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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1961-04/0021
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ANIELA JAFFE

dete der I Ging und seine Auswertung eines der Hauptthemen, die zwischen
den beiden Gelehrten erörtert wurden. In seinem Vorwort zur
englischen Ausgabe des I Ging schrieb Jung*:

«Ich verdanke Wilhelm die wertvollsten Aufschlüsse über das komplizierte
Problem des I Ging sowohl wie über die praktische Auswertung der gewonnenen
Resultate... Als Wilhelm damals bei mir in Zürich weilte, bat ich ihn,
ein Hexagramm über den Zustand unserer psychologischen Gesellschaft auszuarbeiten
. Die Situation war mir bekannt, ihm aber ganz und gar nicht. Die
Diagnose, die sich herausstellte, war verblüffend richtig und ebenso war es die
Prognose, welche ein Ereignis beschrieb, das erst später eintraf, und das ich
selber nicht vorausgesehen hatte. Mir selber war dieses Resultat allerdings
nicht mehr so erstaunlich, da ich bereits früher eine Reihe von bemerkenswerten
Erfahrungen mit der Methode gemacht hatte.»

Jung ging den unbequemen Fragen, die sich ihm durch die irrationalen
mantischen Methoden aufdrängten, nicht aus dem Wege und war nicht
geneigt, die zahlreichen und erstaunlichen Zusammenhänge zwischen
einer realen oder psychischen Situation einerseits und dem aus der
Teilung der Schafgarbenstengel oder dem Fallen der Münzen sich ergebenden
Hexagramm des I Ging andererseits als «Zufallstreffer» ab-
zutun.

«Die irrationale Fülle des Lebens hat mich gelehrt, nie etwas zu verwerfen,
auch wenn es gegen alle unsere (ach, so kurzlebigen) Theorien verstößt oder
sich sonstwie als vorderhand unerklärlich erweist. Man ist dadurch zwar beunruhigt
; man ist nicht ganz sicher, ob der Kompaß richtig zeigt, aber in
Sicherheit, Gewißheit und Ruhe macht man keine Entdeckungen. So ist es
auch mit dieser chinesischen Divinationsmethode»**.

Jung neigte zu der Ansicht, daß es sich bei den positiven Ergebnissen
des Orakels um Regelmäßigkeiten handelte, die er zunächst als einen «unerwarteten
Parallelismus von psychischem und physikalischem Geschehen
» erklärte**. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Astrologie
, insbesondere die moderne Charakterhoroskopie, welche auf Grund
desselben Parallelismus ihre Treffer erziele. Und wie sich aus Geburtsort
und -stunde ein astrologisches Charakterbild entwerfen läßt, so kann ein
guter Weinkenner aus einer Probe Region und Jahrgang mit Sicherheit
bestimmen, was dem Nichtkenner höchst fragwürdig vorkommt. Der
Charakter - sei es des Menschen, sei es des Weines - repräsentiert sozu-

* New York 1950.

** Vorwort zur engl. Ausgabe des / Ging, New York 1950


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