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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1961-04/0012
C. G. JUNG UND DIE PARAPSYCHOLOGIE 9

Jungs Interesse an der Parapsychologie als Wissenschaft begann zur
Zeit seines Medizinstudiums, also in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts
. Damals brauchte man noch mit Vorliebe den aus der Romantik
stammenden Ausdruck «Somnambulismus», oder man sprach von «Spiritismus
». Jungs Studienfreund Albert Oeri, später Basler Nationalrat
und Redaktor der «Basler Nachrichten», schrieb in seinem Aufsatz «Ein
paar Jugenderinnerungen», welchen er C. G. Jung zum 60. Geburtstag
widmete, folgendes über dessen damalige Beziehung zur Parapsychologie
*: «Ich möchte nicht verschweigen, daß Jung eine Hohe Schule
persönlichen Mutes durchgemacht hatte, indem er ausgiebig spiritistische
Literatur studierte, spiritistisch experimentierte und zu seinen Überzeugungen
, die er dadurch gewann, auch stand, solange sie nicht durch
sorgfältigere psychologische Studien korrigiert waren. Ihn empörte vorweg
, daß die damalige offizielle Wissenschaft die okkulten Phänomene
einfach leugnete, statt sie zu erforschen und sie zu erklären. So wurden
Spiritisten wie Zöllner und Crookes, von deren Lehren er einem stundenlang
erzählen konnte, für ihn zu heroischen Märtyrern der Wissenschaft.
Unter Freunden und Verwandten fand er Teilnehmer für spiritistische
S6ancen... Es war herrlich, sich von Jung darüber vordozieren zu
lassen, wenn man bei ihm auf der Bude saß. Sein niedlicher Dackel
schaute einen dann so ernst an, wie wenn er alles Gesprochene verstünde,
und Jung verfehlte nicht, mir mitzuteilen, daß das empfindsame Tierchen
manchmal jämmerlich winsle, wenn sich im Haus eine okkulte
Kraft betätigte.»

Wie Oeri andeutet, ließ es Jung nicht bei der Lektüre okkultistischer
Literatur bewenden, sondern begann mit eigenen Experimenten und veranstaltete
regelrechte S6ancen während der Jahre 1899 und 1900. Das
Medium war eine seiner Cousinen, ein Schulmädchen von 15 Jahren.
Zu Beginn dieser Tätigkeit, welche die Grundlage zu seiner Dissertation
«Zur Psychologie und Pathologie sogenannter okkulter Phänomene»**
bildete, ereigneten sich zwei «okkulte Phänomene» in der Wohnung, die
er mit seiner verwitweten Mutter und seiner Schwester teilte: ein schwerer
Tisch aus Nußbaum, ein altes Erbstück, spaltete sich mit lautem

* Aus der Festschrift Die kulturelle Bedeutung der komplexen Psychologie^ herausgegeben
vom Psychologischen Club Zürich, Berlin 1935.

** Zur Zeit vergriffen. Wird in Band I der «Gesammelten Werke» neu aufgelegt
.


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