Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 231
(PDF, 78 MB)
Bibliographische Information
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Kleine Mitteilungen.

231

IV.

Aus Stahmanns Buch „Ahnungen", berichtet Nork folgenden Fall: Die
Baronesse von St. träumte einst, ein alter Mann im braunen Samtkleid stände vor
dem Bett ihres sechsjährigen Söhnchens und küßte es auf Augen, Mund und
Brust. Im 16. Jahr starb der hoffnungsvolle Jüngling. Acht Jahr nach dessen Tod
bekam die Baronin aus einer Erbschaft mehrere Familienbilder. Man wickelte
die Rollen ab. Plötzlich stieß sie einen lauten Schrei aus und wurde ohnmächtig.
Nachdem sie sich erholt hatte, fand sich, daß der alte Mann im braunen Samtkleid
, dessen Bild sie unter den gefundenen Familienbildern so erschreckt hatte,
ihr Großvater war, mit täuschender Ähnlichkeit ihres Sohnes. Bei jeder Krankheit
ihres Gatten und noch einzigen Sohns bebte sie vor der Erscheinung; doch
fand sie sich nicht eher wieder, als einmal beim Anfang einer langwierigen Krankheit
ihres Gemahls, der fast zwei Jaihre an der Gicht litt. Trotz dieser Erscheinung
hatte sie immer noch Hoffnung auf die Genesung des Gatten. Als ihr aber
der Baron eines Morgens sagte: „Diese Nacht träumte mir, als küsse mich der
Mann im braunen Samtrock", da schwand ihre Hoffnung. Am dritten Tag darauf
starb der Baron.

V.

Im oben zitierten Buch von Stahmann findet sich folgender Fall aus den
„Memoiren einer Erzieherin". In einem Brief hatte ihm diese erzählt, daß sie
eine kranke Freundin pflegte, deren Zustand in keiner Weise bedrohlich zu sein
schien. Gegen Mitternacht glaubte die Kranke ihre seit zwei Jahren verstorbene
Mutter zu sehen, die ihr zuwinkte. Sie schlief dann wieder ruhig, und erzählte
dann folgenden Traum: Sie sei in ein enges Behältnis gepreßt worden, Kalkgeruch
habe sie umgeben, nur durch ein viereckiges Loch habe sie hinaussehen
können; da hätten eine Menge Köpfe aus der Erde sie angeguckt; besonders
aber einer, und zwar der der Erzieherin ihrer jüngern Jahre und noch einige
ihrer Bekannten, die aber längst tot waren. Und dann fährt die Erzählerin fort:
„Ich redete ihr alles möglichst aus, sie schien sich auch zu beruhigen. Gegen
zwei Uhr fragte sie mich, ob's bald um drei Uhr sei? Ich sagte „Nein!" —
„Ach!" rief sie wieder aus, „werin's doch nur erst drei Uhr wäre." — „Warum
denn?" fragte ich. „Ach, das werden Sie sehen!" antwortete sie, schlief wieder
ein, trank eine Tasse Tee und sank, noch die Tasse haltend, tot in meinen Arm
zurück. Ein Lungengeschwür war aufgegangen und hatte sie erstickt.

Wunderbar! — Wer den Dessauer alten Friedhot kennt, weiß, daß die
Schwibbogen in der Mauer nur ein» Stätte für einen Sarg betragen, daß vorn
ein viereckiges Loch — das übrige ist zugemauert — zum Einsatz einer Platte,
den Ruhenden bezeichnend, angebracht ist. Die Ruhestätte der Entschlafenen
mußte erst eingerichtet werden, ehe die Leiche bestattet wurde. Alle Toten wurden
nach der Reihe beerdigt und gerade der bezeichneten Öffnung gegenüber,
ruhte ihre Erzieherin nebst mehreren ihrer Bekannten.

VI.

Aus Steinbecks Buch „Der Dichter ein Seher", Leipzig 1836, bringt Nork
das nachstehende. Der verstorbene Osiander in Göttingen erzählte folgenden
Fall, den ich mit seinen eigenen Worten mitteilen will: Im Sommer 1816 fuhr
ein junger Gelehrter in Gesellschaft von Frauenzimmern und ältern Gelehrten
aufs Land und erzählte unterwegs, er sei in vergangener Nacht durch einen
Traum sehr geängstigt worden. Es habe ihm nämlich geträumt, er sei auf einem
Leichenacker mit seinem linken Fuß in ein Grab versunken und könne ihn nicht
mehr herausziehen, weil er ganz abgestorben sei.

Die Gesellschaft kam glücklich an Ort und Stelle an, war sehr vergnügt und
fuhr den folgenden Tag eben so vergnügt wieder zurück. Auf der Rückreise
sprang der junge Gelehrte vom Wagen, weil er eine Strecke zu Fuß gehen
wollte; unglücklicherweise trat er in ein Wagengeleis, fiel nieder und brach den
linken Fuß. Sein erstes Wort war: „Ach mein Bein, mein Traum! Mein Bein ist
verloren!" — Er wurde nach Hause gebracht, kam in die Behandlung eines berühmten
Wundarztes und alles ließ sich 60 an, daß man die völlige Heilung
bald erwarten konnte. Aber viele Wochen nachher erklärte der Wundarzt, daß
der Fuß wegen großer Eiterhöhlen und Knochenfraß unheilbar und das Leben
des Kranken nur dann zu retten sei, wenn er sich schnell zum Abnehmen des


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