Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 212
(PDF, 78 MB)
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212

Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 5. (Mai 1934.)

H. lächelnd mit der Bitte heran, ihm aus seiner Hand wahrzusagen. H. konzentrierte
sich, betrachtete die Hand (mir ist nicht bekannt, daß H. sonstwo auch
als Chirologe aufgetreten ist), stutzte und sagte betreten, er wisse nicht, ob er
das Recht habe, dem Herrn zu sagen... Worauf der sichtlich gut gelaunte Herr
ihn mit den Worten unterbrach: „Nur immer los!" Und so sagte H. mit ernster
Miene dem Herrn: „Sie werden eines gewaltsamen Todes sterben". Der so zum
Todeskandidaten Ernannte ergriff nunmehr laut lachend die Hand H.s und
„prophezeite" ihm fröhlichst seinerseits: „Sie werden auch ermordet werden!"
Sprach's und übergab Herrn H. seine Besuchskarte, auf der zu lesen stand: „Jean
Causeret, Prefet des Bouches du Rhöne". Die Szene war also sozusagen ein
tragikomisches Wahrsageduell zwischen Hanussen und Causeret, dem Präfekten
Yon Marseille.

Das gewaltsame Ende llanussens am 7. April iq33 ist ja bekannt, und auch
Causeret wurde genau vier Wochen früher, am 7. März io33 in Paris in der
Wohnung seiner Geliebten von dieser erschossen. Erst kürzlich, air 27. März
d. J. wurde diese Frau, mit Namen Germaine Huot, wegen Totschlags zu zwei
Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht glaubte ihr nicht, daß die Waffe im
Streit von selbst, ohne ihren Willen losgegangen sei.

Angesichts dieser Tatsachen und von diesem Urteil ausgehend, sei also nochmals
gefragt* „Hellsehen?" „Zufall?" oder „Keins von Beiden?" Ich will mich
bei der Analyse absichtlich ganz voraussetzungslos und theoretisch unbeschwert
einstellen und die Möglichkeit einer parapsychischen Vorausschau in die Zukunft
an dieser Stelle weder ablehnen noch anerkennen. (Meine grundsätzlich
positive Einstellung zu dieser transzendentalen Auffassung der Zeit ist vielleicht
bekannt.)

Leicht ist zunächst die Antwort auf die Frage, ob C. „hellgesehen4 hat.
Denn C. war kein Hellseher und wollte auch gar keiner sein. Seine psychologische
Verhaltensweise bei der tragikomischen Szene im Club du Faubourg ist,
seinem unbekümmerten Temperament entsprechend, die einer reaktiven, fröhlich
-ironischen Ablehnung irgendeines sich wichtig machenden „Hellsehers", als
ob er sagen wollte: „Das ist ja alles Blech! Wenn Sie mir meine Ermordung
voraussagen, ist das genau so wertlos, wie wenn ich Ihnen hiermit die Ihrige
verkündige." C. reagierte also schlagfertig und wortwörtlich auf die Worte H.s.
Hätte H. etwa „prophezeit", C. werde sich nächstens ein Bein brechen, so hätte
C. ganz bestimmt dem H. auch einen Beinbruch „prophezeit". Es erscheint mir
ferner ziemlich sicher, daß die ironische Haltung C.s sich nicht so sehr gegen H.
persönlich richtete, sondern ganz allgemein gegen die in der Person H.s verkörperte
Variete-Hellsehergilde, die er bloßstellen wollte. Nehmen wir also an, es
hätte ihm nicht H. gegenübergestanden, sondern, sagen wir mal, ein bekannter
Hellsehkonkurrent (und Anzweifler) H.s, und dieser, und nicht H., hätte dem C.
seine Ermordung vorausverkündet, so würde C. bestimmt mit derselben Gegen-
Prophezeiung darauf reagiert haben, und dann hätte ebenso bestimmt in diesem
Falle C. nicht „richtig" hellgesehen, wie die gegenteiligen Tatsachen ja beweisen
.

Nun aber zur Möglichkeit eines echten Hellsehens von Hanussen in die-


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