Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V., Frei122-Z6
Zeitschrift für Parapsychologie
9=61.1934
Seite: 267
(PDF, 78 MB)
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Miller: Interessante Spontanphänomene in Freising.

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ßerer Selbständigkeit, doch immer noch körperlich gehemmt im Traum, dann
auch in den Zuständen der Suggestion, der Hypnose, der Trance. Mediale Veranlagung
bedeutet vor allem die Loslösbarkeit des unterbewußten Ichs oder einer
Teilpersonifikation desselben von der Bewußtheit und damit die größere oder
geringere Befreiung derselben von den materiellen Gebundenheiten und Hemmungen
. Schon in den hemmungslosen Traumphantasien unterliegt die unterbewußte
Psyche einer anderen Zeitordnung, wenigstens einem anderen Tempo
als das bewußte Denken. Über die rasende Geschwindigkeit, in der die Träume
ablaufen, wurden bekanntlich in den letzten Jahren exakte Untersuchungen angestellt
. Aber bei medialen Zuständen vermag — so nehme ich an — die unterbewußte
oder nach anderer Begriffsaufstellung die unbewußte Psyche sich noch
stärker von der Ordnung der dreidimensionalen materiellen Welt zu emanzipieren
und nimmt an der Ordnung des rein Seelischen teil, d. h. es fallen die Grenzen
der Zeit und des Raumes; Vergangenheit und Zukunft können zur Gegenwart
werden; das für uns räumlich Ferne ist für die Seele das Nahe und die chemisch-
physikalischen Beengungen der räumlichen Welt fallen weg. Dieses ungehemmt
Seelische vermag mit anderon Psychen in Kontakt zu treten (Telepathie und Gedankenlesen
), vermag Vorgänge, die sich an anderen Orten und zu anderen
Zeiten abspielen, mitzuerleben (räumliches und zeitliches Hellsehen) und. vermag
sogar Materielles zu beeinflussen, chemisch-physikalische Kräfte aufzuheben
oder in seinen Dienst zu ziehen, vermag unter Umständen, man könnte es als
Schöpfungsakt bezeichnen und mit dem Schöpfungsvorgang in Parallele ziehen,
Materielles zu Gestalten zu formen (Materialisationen) oder — wie in unserem
Falle — Traumgestalten, Phantasiergestallen zu schauspielern l).

Nach dieser knappen (hypothetischen) Darlegung zur Analyse unseres
Falles. Im Unterbewußtsein des Mediums liegt das Material bereit, das zur Ge-
staltung, gewissermaßen zur zeitweisen Wiedergeburt \or allem der ,,guten"
Geister anregte. Die Mutter und die Großmutter mütterlicherseits waren dem
Kinde nicht persönlich bekannt, sie waren beide früh gestorben: aber ihre seinerzeitige
Existenz und ihr Todesdatum lebt im Unterbewußtsein fori. Aus dem
persönlichen bewußten Erlebniskreis stammen der Stiefgroßvater, der mit dem
Kind in schönstem Einvernehmen gelebt hatte und im Frühjahr iq33 slarb,
ferner zwei Freunde desselben, die mit unserem Medium seit dessen frühen
Kindheitstagen an in Sympathie standen und in ihrer einstigen Schützerrolle
nun eine Auferstehung feiern, ebenso der verehrte Onkel Pfarrer. Daneben
werden manche Gestalten freischöpferisch erfunden, man kennt ja die unerschöpfliche
Phantasie der unterbewußten Psyche, und werden nun als gute
oder auch als böse Geister zu einer gespensterhaften \\ irklichkeit. So sind
sicherlich z. B. die Räuber und. Mörder aus dem Jahrhundert frei erdichtet,
wobei ihre Namen eine überraschende Zeitgemäßheit aufweisen. (Lektüre! Geschichtsunterricht
!) Interessant ist auch, daß immer wieder der *n. September

') Näheres über die Stufen des Seelenlebens wird mein demnächst bei Müller
und J. Kiepenheuer erscheinendes Buch bringen: „Der seelische Aufbau der
Persönlichkeit. Biologische Seeienbetrachtung."


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