Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 52
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das Grossbeamtencollegium in diesem Jahre; selbst in |
der Mutterloge „Zur Einigkeit im Vaterlande" gab ein
Theil der Logenmitglieder offen der Ansicht Ausdruck,
dass die Fusion nothwendig sei, während von anderer
Seite die durch die Loge „Corvin Mathias" aufgegebene
Idee durch die Kaschauer Loge „Haladäs" aufgegriffen
wurde. Diese Bewegung veranlasste das Grossbeamtencollegium
, ein Circular an die Töchterlogen hinauszugeben
, um die Stimmung zu sondiren. Sämmtliche Logen
antworteten ablehnend, und so konnte auch das Grossbeamtencollegium
in dieser Frage keine befürwortende
Stellung einnehmen.

Die Beziehungen zu den Töchterlogen trugen damals
, wie wir aus Briefen dieser letzteren ersehen, noch
nicht jenen Charakter inniger Anhänglichkeit an sich,
welcher im Laufe der Zeit zu so schöner Entwicklung
gedeihen konnte; das Grossbeamtencollegium ging von
der Ansicht aus, dass allzu zahlreiche Correspondenz
mit den Logen unberufene Ingerenz in die internen Angelegenheiten
der Loge hervorrufen könnte, und so beschränkte
es sich auf den Austausch der allernothwen-
digsten Tafeln; es war dies ein Vorgang, der im
Prinzip volle Berechtigung hat, denn man wollte dadurch
der Beachtung der Logen-Autonomie im vollsten
Maasse Ausdruck verleihen, spätere Zeiten haben aber
in der Praxis erwiesen, dass bei solchen Bauhütten, die
sich erst im Stadium der Entwicklung befinden, lebhafte
Correspondenz mit dem Centrum von propagandirendem,
förderndem Einflüsse ist.

Bis zur nächsten Grossversammlung entstanden
noch drei Logen; nämlich unter Intervention derTemes-
värer Loge die Loge „Arpäd zur Brüderlichkeit" im
Orient Szegedin am 26. Mai 1870, unter Intervention
der Loge „Einigkeit im Vateiiande" die Loge „Die
alten Getreuen" in Budapest am 17. November 1870
und mit Unterstützung der Arader Loge die Loge
„Petöfi" in Neu-Arad am 17. Februar 1871. Diese 10
Logen, deren Mitgliederstand wir, abweichend von dem
ersten Jahresberichte des Grossbeamtencollegiums, nach
den rectiflcirten Aufzeichnungen auf 340 setzen können,
hielten unter Theilnahme von 23 stimmberechtigten
Mitgliedein am 19. Februar 1871 die erste ordentliche
Grossversammlung ab. Dieselbe beschäftigte sich mit
Discussion und Annahme der durch die hohe Regierung
schon genehmigten Verfassung, mit Fassung eines die
mit den Logen des schottischen Ritus beantragte Fusion
ablehnenden Beschlusses und mit Verhandlung des
Jahresberichtes des Grossbeamtencollegiums; dieser ward
zur Kenntniss genommen und dem Grossbeamtencollegium
Dank votirt. Dann wurde das definitive Grossbeamtencollegium
constituirt, und zwar blieben die Brr
Franz Pulszky und F. L. Lichtenstein Grossmeister;
ausserdem wurden erwählt: zum 1. Grossaufseher Br
Dr. Theodor Bakody, Subst. Br Bela Kramar; zum 2.
Grossaufseher Br Bela Bänhidy, Subst. Br Ludwig
Nyers; zu Grosssecretären die Brr S. Rosenbaum und
Stefan Toley; zu Grossrednern die Brr Gabriel Värady
und Ivan Csermelenyi; zum Grossschatzmeister Br Johann
Fischer; zum Grossalmosenier Br Heinrich Gold-

scheider; zum Grossarchivar Br Hogo Maszak; zum
Grosscensor Br Johann Rosner: zum Grossschaffner Br
Ivan Simonyi; zum Grossceremonienmeister Br D. Török
und zum Grosstempelhüter Br Karl Mosch.

Auch dieses neuen Grossbeamtencollegiums harrten
gleich Anfangs die unterschiedlichsten Agenden. Grosse
Aufmerksamkeit erheischte die Bewegung, welche in
den Kreisen der transleithanischen an Anzahl zwar geringen
, aber dafür der Sache um so anhängenderen
Brüderschaar sich bemerkbar machte, die bis jetzt der
Loge „Zur Verbrüderung" im Orient Oedenburg angehörend
und vermehrt durch eine Anzahl in der Loge
„Zur Wahrheit" im Orient Pressburg aufgenommener
Neophiten am 9. März 1871 die Loge „Humanitas" im
Orient Neudörfl gründeten, welche dann die Verhandlungen
behufs Anschluss an die Grossloge von Ungarn
einleitete.

Während die Verhandlungen sich hinzogen, um erst
nach einem Jahre zum Abschluss zu gelangen, nahm
die Aufmerksamkeit des Grossbeamten-Collegiums im
grossen Maasse eine neue Bewegung im Interesse der
Fusion in Anspruch, welche diesmal von der Loge
„Szechenyi" im Orient Arad ausgehend, hauptsächlich
die im Südosten Ungarns befindlichen schottischen und
symbolischen Logen in Aufregung versetzte. Es hat
auch die Loge in Arad zur Discutirung dieser Frage
eine Sitzung nach Pest zusammenberufen, welche am
21. Juni 1871 unter Theilnahme der im südöstlichen
Theile des Vaterlandes befindlichen Logen stattfand.
Budapester Logen sehen wir bei der Berathung nicht
anwesend und auch die Grossbehörde hielt sich abseits.
Die ohnehin keine thatsächliche Fusion bezweckenden
Beschlüsse dieser Sitzung blieben jedoch nur gute
Wünsche, denn die aus diesem Anlasse durch das
Grossbeamtencollegium für den 21. September 1871 einberufene
(III.) ausserordentliche Grosslogenversammlung
, an welcher auch die fusionistisch gesinnten Logen
theilnahmen, lehnte einstimmig die Fusion ab, es wurde
jedoch beschlossen, mit dem erst kurz vorher consti-
tuirten Gross-Orient des schottischen Ritus ein Cartell
abzuschliessen, das auch sehr bald zu Stande kam und
heute noch besteht.

Kurz nach Schluss dieser Grossversammlung hatte
das Grossbeamtencollegium viele Sorge wegen der im
Orient Lippa entstandenen Loge „Concordia", die sich
nicht unter den Schutz der Grossloge von Ungarn, sondern
der sie gründenden Loge „Szechenyi" in Arad
stellte, wesshalb diese auf Regierungsbefehl durch den
dortigen Stuhlrichter gesperrt wurde, — denn — so
sagt der Regierungserlass — nur die Grossloge habe
das Recht in Ungarn Töchterlogen zu creiren. Wir
finden zahlreiche Urgenzen dieser Loge im Archive der
Grossloge, damit ihre Angelegenheit zum Abschluss gelange
. Wie das gelungen ist, was in dieser Beziehung
durch das Grossbeamten-Collegium veranlasst wurde,
darüber haben wir keine Daten; wir wissen nur, dass
die Lippaer Bauhütte erst anderthalb Jahre darnach
wiedereröffnet wurde und auch dann nur mehr ein
Scheinleben führte.


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