Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 236
(PDF, 78 MB)
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Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 5. (Mai 1934.)

glauben verkümmern läßt. Der Franzose R.Rolland dämmerf in einem abgeklärten
Atheismus (sit venia verbo) dahin. Am unerquicklichsten empfindet man
die Ausführungen Edlef Köppens, der durch die Greuel des Krieges seinen Gottesglauben
verlor, da ihm der metaphysische Ewigkeitssinn fehlte. (Ich verweise
auf meinen Artikel „Mystisches und okkultes Erleben im Weltkriege" in der
Z. f. P., 1933, S. 34, worin im Gegensatze dazu hingewiesen wird, wie H. Zöber-
lein im Todesgrauen der Schlacht zu mystischem Gotterleben emporwuchs.)

Ausweichend, den Kern der Frage beiseite lassend, sind Fritz von Unruh,
M, Beheim-Schwarzbach, K. Bröger und Wolfg. Götz, die beiden letztgenannten
scheinen sich jedoch einem positiven Gottesglauben zu nähern. G. Benn spricht
statt über Gottesglauben über Metaphysik der Kunst, der katholische H. Carossa
läßt seinen Positivismus mehr erraten, als daß er ihn ausspräche, desgleichen die
katholische P. Grogger, die eine überaus fade, nicht zur Sache gehörige Geschichte
zum besten gibt. Die Schwedin Hildur Dixelius weicht ebenfalls aius in
ihrer Unklarheit, es ließe sich bei ihr vielleicht ein rationalistischer Glaube an
die Aufopferungspflicht feststellen. O.Gmelin verrät einen intellektuellen Skeptizismus
mit leiser Tendenz nach Gottbejahung. H. Hesse gibt eine Kritik der verschiedenen
Konfessionen, ohne auf das Gotterleben einzugehen, legt den Schluß
auf positive Einstellung nahe, ebenso Frd. Schnack, der sich hauptsächlich in
Erörterungen über das Verhältnis des konfessionellen Dichters zur Dichtkunst
ergeht. Frd. Freiherr von Gagern, der animistisch übertünchte Materialist, geht
auf die Kernfrage überhaupt nicht ein.

Gerda von Below gefällt sich in symbolisierender Unklarheit, verrät dabei
ein schüchternes Sichherantasten an die Reinkarnaitionslehre. Ebenso unklar ist
der Positivismus O. Brües\ Siegfr. von der Trencks Bekenntnis ließe sich als ein
Pseudoglaube an ein verborgenes Göttliches definieren. K. Röttger spricht sich
übtr konfessionelle Fragen aus, scheint im allgemeinen positiv eingestellt zu
sein. Bei K. Hey nicke läßt sich ein von großen Worten übertäubter Ansatz zur
Gottgläubigkeit erkennen. Gänzlich unausgeglichen und widerspruchsvoll sind die
Ausführungen der Ricarda Huch, die einerseits Gottesglauben markiert, anderseits
ihren Unglauben an ein ewiges Leben betont. Th. Mann läßt sich, wie nicht
anders zu erwarten, rhetorische Schönrednerei, die nichts Positives gibt, feststellen
. Völlig nichtssagend sind ferner die Ausführungen A. Lübbes und jene
Lud. Strauß,

Einen engumgrenzten, horizontlosen Positivismus finden wir bei Gertrud
von le Fori und dem Franzosen P. Claudel, zwei offenbarungsgläubigen Katholiken
. K. Hesselbacher ist und bleibt der bibelgläubige protestantische Pastor.
Der katholische Dichter R. von Schaukai verrät lahme Kirchengläubigkeit, sein
Gesinnungsgenosse Jak. - Kneip geht auf die Kernfrage nicht ein, betreibt dafür
um so eifriger eine unerquickliche katholische Propaganda. Beim Katholiken
H. Lerch stelle ich schwarz-rot koaliertes Christentum fest.

Jiine stattliche Reihe ergeben die Positivisten. Es seien P. Alverdes, Wald.
Bonseis, Herrn. Claudius, H.H. Ehrler, Klara Hofer, H. Johst, Friede Kratze,
Agnes Miegel, W. von Molo, R. Paulsen, Eman. Stik-Reiberger, O. Wirz, genannt
. E. Barlach bekennt sich zu einem übervernünftigen Gottesglauben, der
Norweger J. Boier zu einer auf der Gotteskindschaft aller Menschen beruhenden
Gläubigkeit. H. H. Bluncks Gottesglaube verrät metaphysischen Einschlag.
Th. Däubler ist in wuchtiger, doch schwer verständlicher Bildhaftigkeit der
Offenbarer eines theurgisch-kosmischen, in der Nordlichtidee gipfelnden Gott-
Sonnen-Glaubens. Der Jude A. Döblin läßt einen naturverwurzelten Glauben an
die Überindividualität des Seins erkennen, der judenblütige W. Eidlitz ist aus
einem Materialisten durch Innenschau zum Bekenner Gottes und des kosmischen
Christus erwachsen. Bei P. Ernst finden wir ehrliches Gottsucher- und Bekenner-
tum, bei R. Faesi einen aus Unglauben durch Innenerleben erwachten Gottglauben
, bei Frd. Griese den Glauben an ein metaphysisches Walten, bei Rud. Huch
die Neigung zu einem metaphysischen Positivismus. H, Chr. Kaergel erlebt im
Schneesturm verirrt und am Totenbette seines Kindes Gottesnähe. Fr. Kayßler
ist metaphysisch eingestellt mit tiefen Anklängen an die Wiedergeburtslehre. Ringendes
Gottsuchertum läßt A. Krüger erkennen, mystischen Gottesglauben mit
metaphysischem Einschlag Is. Kurz. Gewaltig wirkt das Bekenntnis des leider
zu früh heimgegangenen M. Kyber. Hier haben wir einen ganz Reifen vor uns.


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