Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 45
(PDF, 136 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Freimaurer-Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0052
45

Nach der Rückkehr in die Heimath wurde auf dem
Schlosse zu Rheinsberg heimlich eiue Loge errichtet und
der Kreis der Vertrauten erweitert.

Im März 1739 liess Friedrich die Bit von Oberg
und von Bielfeld durch den in Frankreich zum Maurer
aufgenommenen Grafen Truchsess von Waldburg, der in
Staatsgeschäften an den dänischen Hof über Hamburg
reiste, nach seinem gewöhnlichen Aufenthalte Rheinsberg
einladen.

Die beiden Bit, die, um ja keinen Verdacht zu erregen
, erst eine Tour nach Berlin und Potsdam machten,
wurden vom Kronprinzen aufs Freundlichste aufgenommen
, im Schlosse logirt und angenehm bewirthet;
sie blieben bis November in Rheinsberg und es wurde
während dieser Zeit mit vielem Eifer maurerisch gearbeitet
, wobei der Br von Oberg Aufnahmen und Beförderungen
vollzog.

Gleich nach seiner Thronbesteigung im Juni 1740
erklärte Friedrich II. öffentlich, dass er Freimaurer sei
und äusserte das Verlangen, dass in Berlin eine Freimaurerloge
gestiftet werden möchte. Der Baron von
Bielfeld und der Geheimrath Jordan übernahmen es, diese
neue Loge zu gründen.

Vorläufig wurde im Schlosse zu Charlottenburg Loge
gehalten, worin der neue König selbst den Hammer
führte*) und seinen Bruder, den Prinzen Wilhelm, den
Markgrafen Karl von Brandenburg, den Herzog von Holstein
-Beck und seinen Schwager den regierenden Markgrafen
von Bayreuth aufnahm.

Diese „Hoflöge" führte keinen eigenen Namen und
bestand nur aus den näheren Vertrauten des Königs.
Ausser den schon genannten, gehörten derselben noch
folgende Bit an: der Graf Wartensleben, der Graf Truchsess
, der Baron von Keyserling, von Queis, von Knobelsdorf
., Jordan, die Gebrüder von Möllendorf und der
Kammerdiener des Königs Fredensdorf.

Unter diesen Uniständen war nichts natürlicher, als
dass die Freimaurerei in Berlin schnell Wurzel fasste
und zu hohem Ansehen kam, auch sich von hier aus
bald weiter verbreitete.

Die erste Berliner Loge wurde am 13. September
1740 unter dem Namen ,.zu den 3 Weltkugeln" errichtet.
Der König erklärte sich selbst als Landesherr zum Grossmeister
dieser Loge, wohnte aber der Einweihung nicht
bei und hat auch nie den Hammer darin geführt, jedoch
musste in allen zweifelhaften Fällen durch Deputirte bei
ihm angefragt und seine Entscheidung erwartet werden.

Die durch den schlesischen Krieg beeinträchtigte
Hof löge wurde bald mit der Loge „zu den 3 Weltkugeln"
verschmolzen.

Abgehalten durch Staats- und Kriegsgeschäfte, endigte
des Königs eigentliche Logenthätigkeit zwar bald, doch
hörte er nie auf, dem Bunde seine Theilnahme und Achtung
gelegentlich zu beweisen, so z. B. schenkte er der
Grossloge „zu den 3 Weltkugeln" am 30. Januar 1777

*) Der von Friedrich geführte, kunstvoll gearbeitete Hammer befindet
sich im Besitz der Grossen National-Mutterloge „zu den 3 Weltkugeln
" in Berlin, ebenso sein Maurerschurz.

sein Bildniss mit einem sehr gnädigen Handschreiben an
den damaligen Grossmeister, Prinz Friedrich von Braunschweig
.

Auch in mehreren anderen Schreiben spricht der
gi-osse Monarch seinen Glauben an die Nützlichkeit des
Ordens aus, so in einem Kabinetsschreiben vom 7. Juli
1774 gelegentlich der Genehmigung der Convention
zwischen der grossen Landesloge von Deutschland und
der Grossloge von England:

w---Seine Majestät wird sich immer zum

besonderen Vergnügen gereichen lassen, durch Ihre
mächtige Protection mitzuwirken für den Zweck aller
wahren Freimaurerei, nämlich: die Menschen als Glieder
der Gesellschaft höher zu bilden, sie tugendhafter

und wohlthätiger zu machen."---

Der unterm 16. Juli 1774 ausgestellte Schutzbrief
derselben Grossloge, enthält folgende hierher gehörige
Stelle:

„---als wir nicht zweifeln, sie (die Loge)

werde sich dieses Merkmal Unserer Begünstigung,
Huld und Gnade zu einem neuen Bewegungsgrund
dienen lassen, ihre Kräfte zu verdoppeln, für das
Wohl und die Glückseligkeit der menschlichen Gesellschaft
ohne Nachlass zu arbeiten."---

In einer Kabinetsordre vom 14. Februar 1777 an
den Meister vom Stuhl der Loge Royal-York heisst es
unter Anderem:

?j---Eine Gesellschaft, die nur daran arbeitet
, in meinen Staaten alle Tugenden auf fruchtbringende
Weise hervorzurufen, kann immer auf meine

Protection rechnen."---

Auch in einem Kabinetsschreiben an dieselbe Loge
vom 7. Februar 1778 giebt Friedrich zu erkennen, dass
er immer mit Vergnügen am Glücke und an der Wohlfahrt
einer Gesellschaft theilnimmt,

„die, so wie diese, ihren Ruhm in die unermüdliche
und ununterbrochene Verbreitung aller der Tugenden
setzt, welche den rechtschaifenen Mann und wahren
Patrioten bilden." —

Doch finden sich auch Aeusserungen, in denen
Friedrich des Freimaurerordens, in welchem damals
allerdings mancherlei Verirrungen eingerissen waren,
eben nicht schmeichelhaft gedenkt.

Als er den Astronomen Maupertius einst fragte,
was die Infinitesimal- und Differenzial-Rechnungen eigentlich
seien und, mit den gewöhnlichen Erklärungen nicht
zufrieden, eine völlig deutliche begehrte, da sagte der
Mathematiker:

„Sire, das geht nicht; die höhere Mathematik ist
wie das Geheimniss der Freimaurer; durch Erzählen
erfährt man es nicht, man muss sich einweihen lassen,
um es völlig zu begreifen."

Lächelnd erwiderte der König:
„Dann mag ich die höhere Mathematik lieber nicht
lernen; denn ich merke an mir, dass das Einweihen
nicht Jedermann hilft."*)

*) In zwei Briefen an Voltaire d. d. 27. 1.1775 und an d'Alembert
d. d, 1. 5. 1780 nennt der König die höhere Mathematik einen blossen
„luxe de l'esprit".


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0052