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Das Pfalzburger Land einst und jetzt.
Von Charles HOUPERT.
Jenseits von Zabern besitzen die unter sich
so verschieden gearteten Schwestern Elsass
und Lothringen, seit immer schon, einen
gemeinsamen Familienbesitz. Das Pfalzburger
Land mit Lützelburg und Dagsburg ist ein
Uebergangsland und zeigt, dass administrative
Grenzen nicht immer trennend wirken. Ganz
im Gegenteil.
Das Elsass hört tatsächlich nicht an der
Grenze des Departement Bas-Rhin auf. Ueber
die Heimat Erckmann-Chatrian hinaus, die
das Elsass mit Lothringen verbindet, verbreitet
sich nach wie vor der elsässische Ein-
fluss in einer Landschaft, die es verdient, dass
man sich mit ihr befasst. Vor 1870 gehörte
das Pfalzburger Land zum Département der
Meurthe mit Nancy als Hauptstadt und es
hat sich später dieser Landstrich nicht stärker
mit dem Metzer Land verbunden wie vorher
mit der Meurthe. Nichts erscheint uns übrigens
natürlicher.
Wie dem auch sei, Pfalzburg liegt in Lothringen
und es liegt keineswegs in unserer
Absicht diese Tatsache zu leugnen oder irgend
wie schmälern zu wollen. Wir wollen lediglich
untersuchen inwiefern heute wie auch ehemals
das Pfalzburger Land einen richtigen Bindestrich
zwischen den beiden Provinzen unserer
engeren Heimat darstellt. Sehr idyllisch ist
dieser Landstrich zu Füssen des Nordabhangs
des Donon, in dem die Vogesen von tausend
auf 400 Meter Höhe herabgleiten und zwischen
Pfalzburg und Zabern auf eine Breite von
nur fünf Kilometer zusammenschrumpfen.
Zwei Lothringer, Emile Erckmann, in
Pfalzburg geboren und Alexandre Chatrian
aus dem Soldatenthal bei Abreschwiller stammend
, haben merkwürdigerweise meisterhaft
die elsässische Seele und Eigenart verstanden
und interpretiert. Die elsässische und lothringische
Seele, wenn man so will. Ihr gemeinsames
Werk, in welchem Erckmann den
grösseren Platz einnimmt, hat nichts von
seinem Werte eingebüsst. Von einfacher Schönheit
, überall den bodenständigen Charakter
verratend, gleichen die Schriften von Erckmann-
Chatrian einem der klaren Vogesenwasser, die
so anmutig in den Tälern der kleinen Vogesen
fliessen, und in die sich Lothringen und das
Elsass teilen. Dieses ruhige Land hat sein
Angesicht kaum verändert.
Im heutigen Pfalzburg erkennt man die
Vergangenheit auf Schritt und Tritt. Das
Rathaus beherrscht die Reihen der altertümlichen
kleinen Häuser wie ein Offizier des
ersten Kaiserreichs sein Carré Soldaten. Auf
dem stillen und grossen Platz stehen noch
Häuser mit kleinen und gemütlichen Läden.
In einem von ihnen könnte noch ganz in den
Rahmen passend, ein Nachkomme des Uhrmachers
Joseph Bertha, des Rekruten von
1813 wohnen.
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Pfalzburg, der grosse Platz mit dem Denkmal
des Maréchal Lobati (Général Mouton).
Die Zaberner Steige erfreut den Autofahrer,
vorausgesetzt, dass er einen kräftigen Wagen
lenkt.
Die Strasse ist schön.
Der Wagen zeigt hier was er kann und
stesst fest den Berg hinauf, in den Wald
hinein.
Kein Merkzeichen ist notwendig um die
landschaftliche Scheidung zwischen dem Elsass
und Lothringen anzuzeigen. Wer in der
Eisenbahn nach Lothringen fährt, durchkreuzt
zunächst bis zum Arzwiller Tunnel
das lachende Tal der kleinen Vogesen ,das
allmählich das lothringische Plateau einleitet.
Die Zaberner Steige dagegen versetzt uns
unvermittelt mitten in unser Thema und auf
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