Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 227
(PDF, 78 MB)
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Kleine Mitteilungen.

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auch durch sonstige Krankheiten getrübt, was er mit großer Demut ertrug. Als
Rickele starb, konnte er sich nicht mehr von dem Tuche trennen (Ausstrahlung!),
in das sie sich auf ihrem Sterbelager eingehüllt hatte. Seine Klecksographien
machen vielfach einen visionären Eindruck. Es traten wieder magische Kräfte in
ihm auf: so scheint er tatsächlich den Tod der bayrischen Fürstin Therese geahnt
zu haben. Er verspricht, als er an einem schönen Oktoberabend des Jahres 1861
mit Theobald in dem Wäldchen unweit des Alexanderhäuschens sitzt, nach seinem
Tode wiederzukommen, wenn es möglich sei — ein Versprechen, das er freilich
wie manche andere nicht gehalten hat. Übrigens behauptete E. Geibel, der dort
übernachtet hat, ein Gespenst gesehen zu haben, wovon er sich auch von Kerner
nicht abbringen ließ.

Wer heute das Kernerhaus in Weinsberg betritt, erlebt noch manches von dem,
was sich damals dort abgespielt hat. Er unterlasse es nicht, auch dem hochgelegenen
Löwenstein einen Besuch abzustatten, wo der edle Tierfreund Manfred
Kyber die letzten Tages seines Lebens zugebracht hat. Beides sind Stätten deutscher
Innerlichkeit, hineingebettet in eine Landschaft, die wie kaum eine andere die
Sehnsucht zu Wandern und Schauen aufkommen läßt.

Der fliegende Holländer.

Herr Leonhard Adelt, Dresden, schreibt uns:

Unlängst starb in München hochbetagt mein verehrter Kollege Prof. Dr.
Hugo Zöller, der sich um die Eroberung und Erforschung der deutschen Kolonien
geschichtlich bleibende Verdienste erworben hat. In seinem letzten, autobiographischen
Buch „Als Journalist und Forscher in Deutschlands großer Kolonialzeit
", Verlag bei Koehler & Amelang, Leipzig, erzählt Zöller noch einmal von
den Weltreisen, die er im Auftrage der „Kölnischen Zeitung" unternommen hat,
und tut dabei zweier merkwürdigen Erlebnisse Erwähnung. Bei dem streng
wahrheitsliebenden Charakter Zöllers, der noch völlig in den aitpreußischen Ehrbegriffen
wurzelte, verdient seine Mitteilung unbedingt Glauben und Beachtung.

Im Jahre 1881, auf seiner ersten Brasilienreise, besuchte Zöller die deutschen
Siedlungen längs der atlantischen Meeresküste; Seite 64 heißt es: „In einer überaus
stürmischen und nebligen Nacht befanden wir uns auf unserem knapp 40 Tonnen
fassenden und nicht gerade seetüchtigen Dampferchen, während der Kapitän
mit Fernglas und Senkblei verzweifelnd hantierend und jede Viertelstunde den
Kurs ändernd, nach allen Himmelsrichtungen -herumfuhr, viele Stunden lang in
einer wohl nicht ganz ungefährlichen Lage. Denn von überall, wohin wir uns
wenden mochten, scholl uns das Gelöse der auf die Felsen aufprallenden Brandung
entgegen. Hinter uns aber jagte, anscheinend vielleicht eine halbe Seemeile
entfernt, mit geschwellten, tiefschwarzen Segeln in gespenstischer Geschwindigkeit
ein jedes Licht entbehrendes großes Schiff, dessen riesige Maßverhäitnisse
durch eine gewisse Verschwommenheit der Umrisse noch auffälliger wirkten.
Bald schien die unbesorgt ins Klippengewirr hineinjagende Erscheinung uns fast
greifbar nahe kommen zu sollen, bald verschwand sie in dem vom Sturme gepeitschten
Nebelgewirr. Ais endlich die aufgehende Sonne das Nebeldach durchbrach
und wir einen ersten Ausblick auf Bergspitzen bekamen, war nichts mehr
davon zu sehen. Die wenigen, den ungebildeten Volksschichten angehörenden
Lusobrasiiier, die mit mir an Bord waren, sprachen bloß von einem Gespensterschiff
, während ich die Sache als eine mit der Fata Morgana verwandte Naturerscheinung
auffaßte, welche wohl die Grundlage für die Sage vom Fliegenden
Holländer abgegeben haben dürfte. Auffällig ist, daß die beiden von mir wahrgenommenen
Erscheinungen in die Nachtzeit fielen, während die Fata Morgana
meines Wissens nur dem Tage angehört."

21 Jahre später, 1902, begleitete Zöller den Prinzen Heinrich von Preußen
aut seiner Reise durch die Vereinigten Staaten; dabei kam es zu dem zweiten Erlebnis
(Seite 392/393): „Um sieben Uhr abends hatte ich mich bei dem am Südende
der Halbinsel Florida gelegenen Orte Tampa zur Oberfahrt nach Havanna
an Bord des mehr dem Fracht-, als dem Personenverkehr dienenden Dampfers
„Mascotte" begeben. Es wehte so gut wie kein Wind. Ohne jedwede Dünung
war die Wasserfläche, über der ein leichter Nebel lagerte; soweit man das beim
Sternenlicht einer mäßig dunklen Nacht erkennen konnte, leicht gekräuselt. Ich
arbeitete und schrieb bis nach elf Uhr abends in meiner Kabine und begab mich

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