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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_parapsychologie1961-04/0059
«IRREGULÄRE» DIAGNOSEN

VON EDUARD MELCHIOR

Bei meinem Bericht handelt es sich in erster Linie um einige Fälle, bei
denen die Diagnose unter ganz ungewöhnlichen Umständen - ausgesprochen
«irregulär» - zustande kam. Was hierunter zu verstehen ist, wird dem
Leser erst nach Wiedergabe der Kasuistik verständlich werden, nicht aber
ohne weiteres die wissenschaftliche Deutung der hierbei in Betracht
kommenden Umstände. Ich bin daher H. Bender zu besonderem Dank
dafür verpflichtet, daß er diese letztere, meinen Kompetenzbereich überschreitende
Aufgabe selbst zu übernehmen die Freundlichkeit hatte.

Vorauszuschicken sind einige Ausführungen über meine sonstige
grundsätzliche Einstellung zur Diagnostik. Ich könnte dazu auf einen
im Jahre 1940 hierüber erschienenen Aufsatz verweisen, der jedoch, obwohl
in der Türkei auch in deutscher Sprache erschienen1, dem hiesigen
Leserkreise kaum zugänglich sein dürfte. Ich beginne daher mit der Angabe
, daß ich als langjähriger Lehrer der Chirurgie, anfänglich in Breslau,
dann als Ordinarius in Ankara, mich stets bemüht habe, die Diagnostik
in peinlich exakter Weise zu handhaben. Selbst in anscheinend eindeutigen
Fällen legte ich, schon mit Rücksicht auf die didaktische Aufgabe
, größten Wert darauf, auch unscheinbare Begleitumstände nicht
zu übersehen, sondern in den Gesamtkalkül einzubeziehen. Es gehörte
dazu ferner, über den Wahrscheinlichkeitsgrad der zu stellenden Diagnose,
soweit irgend möglich, zu einem Begriff zu gelangen. Für sogenannte «An-
hiebsdiagnosen» habe ich dagegen wenig Verständnis gehabt. Denn allzu
leicht führt dies dazu, daß über die Freude an vielleicht nur zufällig korrekt
beurteilten Fällen weniger befriedigende Ergebnisse bald in Vergessenheit
geraten und somit das diagnostische Gesamtniveau sinkt. Niemand
wird natürlich von sich behaupten dürfen, fehlerfrei arbeiten zu
können. So findet schon die Natur immer wieder neue Wege, um auch
den Sorgsamsten gelegentlich zu täuschen oder ihn vor bisher unbekannte
Situationen zu stellen. Unbedingte Pflicht wird es dann aber, nach Erkenntnis
des Irrtums den Hergang offen darzulegen, um damit künftig
ähnlichen Verkennungen besser vorbeugen zu können.

Zu allen Zeiten hat es nun hervorragende Ärzte gegeben, bei denen
das Erheben und die kritische Synthese des Untersuchungsbefundes -


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