Freiburger historische Bestände - digital

260 Zeitschrift für Parapsychologie. Heft 6. (Juni 1934.)

Spuknacht herrührten. Die Schrift war also neu entstanden, in einer Weise, daß
sie nicht vom Medium herrühren konnte; zudem fand sich bei Nachprüfung
weder im Bett noch an der Hand des Kindes eine Farbstift spur. Schriflmateria-
lisationen fanden auch später nochmals statt.

In der ersten Nacht, die ich im Hause des Mediums verbrachte, wurde dem
Kind der Rosenkranz, den es in Händen hatte, entrissen und mir mit Wucht auf
den Schoß geworfen; später wurde derselbe Rosenkranz nochmals dem Kind
entzogen, das zuvor daranhängende Kreuz war abgerissen und der Per lenkranz
wurde mir mit großer Kraft auf den Fuß geworfen. (Das Kreuz wurde in den
nächsten Tagen vergeblich gesucht, erst nach Wochen fiel es während einer erregten
Klopf nacht plötzlich \on der Decke hernieder auf die Großmutter.) Ich
bemerke, daß Rosenkranz und W eihwasser von den Angehörigen als Schutz gegen
„Judas" angewendet wurden, jedoch dessen besondere Wut und verstärktes Klopfen
im Gefolge hatten. Ferner sei betont, daß die Art des Werfens und Auf-
treffens derart erfolgte, daß es unmöglich durch das Medium oder einen Anwesenden
bewirkt worden sein konnte.

Bewegungen \on Gegenständen, auch Apporte aus anderen Räumen und
durch die Decke und verschlossene Türen hindurch sollen schon früher stattgefunden
haben. So soll vor einem Jahr aus dem Wohnzimmer ein Brettchen
ins Schlafzimmer geschwebt und dem Kinde an den Kopf geflogen sein. Als der
damals noch lebende Großvater sodann das klt ine Brett hinausgetragen und die
Türe geschlossen hatte, soll es durch die Türe hindurch von neuem dem Kinde
an den Kopf geflogen sein. Erst nach dem Bespritzen mit Weihwasser sei es
liegengeblieben. Auch von einem aus dem verschlossenen Kleiderschrank gegen
das Kind herausschwebenden Regenschirm wurde mir berichtet. Auch kürzlich
wurden vor mehreren einwandfreien Zeugen, die mir den Vorgang erzählten,
verschiedene Gegenstände durch die Luft getragen: Schere, Zündholzschachtel,
ein Unterteller. Als letzleren eine anwesende Krankenschwester aufheben wollte,
soll er sich heiß angefühlt haben. Ein Füllfederhalter wurde, wie mir ebenfalls
glaubhaft berichtet wurde, dem nach Hause gehenden "Vater des Kindes im
Stiegenhaus aus der Tasche gezogen und ins Schlafzimmer des Mediums zurückgetragen
. Damals hat sich auch folgendes ereignet: Die Großmutter, mit der das
Kind zusammenwohnt, vermißte ihren Leuchter: sie fragt „Judas", wo er sei.
„Im Hausgang!''4 ist dessen Antwort. Als die Großmutter mit einer Krankenschwester
sich hinunterbegab, stand er wirklich dort. Ein eindrucksvolles Erlebnis
hatte ich selbst noch in einer der letzten Sitzungen, diesmal im Hause der
Krankenschwestern, in dem das Kind während der letzten \\ ochen nächtigte.
Zumeist fordern wir „Judas'* vergebens auf, uns Bewegungen von Gegenständen
vorzuführen. Im Sprechzimmer der Schwestern der ambulanten Krankenpflege,
das als Schlaf- und Beobachtungszimmer zur Verfügung gestellt worden war,
machte es „Judas" besonderen Spaß, das schwere Wandbrett neben der einfachen
Bettstelle in Bewegung zu setzen. Immer wieder wirft er es halbmeterhoch in
die Höhe, zieht es, wenn die Bettstelle etwas weggerückt wird, gegen das Medium,
meist mit kraftvollem Ruck, und wir können bei dem Versuch, das Brett festzuhalten
, spüren, mit welch großer Kraft „der Geist" zu wirken weiß. Hier

A.