Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 225
(PDF, 78 MB)
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Kleine Mitteilungen

zimmer, sondern in meiner nebenanliegenden kleinen Bibliothek. Da träumte mir,
es erhöbe sich ein ganz leise beginnendes, dann sich ständig verstärkendes Zischen
im verlassenen Gemach und ich wußte, so versuchte nun eine Tote, mit der ich im
Leben zahlreiche Konflikte hatte, an mich zu gelangen. Mitten in meinem Entsetzen
wachte ich auf.

In der nächsten Nacht stellte sich folgender Traum ein: Ich kehre spät aus
einem Konzert nach Hause zurück. Wie ich gegen mein Zimmer schreite, dringt
plötzlich greller Lichtschein durch die dem eigentlichen Schlafzimmer gegenüberliegende
Glastüre des Salons. Ich warte. Das Licht erlischt so geräuschlos wie es
entstand, um einen Augenblick später wieder aufzuleuchten. Ich weiß, unsichtbare
.Wesen treiben ihr Spiel. Mir graut. Wie von Furien gepeitscht, rase ich die Treppe
hinunter und läute bei einer mir befreundeten Nachbarin Sturm. Mürrisch empfängt
mich die Hausgehilfin, dann erscheint die Dame. Außer Atem erzähle ich das Vorgefallene
und bitte, bis am Morgen bei ihnen bleiben zu dürfen, werde aber abgewiesen
. Lange stehe ich vor der Türe, bevor ich mich endlich entschließen kann,
meinen Rückweg anzutreten. In diesem Moment erwache ich.

Die Zeit verging. Meine Freundin schrieb mir aus England begeisterte Briefe
und forderte mich wiederholt zum Kommen auf. Ihre Worte fielen deshalb auf günstigen
Boden, weil ich immer und immer erneut an das Mädchen denken mußte.
Wenn doch alles nur von bestimmten Handbewegungen abhängt, warum, so fragte
ich mich, sollte ich nicht selbst zum Heilinstitut fahren und lernen? Da ich zudem
im Sinn hatte, die Wohnung zu wechseln, beschloß ich kurzerhand, keine andere
zu suchen, sondern meine Möbel einzustellen, nach London zu reisen und mir ohne
irgendwelche vorgefaßte Meinungen alles aus der Nähe anzusehen.

Dr. med. Eisina Meyer, Lausanne.

Ein weiterer Bericht über die Erlebnisse in London folgt. Red.

Justinus Kerner als Erforscher des Uebersinnlichen.

Von Hans Hänig.

Der Name des schwäbischen Dichters und Geistersehers Justinus Kerner ist
für jeden Okkultisten untrennbar mit seinem Buche: „Die Seherin von Prevorst"
verbunden, in welchem er die bei Frau Hauffe beobachteten Phänomene beschrieben
hat. Die wenigsten wissen indes mehr von ihm, obwohl damit seine Tätigkeit
auf diesem Gebiete keineswegs erschöpft war. J. Kern er hat sich nicht nur in seinen
Jugendjahren sehr mit diesem Stoffe beschäftigt, sondern er ist dieser Vorliebe
auch bis ins hohe Alter treu geblieberp. Er ist, kurz gesagt, ein sensitiver Mensen
gewesen, bei dem die Empfindungsschwelle nach drüben gelockert war. Er gehört
also in die Nähe von Sokrates, H. Cardanus u. a. — jener Menschheitstyp, den ich
in meiner Schrift: „Die Metaphysik der Geschichte" als den psychischen Menschen
bezeichnet habe.

Aus der umfangreichen Literatur über ihn heben sich drei Werke hervor:
Theobald Kerner: „Das Kernerhaus und seine Gäste", Maria Niethammer:
„J. Kerners Jugendliebe und mein Vaterhaus" und H. Straumann: „J. Kerner und
der Okkultismus in der deutschen Romantik". Die Schrift des letzteren bietet eine
feinsinnige, auf psychoanalytischer Grundlage* beruhende Schilderung von Kerners
Entwicklung, die freilich dem Okkultismus als solchem nicht immer ganz gerecht
wird. Die beiden ersten Schriften sind deshalb so wertvoll, weil sie von Kerners
eigenen Kindern geschrieben sind. Das Buch von Maria Niethammer, Kerners erstgeborenen
Tochter, bringt viele feinsinnige Züge aus dem Leben des Poeten und
und eine gemütvolle Schilderung seiner Häuslichkeit. Das Buch Theobald Kernefs
enthält eine Reihe entzückender Einzelbilder aus dem Leben des Kernerhauses. Es
hat zwar eine zweite Auflage erlebt, sollte aber noch viel mehr gelesen und in
unserer politisch so aufgeregten Zeit ein rechtes deutsches Hausbuch werden.

Straumann weist darauf hin, daß Kerner schon in seiner Tübinger Zeit okkulte
Neigungen und Erlebnisse hatte. So hatte er 1807 beim Gitarrespiel die Empfindung
, als lasse sich von oben eine schwere Masse auf ihn nieder. Der Freund, der
bei dieser Szene dabei war, sieht eine Gestalt über seinem Kopfe, die längs der
Wand verschwindet, worauf er zur Tür hinausstürmt. Kerner hat eine Lichthalluzination
und stürzt besinnungslos nieder. Als er wieder zu sich kommt, ist das
Licht erloschen.

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