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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1961-04/0004
EDITORIAL

C. G. JUNG ZUM 85. GEBURTSTAG

Am 26. Juli i960 vollendete C. G. Jung, der weltbekannte Schweizer
Arzt und Psychologe, sein 85. Lebensjahr. Die von ihm begründete
«Analytische Psychologie» ist neben dem Werk des etwa zwei Dezennien
älteren Schöpfers der Psychoanalyse, Sigmund Freud, einer der wesentlichsten
psychologischen Entwürfe zum Verständnis des Menschen und
seiner Stellung in der Welt, der in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts
hervorgebracht wurde. In der lebenslangen Auseinandersetzung der beiden
Forscher - die mit der Trennung des Meister-Schüler-Verhältnisses
1912 begann - spiegelt sich ein Stück Geistesgeschichte: das Ringen um
ein Bild des Menschen, das die Dynamik der unbewußten Tiefe in das
Modell der Persönlichkeit einbezieht. Die Gegensätze zwischen Freud
und Jung entzündeten sich an der verschiedenen Sicht über das Wesen
des Unbewußten. Im Entwurf Freuds, der mit den naturalistischen und
rationalistischen Denkmitteln des 19. Jahrhunderts durchgeführt ist,
erscheint der Mensch in einseitiger Betonung des Bios als ein Wesen,
das sich durch die Vernunft aus der bedrohenden Wirklichkeit der Triebsphäre
retten muß. Dem Kraftfeld des vorwiegend sexuell gesehenen
Triebhaften, zu dem in einer späteren Konzeption Freuds als Antagonist
der Todestrieb hinzukam, entzieht sich der Mensch durch Sublimierung
der Triebtendenzen und Verdrängung des nicht Verwandelbaren. Das
vom Ich gekrönte und nach dem Leitbild des ,Überichs* funktionierende
Bewußtsein, Organ der Realitätswahrnehmung, kontrolliert das vom
Lustprinzip beherrschte «Es» und reichert durch die Verdrängung verbotener
Triebwünsche das Unbewußte an, das damit zu einer Art Hexenkessel
der Triebe wird. Freud stellt der ZukunftshofFnung, daß «der
Intellekt - der wissenschaftliche Geist, die Vernunft - mit der Zeit die
Diktatur im menschlichen Seelenleben erringen wird» die sich dem Erforscher
,seelischer Tatsachen' erschließende herrschende Mächtigkeit
der Triebsphäre entgegen. Die Träume als via regia zum Unbewußten,
die in verhüllter Form den verdrängten Tendenzen zu einer halluzinatorischen
Erfüllung verhelfen, offenbaren in der Interpretation Freuds
ein erschreckendes Bild der ,Tiefec. In den «Vorlesungen zur Einführung
in die Psychoanalyse» schreibt Freud über die dem Traum vor-


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