Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 228
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1934/0253
228

Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 5. (Mai 1934.)

dann, um vor dem Zubettgehen noch etwas irische Luft zu schöpfen, auf das
unerleuchtete und völlig dunkle Hinterdeck, wo sich zu dieser späten Stunde
außer mir niemand befand. Da entdeckte ich nun, als ich mir einmal wieder gewohnheitsmäßig
nach allen Richtungen hin die leuchtenden Sternbilder anschaute,
an Steuerbord das genaue Ebenbild jenes eigenartigen tiefschwarzen und jeder
Beleuchtung entbehrenden Schiffes, wie ich es vor 21 Jahren gesehen hatte. Es
schien mir, und zwar diesmal mit halbgerefften Segeln, in einiger 'Entfernung
parallel mit uns unserem Kurse zu folgen. Auch mit dem Feldstecher, den ich
mir aus der Kabine holte, vermochte ich keine Spur von Licht oder irgendwelchem
Leben auf dem Schiffe zu entdecken. Noch war ich in den merkwürdigen
Anblick versunken, und es mochte schon Mitternacht vorüber sein, als
plötzlich mit den Worten: „Do You see the flying Dutchman?" ein Mann an
mich herantrat, den ich mich nicht entsann, bei der Abendmahlzeit, an der außer
den Schiffsoffizieren auch die wenigen Passagiere teilgenommen hatten, schon bemerkt
zu haben. Er mochte 30—40 Jahre zählen, trug Kniehosen, ein dunkles
Wams und einen kühn auf die linke Koptseite gestülpten breitrandigen Hut.
Während wir uns über die rätselhafte Erscheinung unterhielten, fiel mir auf, daß
er nicht wie die übrigen Schiffsinsassen mit ausgeprägt amerikanischem Akzent,
sondern ein tadelloses Englisch sprach. Als ich die Bemerkung machte, ich habe
bei Benutzung des Feldstechers den Eindruck, als ob auf der merkwürdigen Erscheinung
dunkle Gestalten sich bewegten, erwiderte er: „Sie irren sich, auf diesem
Schiff bewegt sich niemand." Nach einiger Zeit sagte mein Gefährte: „Ich
möchte doch einmal mit dem Kapitän darüber sprechen. Warten Sie bitte ein
bißchen, ich komme gleich wieder." Aber trotz allen Wartens kam er nicht zurück
. Und ich habe ihn auch am folgenden Tage und beim Landen in Havanna
nicht mehr gesehen, obwohl er, wenn er die gleiche Tracht trug, schon allein
durch dieselbe leicht kenntlich gewesen wäre. Des Wartens müde ging ich selbst
zur Kommandobrücke, um zu erfahren, daß der Kapitän schon längst im Bette
liege und daß der wachhabende Offizier soeben gewechselt habe. Außer mir sei
am Abend kein Passagier zur Kommandobrücke gekommen. Zu meinem Beobachtungsposten
zurückkehrend, sah ich nur noch das Sternenbild auf dem
Wassergekräusel glitzernd. Die rätselhafte Erscheinung aber war verschwunden.
— Am folgenden Tage schrieb ich aus Havanna über das kleine Erlebnis an
meine Frau, scherzend zwar, aber wenigstens doch im Unterbewußtsein mit
einem leisen Anflug von Besorgnis, ob nicht zu Hause Krankheit oder sonst ein
Unheil sich eingestellt haben könne. Ebenso wie 21 Jahre vorher ist nichts dergleichen
der Fall gewesen."

Mystische Vorgänge um einen Doppelgänger.

Im Märzheft von Westermanns Monatsheften d. J. ist eine Geschichte aus
Südafrika zu lesen, auf welche wir alle Leser dieser Zeitschrift aufmerksam
machen möchten. Sie führt den Titel: Der Pontok von Gwinorob (Werner
Schmidt, Pretoria, zeichnet als Verfasser).

Wir brauchen nicht nach Südafrika zu gehen, um Gleichartiges .zu erleben.
Unser Vaterland kann mit ähnlichem dienen. Folgende erlebte Geschichte enthält
nicht die geringste fabulöse Zutat, sie möge für sich sprechen. In den achtziger
Jahren führten mich Geschäfte nach Berlin. Ich suchte meinen Freund Dr. J.
auf, der mir seine Einführung in einen Geschäftskreis versprochen hatte, aber
bat, über Moabit zu fahren, woselbst er dem damals auf dem Gipfel seiner Berühmtheit
stehenden Anwalt Dr. L. ein Wort zu sagen hätte. So geschah es.
Wir trafen Dr. L. — ich wurde kurz vorgestellt, zog mich aber zurück, um die
Herren nicht zu stören. Da wurde während meines Hin- und Hergehens im
Vestibül, gefesselt und von zwei Wachtmännern begleitet, mein alter Freund
Paul M. an mir vorbeigeführt. „Paul, bist du's wirklich?" Er nickte traurig. —
Die Begleitung verbot das Gespräch mit dem Gefangenen, Dr. L. vermittelte, und
so konnte ich zur Identifizierung der Person eine Frage stellen, die nur mein
Freund Paul M. beantworten konnte. Die Antwort war richtig und kein Zweifel
an der Persönlichkeit möglich. Ich war außer mir — aber nichts zu machen.
Dr. L. versprach mir* Bericht über den Ausgang der Verhandlung zu geben. Ich ging
mit Dr. J. zur Verhandlung, sie zog sich in die Länge und ich konnte abends nur noch
eben den Nachtschnellzug nach Köln erreichen am Zentralbahnhof in der Friedrich-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1934/0253