Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 203
(PDF, 78 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1934/0228
Quade: Mediale Forschung in Hypnose

203

tistisch interessierten Kreisen einen Bericht über die besondere Forschungsmethode
des Herrn Johanson mit seinem einzigartigen Medium zu geben.

Herr Johanson, jetzt Anfang der Dreißiger, ist seit nahezu einem Jahrzehnt
in Reval als Hypnotiseur bekannt, arbeitet viel in Krankenhäusern und hat, auch
bei organischen Leiden, häufig noch dann mit der hypnotischen Behandlung
Erfolge, wenn die ärztliche Kunst versagt. So begab sich vor sieben Jahren auch
Frau Mai Kalamees wegen eines schweren Herzleidens, das ihr nach Meinung
ihres damaligen Arztes nur noch einige Monate zu leben lassen sollte, in seine
Behandlung.

Täglich versenkte Herr Johanson sie nun morgens und abends in hypnoti-
sehen Tiefschlaf, magnetisierte sie uad gab ihr auf die Gesundung gerichtete
Weisungen. Dabei stellte sich zufällig heraus, daß Frau Kalamees mediale Fähigkeiten
hatte und Herr Johanson ließ sich angelegen sein, dieselben zu ent-
wickeln. Er nahm die völlig mittellose Frau in sein Haus und in eine eigenartige
und strenge Schule. Er schaltete das Oberbewußtsein völlig aus, allmählich
aber auch zu einem erheblichen Teil das Unterbewußtsein und erzog das Me*-
dium, das in der Tiefhypnose ausgesprochen hellsinnig war, dahin, niemals Einflüsterungen
etwa anwesender Geister Gehör zu schenken, alle Beobachtungen
möglichst genau und eingehend zu machen, systematisch das Geschaute wiederzugeben
, sich von allen Abschweifungen fernzuhalten und immer tiefer ins
eigene Unterbewußtsein hinab — richtiger vielleicht —, immer höher ins eigene
Überbewußtsein hinauf zu steigen.

Daß dies in immer zunehmendem Maße gelang, war neben der Ausdauer
und starken Gedanken- und magnetischen Kraft des Hypnotiseurs ganz besonders
der seelischen Struktur, Gesinnung und Lebensführung der Frau Kalamees
zu verdanken. Frau Kalamees* Vater, von dem sie mit großer Liebe erzählt, verließ
das heimische Dorf, wo er als Waise für einen Bauern die Schweine hüten
mußte als halbwüchsiger Knabe, fand Unterschlupf bei einem deutschen Küster
in Reval und lernte später das Orgelspiel und als Autodidakt den Orgelbau. Er
hatte auch sonst großes mechanisches Geschick und verdiente seinen bescheidenen
Lebensunterhalt als von Dorf zu Dorf reisender Mechaniker, Buchbinder und
Orgel- und Klavierslimmer; er war ein frommer, stiller und weiser Mann, der
auf das Seelenleben seiner ältesten Tochter Mai einen entscheidenden Einfluß
ausübte.

Als Kind schon war sie nachdenklich, reifer als die Altersgenossen und von
inniger Frömmigkeit und Gebetsbereitschaft erfüllt. Dem Pfarrer ihres Heimatdorfes
von Gebhardt — dem Bruder des bekannten Malers biblischer Darstellungen
Eduard von Gebhardt — brachte sie Niederschriften, die sie halb im Trance
verfaßt hatte, über Erziehungs- und religiöse Fragen, und der Pfarrer wurde
ihr Berater und Freund. Sie konnte ihm seinen Tod drei Monate vor seinem
Abscheiden voraussagen und er betrachtete es als eine Gnade des Himmels, daß
ihm so Gelegenheit gegeben war, sein Haus zu bestellen und sich vorzubereitein.

Die Bibel ist das Buch, welches Frau Kalamees am genauesten kennt; sonst
hat sie nur sehr bescheidene Kenntnisse. Von den exakten Naturwissenschaften,
Geographie und Geschichte weiß sie verschwindend wenig, ebenso von Kunst und


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