Frau; zuerst wollte er abbrennen, hat sich das aber überlegt; Unfall vorgetäuscht
. Er hat es nicht im Affekt gemacht, nicht einfach erschlagen, sondern
wohlberechneter Meuchelmord. Und das hat er geschickt so gemacht, wie
wenn es ein anderer gemacht hätte. Der ist so schwer vom Leugnen wegzubringen
, daß er ruhig jemand anderen hereinbringen möchte. Er glaubt heute
noch, daß ihm nichts passieren wird, simuliert ganz störrisch; vollkommen
amoralisch. Vater Trinker. Er ist bewundernswert in seinem Leugnen.

Meine Frage: „Warum hat er die Frau erschlagen?"

R.: „Rein egozentrisch, einen Denkzettel hat er ihr gegeben. Moral ist bei
dem gleich Null.**

Meine Frage: „Das Milieu, in dem er die Frau erschlagen hat?"

R.: „Wahrscheinlich hat er sie meuchlings erschlagen, so vielleicht im Bette,
und dann konnte er sie so irgendwie herunterfallen lassen, oder hat er die
Spur der Tat sorgfältig verwischen wollen; oder im Stall erschlagen und nachher
den Stall angezündet... doch mit der Hacke hat er sie umgebracht. Die
Hacke ist mir ganz sicher; oder hat er sie zuerst heruntergeschmissen und dann
mit der Hacke erschlagen und in einen Nebenraum geschleift und dann hat er
noch das Haus angesteckt.**

Das Tatsächliche: Es handelt sich um einen Untersuchungsgefangenen, den
ich untersucht hatte. Er hatte vor anderthalb Jahren (weit entfernt von Prag)
abends seine Frau und zwei Kinder mit der Hacke erschlagen und nachher das
Haus angezündet, und zwar so, daß das Haus erst vier Stunden später in hellen
Brand geraten ist; leugnete die Tat bzw. simulierte einen pathologischen Erinnerungsdefekt
dafür.

Hier ist, was R. sagte, alles richtig, bis auf einige kleine Schwankungen.
Scho|i seine ersten Worte über den Fall waren: „Erschlagen mit der Hacke*',
im weiteren Verlaufe schwankte R., wie wenn ihm das Erschlagen mit der Hacke
nicht richtig geschienen hätte, kam jedoch immer wieder zu der Hacke zurück.
Der Mord der Kinder wurde von R. nicht erfaßt.

Bei diesem Schriftstück wußte ich zuerst nicht, was R. gerade in der Hand
halle, erst als er sagte, daß der Betreffende die Frau imit der Hacke erschlagen
•habe, ahnte ich schon, um welche Schriftprobe es sich handeln könne. Bis zu
diesem Momente kann also von Telepathie schlechtweg überhaupt nicht gesprochen
werden; die späteren Aussagen R.s könnte man immerhin als telepathisch
diktiert erklären.

In meinem Buche: „Experimente mit Rafael Schermann** habe ich den
Unterschied zwischen Graphologie und Metagraphologie zu fixieren versucht. Die
gewöhnliche Graphologie ist eine rein empirische Wissenschaft; sie studierte
Schriftzüge und Charakter der Schreiber nebeneinander, fand auf diese Weise,


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