Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 28
(PDF, 136 MB)
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fang an und wird derselbe bleiben, so lange Menschen
existiren.

Nicht Wind und Welle sollen uns bestimmen,
leichtfertig die Form zu vernichten, aber eben so wenig
sollen wir uns mit dem Gedanken zufrieden geben, dass
das Bestehende in jeder Weise seinen Zweck erfüllt.
Besser is es unter Umständen, sich selbst mit dem Gedanken
vertraut zu machen:

„Die Form kann zerfallen, was hat's denn für Noth
Der Geist lebt in uns allen, und unser Schild ist

Gott!"

Uns alle erhebe das Bewusstsein, dass „nicht, was
man erreicht, sondern was und wie man erstrebt", der
wahre Prüfstein unseres Werthes sei.

Vorüber rauscht der Strom der Zeiten,
Was heut' noch blüht in frischer Jugendkraft,
Hat morgen schon die Welle weggerafft
Und führt's hinab in's Meer der Ewigkeiten.
Vernichtet wird, was irdisch an uns heisst,
Drum müssen wir zu Geist uns ganz verklären.
Es kann kein Gott das Leben dem gewähren,
Der in sich selbst ertödtet seinen Geist.
Drum Heil dem Bunde, der an Gott uns hält
Und der uns einführt in die Geisterwelt,
Der unsern Seelen Schwingen gibt zum Leben
Uns aus der Nacht des Todes zu erheben!

(Marbach.)

Die socialen Aufgaben der FreiMrei.

(Schluss.)

Die Loge „Felvidek" gibt auch der Ansicht Ausdruck
, dass die Schwesterlogen im Vaterlande gemeinsame
Werkthätigkeit zu entwickeln haben. Ihr Bestreben
soll vor allem dahin gerichtet sein:

1) Die Volkserziehung und Volksbildung zu fördern.

2) Die Errichtung von Findelhäusern und Kinder-
bewahranstalten, sowie

3) von Corrections- und Eettungs - Anstalten zu
fördern.

4) Der Trunksucht entgegenzutreten.

5) Gegen die Verarmung zu kämpfen, unsere Aufgabe
ist es, im Volke die Lust und den Sinn für die
Sparsamkeit zu erwecken. Ganz richtig bemerkt diesbezüglich
die Loge, dass wir unsere Pflicht nicht blos
darin suchen sollen, den Armen unsere geringen Spenden
zu verabreichen, sondern vielmehr darin, dass wir
die Ursachen der Verarmung durch moralische Mittel
zu beheben trachten." —

„In ähnlichem Sinne äussert sich auch die Loge
„Szent Istvän", welche, als die wichtigste der freimaurerischen
Aufgaben, die Verbreitung der Aufklärung
und des Wissens, die Ausrottung der Vorurtheile, die
Milderung der Sitten, die Linderung des Elends und
di« Beendigung allen nationalen Haders hinstellt.

Die Loge „Tisza" bezeichnet die Lösung folgender

socialer Aufgaben als Ziel der Bestrebungen unserer
L.-Loge:

„Die Heranbildung einer ganz neuen mit freimaurerischen
Ideen imprägnirten Generation durch Gewinnung
der Lehrkräfte und Familienväter, durch Besetzung
der Lehrkanzeln mit Freimaurern*), durch Förderung
der Eettungshäuser und Volksschulen, und edlich durch
Herausgabe und Verbreitung von im frmrischen Geiste
geleiteten Jugendschriften und Büchern.

Die Beschränkung und Aufhebung der Glücksspiele
und die Ausrottung der Trunksucht.

Die Einschränkung des Wuchers, durch Errichtung
von Volksbanken und durch Verfolgung der Wucherer
mittelst aller gesetzlich erlaubten Mittel.

Die Einschränkung der Prostitution, hauptsächlich
durch Förderung der weiblichen Bildung und durch
Qualificirung der Frauen zu anständiger Arbeit.

Die Aufhebung des Proletariats.

Die Einschränkung des Luxus, durch gutes Beispiel,
Belehrung, Unterstützung, durch Schulsparkassen etc.

Die Besserung der Dienstboten und überhaupt des
Arbeiterstandes." —

Aehnlich spricht sich die Loge „Zur Verschwiegenheit
" aus, indem sie sagt, dass unser Bund die Lösung
aller socialer Fragen oder wenigstens die Klärung derselben
erstreben soll. Unsere L.-L. werden indessen
nur dann mit Nutzen zu wirken vermögen, wenn sie
vor allem ihr Hauptaugenmerk auf die ihre nächste
Umgebung betreffenden Angelegenheiten hinlenken. Sie
mögen sich also in jenem Kreise, in jener Stadt, wo sie
residiren, die leitende Eolle in allen culturellen, humanitären
, künstlerischen und wissenschaftlichen, ja sogar
selbst in materiellen und wirthschaftlichen Fragen
sichern. Sie sollen vor allem auf Entwicklung der
Volkserziehung hinwirken, sie sollen ihre Aufmerksamkeit
den Volksschulen, dem gewerblichen Fachunterrichte
und der Fortbildung der commerciellen Jugend
zuwenden, sie sollen nach Gründung von Volks-Bibliotheken
, Gewerbemuseen, Waaren - Mustersammlungen
trachten; doch sie sollen auch das materielle Wohl der
unteren Volksklassen nicht ausser Augen lassen. Sie
sollen Geldinstitute ins Leben rufen, wo der Gewerbetreibende
, der Kleinhändler, der Landmann billigen
Credit geniesst, und dahin trachten, dass die Pfandleih-
Anstalten reformirt werden. —

Aus dem Vorhergesagten ist ersichtlich, dass unsr«
L.-L, das Hauptaugenmerk auf die Verbreitung der
Aufklärung, der allgemeinen Bildung und der als Basis
dieser dienenden Volkserziehung richten, dies zieht sich
wie ein rother Faden durch die bisher besprochenen
Antworten. Es bleibt nur noch übrig, uns mit der Ansicht
der Loge „Columbus" bekannt zu machen, die in
Manchem einen von den übrigen abweichenden Standpunkt
einnimmt.

Die Loge „Columbus" ist der Ansicht, dass es
kaum eine sociale Aufgabe gibt, bei deren Lösung der
Freimaurer - Bund nicht mitwirken müsste; diese Mit-

*) Aber nicht blossen Logenbrüdern. Die KecL


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