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Tafel IL
Die Gehörknöchelchen, ossicula anditus, yom Erwachsenen und vom
Fengehornen in verschiedener Darstellung \
Die Zahlen, zur, Bezeiclmung der Figuren beigefügt, sind in drei Reihen, diesen entsprechend
geordnet. Wegen der Grössenverhältnisse der einzelnen Figuren zu einander, nämlich der
des Erwachsenen zu denen "des Neugebornen, schien es zweckdienlich, class dieselben zusammen
auf Einem Tableau photographirt wurden.
Fig. 1. Der rechte Hammer, malleus, eines Erwachsenen von aussen gesehen. An dem nach
aufwärts gerichteten Köpfchen, capitulum mallei, sind die in einem stumpfen Winkel zusammen-
stossenden Gelenkflächen, zur Aufnahme des Amboses, nach links gerichtet. Der Hammerkopf wird
nach unten etwas schmäler, ohne sich an dieser Figur scharf von dem Handgriff, manubrium
mallei, abzugrenzen. Der Handgriff, bei dem Erwachsenen in gerader Richtung nach abwärts
stehend, endet in einer stumpfen Spitze. An der Basis des Hammerhandgriffes steht nach links
ein stumpf-spitziger Fortsatz, processus brevis s. obtusus, welcher, da er nach aussen gegen die
Trommelfellseite gerichtet ist, auch processus externus genannt wird. Etwas höher, über dem
kurzen Fortsatze, steht ein langer Fortsatz, processus longus s. Folii*) s. folianus, nach rechts und
unten, welcher in eine dünne Spitze ausläuft, die in die fissura Glaseri hereinragt, daher man
auch den Fortsatz processus anterior s. spinosus nennt.
Der processus folianus ist an dem Hammer des Erwachsenen sehr schwer darstellbar, weil das
dünne Ende desselben während der Maceration leicht abbricht und in der fissura Glaseri stecken
bleibt. Mitunter ist statt des langen Fortsatzes ein kürzerer stumpfspitziger vorhanden, welcher
nur bis in den innern Anfangstheil der fissura petroso-squamosa reicht. Auch an frischen Objec-
ten bemüht man sich oft vergebens einen langen Fortsatz zu beobachten.
Fig. 2. (Zweite Figur der ersten Reihe.) Der rechte Anibos, incus, des Erwachsenen
von innen gesehen. Der nach links und oben gerichtete Körper, corpus incudis, trägt die stumpfwinkelige
, an ihrer Peripherie scharf abgegrenzte Gelenkfläche, welche sich an die correspondirende
der Seitenfläche des Hammerkopfes anlegt. Ton dem vorderen Theile des Körpers, dem nach
links gerichteten in der Abbildung, geht der leichtgebogene lange Schenkel oder Fortsatz, crus
longum s. processus longus, welcher in seiner ganzen Länge von fast gleicher Stärke ist, gerade
nach abwärts. Ein wenig entfernt von seinem unteren Ende (S. Fig. 9) erscheint das von der
Fläche gesehene kleine linsenförmige Knöchelchen, ossiculum lenticulare s. orbiculare Sylvii **)
welches einen mit dem langen Schenkel in knöcherner Verbindung stehenden Gelenkfortsatz, processus
articularis, darstellt. Der nach rechts gerichtete stumpfe Schenkel oder Fortsatz, crus breve
*) Folius, ein Arzt zu Venedig, beschrieb zuerst im Jahre 1645 den langen Fortsatz ausführlich. Auch wird
der lange Fortsatz unter dem Namen processus Ravii, nach Ravius, einem Badener Landeskind, Jakob
Rau, Prof. der Anatomie und Chirurgie zu Leyden, aufgeführt.
*) Franz de le Boe* Sylvius, Professor der Medicin zu Leyden, gestorben 1672, beschrieb den medialen Gelenkfortsatz
des Amboses als ein selbständiges Knöchelchen.
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