Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 10
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Freimaurer-Literatur

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von der Hegemonie der Englischen Grossloge zu eman-
cipiren, sodann die deutschen Maurer in einer oder der
anderen Form zu einem System zu vereinigen; dies
Alles zu einer Zeit, wo das Römische Reich Deutscher
Nation mit Riesenschritten seinem Verfall entgegeneilte,
und wol hauptsächlich um desswillen ohne Erfolg.

Von den Conventen, die zu diesem Zweck in dem
letzten Viertel des 18. Jahrhunderts stattfanden, gedenke
ich hauptsächlich des 1782 zu Wilhelmshad stattgehabten
, weil er ein Generalconvent sein und alle
Maurersysteme miteinander vereinigen sollte; von den
anderen Versuchen verdient hauptsächlich das Rundschreiben
des Eklektischen Bundes vom März 1783,
wenngleich es seinen Zweck, „die Wiederherstellung der
K. Kunst der alten Freimaurerei" nicht erreichte, weil
es zuerst die reine Johannismaurerei betonte und weil
dieser Bund heute noch blüht und unser Eintrachtsbund
ja doch nur sein jüngerer Bruder ist, und der deutsche
Freimaurerbund Erwähnung, den der Hessen-Darmstädtische
Geheimrath Bode im Jahre 1790 zu gründen
den vergeblichen Versuch machte. Bode war 1761 in
Hamburg in den Freimaurerbund aufgenommen, bald
darauf zur stricten Observanz übergegangen und hat
sein Leben lang gegen das Zinnendorf sehe System und
gegen die Jesuiten, die er, wenn auch irrthümlicher-
weise, als die geheimen Oberen einiger maurerischen
Systeme ansah, gekämpft. Er war auch in den Illuminatenorden
eingetreten und hatte hier wie in der
stricten Observanz, die er später, nach erlangter besserer
Einsicht, heftig befehdete, die hervorragendsten Stel-\
lungen eingenommen; überdies war er ein maurerischer
Schriftsteller von grosser Bedeutung und seltenem Frei-
muth. Durch einen Circularbrief vom Jahre 1790 an
alle deutschen Freimaurer - Logen macht er genau prä-
eisirte „Vorschläge zur festeren Knüpfung eines auf
durchgängige Gleichheit und Freiheit begründen Bundes
zwischen allen deutschen Logen der symbolischen
Grade", die wir hier nicht einmal andeuten können,
obgleich sie iür ewige Zeiten das Denkmal eines ächten
deutschen Freimaurers bleiben werden, dem seine
Freunde, ohne sich einer Uebertreibung schuldig zu
machen, auf seinen Grabstein schreiben durften: „Rastlos
und muthig beförderte er Wahrheit, Aufklärung und
Menschenwohl". Sein bereits im Jahre 1793 erfolgter
Tod hinderte ihn, für die Ausbreitung seiner Idee weiter
zu wirken, die ohnehin bei der Indolenz seiner Zeitgenossen
, den Revolutionsstürmen und dem Waffengetöse,
welche das neue Jahrhundert inaugurirten, kein Entgegenkommen
gefunden haben würde.

Ausser diesen Versuchen ist noch des Grossen
Freimaurer-Vereins zu gedenken, dessen Stiftung
sich die hochverdienten Brr Fessler und Schröder angelegen
sein liessen, und der, nachdem Frankfurt abgelehnt
, die Grosslogen von Hamburg, Hannover und
,.Royal - \?ork" zu dem Zwecke „gemeinschaftlicher
äusserer Ausübung, Erhaltung und Fortpflanzung der
Freimaurerei" vereinigte und unter ausdrücklichem Ausschluss
der Hochgrade die drei Grade des ältesten englischen
Rituals anerkannte. Dieser im September 1801

gegründete Bund war leider auch nur von kurzer
Lebensdauer.

Aber auch die Jahre des Unglücks, welche die
eiserne Faust des Corsen und die verrätherische Politik
seiner Rheinbundsgenossen über unser Vaterland gebracht
, und die auf die Völkerschlacht folgende Kirchhofsruhe
, in welcher auf deutscher Erde jede Blüthe
der Freiheit und Einheit für ewig begraben zu sein
schien, waren nicht geeignet, den grossen Gedanken der
Einigung der deutschen Freimaurerei aufs Neue anzuregen
. Wenn auch die drei preussischen Grosslogen
durch das ihnen verliehene landesherrliche Privilegium
(1798), welches sie allein zur Constituirung von Logen
innerhalb des preussischen Staates autorisirte, in eine
Interessengemeinschaft getreten waren und zur Vorbe-
rathung maurerischer Gegenstände 1810 den Freimaurer-
Verein der drei Grosslogen zu Berlin geschlossen hatten,
so war damit zwar ein rein äusserlicher Zusammenhang
geschaffen, aber für die materielle Einigung der nach
drei verschiedenen Systemen arbeitenden Logenverbände
gar nichts erreicht. Die ersten vier Jahrzehnte des
19. Jahrhunderts bezeichnen für die Freimaurerei
Deutschlands einen Abschnitt der Zerfahrenheit und
Erschlaffung, um so mehr als in den meisten ausser-
preussischen Staaten eine derselben sehr ungünstige
Auffassung an maassgebender Stelle Platz gegriffen, in
einzelnen sogar ein Verbot der Mitgliedschaft und Auflösung
der Logen stattgefunden hatte, arbeiteten doch
allein in Frankfurt a. M. seit 1832 eine Carlsloge, zwei
eklektische, eine unter der englischen Grossloge und
eine unter dem Grand Orient de France. Lichtblicke
für die K. Kunst waren in dieser Zeit die 100jährige
Jubelfeier der ältesten deutschen Loge „Absalom" in
Hamburg 1837, welche als Geburtstag der deutschen
Freimaurerei im Allgemeinen auch an anderen Orienten
gefeiert wurde, die Säcularfeier des Eintritts Friedrichs
des Grossen in den Bund, dessen Verdienste um die
Einführung und Verbreitung der Freimaurerei in Deutschland
immer mehr durch die Forschung klar gestellt
werden, im Jahre 1838, die Gründung des preussischen
Grossmeistervereins 1839 zur gemeinsamen Berathung
maurerischer Gegenstände und zu immer grösserer Befestigung
des freundschaftlichen Verkehrs zwischen den
Logen des gemeinsamen Vaterlandes und die am 22. Mai
1840 erfolgte Aufnahme des Prinzen Wilhelm von
Preussen in der eigens hierfür constituirten „gemeinsamen
preussischen Grossloge" in alle drei Freimaurerlogen
der preussischen Staaten ohne Rücksicht auf
deren Lehrart und die Uebernahme der Würde eines
Protektors durch denselben. So sehr meines Erachtens
das Institut des Protektorats angefochten werden kann,
so hat doch gerade unser jetziger Kaiser sich namentlich
in der Zeit der Reaction als starker Schild der
Freimaurerei erwiesen und im Jahre 1853 seinen einzigen
Sohn derselben zugeführt, der gleich seinem
Vater stets warmes Interesse an unserer Sache bewiesen
hat.

Erst dem schönen, aber kurzen Völkerfrühling des
Jahres 1848 war es vorbehalten, die Einigungsbestre-


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