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Die übrigen in dieser Zeit gegründeten Logen, nämlich
die am 26. Februar 1871 in Oravicza gegründete
Loge „Glück auf zu den drei Schlägeln", die am 24.
Mai 1871 in Budapest gegründete Loge „Haladäs", die
am 21. Sept. 1871 in Sissek gegründete Loge „Nächstenliebe
" und die am 21. Dez. 1871 in Budapest gegründete
Loge „Galilei" gaben dem Grossbeamtencollegium ausser
der Constituirung wenig zu schaffen, dafür gelangten
aus einer der gegründeten Logen, der Loge zur „Wahrheit
im Orient Pressburg zahlreiche Nachrichten an dasselbe
, welche das Ausscheiden zahlreicher Logenmitglieder
behufs Gründung einer neuen Loge in Aussicht stellen.
Das Grossbeamtencollegium hat mit Rücksicht auf die
Wahrung der Logen-Autonomie nicht intervenirt, und so
sind 23 Mitglieder der Loge thatsächlich ausgeschieden
und haben, während die Loge „Zur Wahrheit" langsam
abstarb, unter dem Namen „Zur Verschwiegenheit" eine
neue Loge im Oriente Pressburg gegründet. Auch die
Vereinbarung mit der Loge „Humanitas" kam zu Stande,
so dass dieselbe thatsächlich am 26. Febr. 1872 in den
Verband der Grossloge trat ; nebstdem ward am 4. April
1872 auch in Raab unter dem Namen „Kisfaludy Käroly"
eine Loge gegründet, so dass zur Zeit der am 3. Nov.
1872 abgehaltenen IV. ordentlichen Grossversammlung
18 Logen unter dem Schutze der Grossloge standen.
Auf dieser Grossversammlung wurden folgende principielle
Entscheidungen getroffen:
Der Jahresbeitrag an die Grossloge wurde von 1
Gulden auf 3 Gulden erhöht.
Es wurde beschlossen dem Grosssecretär ein hono-
rirtes Kanzleipersonal behufs Einleitung der durch die
Logen urgirten regeren Korrespondenz beizugeben.
Es wurde beschlossen, offizielle Mittheilungen erscheinen
zu lassen, die im nichtamtlichen Theile auch
Abhandlungen, Korrespondenzen etc. bringen dürfen;
dieses Blatt erhielt den Namen „Orient" und wurde als
Redakteur der Br Dr. Karl Mandello gewonnen. Mit
den Agenden des Grosssecretärs wurde in Folge Abdikation
der bisherigen Grosssecretäre bis zur nächsten
Neuwahl Br. Hugo Mandello betraut.
Das Blatt „Der Orient" begann auch zu erscheinen
und wurden trefflich redigirte 8 Nummern desselben
ausgegeben; dann hörte die fernere Publikation Geldmangels
halber auf.
Die übrige Werkthätigkeit des Grossbeamtencolle-
giums beschränkte sich in diesem Jahre darauf, die Anerkennung
Seitens der deutschen Grosslogen durchzusetzen
und die durch die Loge „Humanitas" angeregte Frage
der Errichtung von Distrikts-Grosslogen für die Grenzlogen
eingehend zu berathen; welcher Frage gegenüber
indessen das Grossbeamten-Collegium vom Anfange an
eine ablehnende Haltung einnahm. Dann beschäftigte
es sich noch mit den Angelegenheiten der Loge „Kisfaludy
" in Raab, wo im Schoosse der Mitglieder ernste
Differenzen auftauchten, welche durch energisches Einschreiten
in ihren Keimen zu unterdrücken gewesen
wären, welche indessen sich selbst überlassen zur Zersplitterung
der dortigen Kräfte, zur Gründung mit einander
concurrirender Logen und schliesslich zur Auflösung
beider Logen führten. In der am 5. Juli 1873
stattgehabten V. ordentlichen Grossversammlung sehen
wir schon die in den einzelnen Logen sich entwickelnde
Regungen selbständigen Logenlebens sich wiederspiegeln.
Die Loge „Haladäs" beauftragt die Einführung
einer allgemeinen Constitution, sowie die Gründung eines
frmr'schen Knaben-Conviktes,
Die Loge „Humanitas" trat mit ihrem schon oben
erwähnten Projekte hervor. Beschlüsse wurden indessen
in keiner dieser Angelegenheiten gebracht, und die Beschlussfassung
auf die nächste Grossversammlung vertagt
.
In den hierauf folgenden Monaten bis zu der Grossversammlung
des Jahres 1874 war die Werkthätigkeit
des Grossbeamtenkollegiums rein auf Nichts reduzirt;
wir wollen wirklich nicht behaupten, dass dies aus eigenem
Verschulden so war, wenn wir das nicht als Fehler anrechnen
wollen, dass es in der Beachtung des Prinzipes
der Logen - Autonomie gar keine Grenzen zog.
Aber fast zwei Drittel der Bundeslogen deuteten
die Autonomie dahin, dass sie die Jahres - Beiträge nicht
zahlten, die Meister-Diplome nicht einlösten, und keinen
der vorgeschriebenen Berichte einsendeten.
So war die Thätigkeit des Grossbeamtencollegiumsr
wenn wir die Gründung der Loge „Kazinczy" im Orient
Budapest am 18. Septbr. 1873, der Loge „Licht und
Wahrheit" am 30. Novbr. 1873, die Ausgleichung der
Differenzen zwischen der Loge „Humanitas" und der
am 4. Juni 1874 in Pressburg gegründeten L. „Zukunft"
und endlich die Gründung der Loge „Sokrates" am
20. Septbr. 1874 nicht in Betracht ziehen, ganz brach
gelegt; und man setzte alle Hoffnung in die nächste
Gross Versammlung, welche am 5. Novbr., 1874 in Verbindung
mit einer Neuwahl stattfinden sollte; und welche
berufen war, entweder durch einen Prinzipien- oder
durch einen Personalwechsel (besser gesagt Personalvermehrung
, denn von den alten Mitgliedern des Gross-
beamtencollegiums nahmen kaum 3—4 an den Sitzungen
Theil) dem losen Verbände zwischen der Grossloge und
den einzelnen Logen ein Ende zu machen, und das der
Grossloge gebührende Recht der Initiative in Anspruch
zu nehmen. Wie der an die Grossversammlung vom
3. November 1874 vorgelegte Bericht des Grossbeamten -
collegiums sagt, war aus dem Bereiche der Logen nichts
Erfreuliches zu melden. Das neue Grossbeamtencollegium
constituirte sich folgendermassen: Grossmeister
wurde wieder Br Franz Pulszky, zum Deputations-
Grossmeister wurde Br Anton Berecz, zum Grosssecretär
Br Julius Stielly, zum Grossarchivar Br Dr. Karl Mandello
, zum Grossschatzmeister Br Georg Rieger und zum
Grosstempelhüter Br Dr. Philipp Klein gewählt. Diese
bildeten das Beamtencollegium der Grossloge, ausser
diesen wurden gewählt zu Grossaufsehern die Bit Ludwig
Lichtenstein und Heinrich Ritter von Maurer, zum
Grossredner Br Gabriel Värady, zum Grosscensor Br
Dr. Georg Koväcs, zum Grossalmosenier Br Ludwig
Naszluhäcz und zum Grossschaffner Br Karl Wotitz.
Die meisten auf dieser Grossversammlung verhandelten
Anträge bezogen sich auf die richtigere Organi-
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