Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 54
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sirung der zwischen der Grossloge und den einzelnen
Logen bestellenden Verhältnissse. Es würde zu weit
führen, alle diese einzeln aufzuführen; über Anträge mit
weitergreifenderer Perspektive wie bezüglich des Beitrittes
zum Genfer Institut du droit international und
bezüglich der Gründung eines freimauerischen Knaben-
Conviktes wurde die Beschlussfassung auf die nächste
Grossversammlung vertagt. Und nachdem dann noch
die Einnahmen und Ausgaben der Grossloge für das
nächste Jahr in gleicher Weise mit 2100 Gulden fixirt
wurden, ging die Grossversammlung mit den besten
Hoffnungen für die Zukunft auseinander.

Die Hoffnungen haben sich gerechtfertigt, das Gross-
beamtencollegium schritt mit aller Energie an die
Arbeit. Vom „Orient" wurde in sehr eleganter Ausstattung
eine neue Folge begonnen, deren erste Nummer
am 22. November 1874 erschien; an die Logen wurden
in sehr ernstem und energischem (nach einigen allzu
kategorischem) Tone gehaltene Briefe gerichtet, um in
denselben die nöthige Ordnung herzustellen und die Beziehungen
zur Grossloge zu ordnen.

In Sachen des freimauerischen Knaben-Conviktes
beschäftigte sich ein Subcomite (bestehend aus Delegaten
beider Riten) mit der Ausarbeitung eines detail-
lirten Projektes. Es wurden am 13. Mai 1875 im Orient
Papa unter dem Namen „Kölcsey Ferencz", am 24. Juli
desselben Jahres aber in Neudörfl unter dem Namen „Eintracht
" Logen gegründet, während die in Raab bestandenen
zwei Logen unter Intervention des Grossbeamten-
collegiums sich wieder vereinigten. (Schiuss folgt.)

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Feuilleton.

Alzey. Am 21. v. Mts. fand in der Loge „Carl
z. n. L. im Or. Alzei" die Beamten wähl statt; an Stelle
des in Folge der neuen Gerichtsorganisation nach Mainz
verzogenen Br Petri wurde Br Ginz zum M. v. St. und
zu dessen Ersatz Br S. Kolb zum Secretär gewählt;
der seitherige Dep. M. Br Brand wurde wiedergewählt;
Br Petri wird nach dem Gesetze Altmeister.

Dresden. Es ist schon so viel über die Zersplitterung
der freimr. Wohlthätigkeit gtschrieben und
nichts erreicht worden; trotzdem sei — gleiche Richtung
ist ja auch Konzentration — auf einen höchst be-
achtenswerthen Gedanken aufmerksam gemacht, den
Prof. Möllinger in dem Schriftchen: „Das cyclische
Verwaltungs-System" näher entwickelt. Verfasser schlägt
nämlich als „Beantwortung der Frage: wie müssen die
zu humanen und gemeinnützigen Zwecken bestimmten
Geschenke und Vermächtnisse verwaltet werden, um die
finanziellen Hilfsmittel unsrer wohlthätigen und gemeinnützigen
Anstalten unbegrenzt zu vermehren", vor, neu
eingehende Geschenke nicht wie bisher gebräuchlich zu
verwalten, d. h. die Zinsen des Kapitals sofort Jahr um
Jahr voll zu verwenden, sondern zehnjährige Verwaltungsperioden
zu formiren, d. h. die Zinsen von 10 zu
10 Jahren zu sammeln und inzwischen auf Zins zu
legen, am Jahrzehnt aber Vierfünftel der Zinssammlung
auf die nächsten 10 Jahre zur Verwendung zu repar-
tiren, das letzte Fünftel aber dem Kapital zuwachsen
zu lassen und so lauter 10jährige Perioden zu bilden.
Durch eingehende Tabellen weist nun Professor Möllinger
nach, dass nach bisherigem System z. B. von 5000 Fr.
bei jährlicher Verwendung der 4procentigen Zinsen nach
90 Jahren 18000 Fr. verausgabt werden und das Capital
500 Fr. bleibt, nach seinem Vorschlag aber, also bei
Verwendung von Vierfünftel der Zinsen von 10 zu 10
Jahren, 25,195,95 Fr. verausgabt werden können und
das Kapital dabei noch auf 11,500 Fr. steigt, also immer
wachsende Erträge giebt. Bei löjähriger Periode ist
der Gewinn noch grösser. Möllingers Prinzip ist so
beachtens werth, weil der gepflanzte Baum nicht, wie
jetzt, sofort seiner ersten Blätter wieder beraubt wird,
sondern erst genügsam erstarken kann — mit andern
Worten: jede Schenkung 40Proc. grössere Nutzung und

130 Proc. Kapitalzuwachs ergiebt. Er betont in seiner
Schrift, „dass alle Arbeiten, die des Tagelöhners so gut
wie die des Staatsmannes, alle gleich nothwendig sind,
wie Jeder einem Jeden einen Theil seines Wohlergehens
verdankt, daher auch Jeder verpflichtet sei, auch nach
dem Abschlüsse seines Daseins einen Theil des empfangenen
Guten dem Ganzen wieder zu erstatten, durch bleibende,
nach Möllingers manichfaltige Combinationen zulassendem
Prinzipe zu verwaltende Schenkungen." Es ist dies
derselbe hülfeheischende Zug, der mich seit lange schon
fordern lässt, dass Jeder von jeder Mark Einkommen
einen Pfennig zu gemeinnützigen Zwecken spende, wodurch
ebenfalls so manches Elend gehoben würde, Möchte
nur wenigstens solchen Gedanken mehr praktische
Folge gegeben werden, auch in frm. Kreisen, als in
diesen der theoretisch kaum anerkannte und schon längst
wieder verschollene Grund-Gedanke der k. K. gefunden
hat: die harmonische Gestaltung der Menschen und der
Menschheit, von welcher die finanzielle Fundirung nur
eine wichtige Vorbedingung ist. B.

Greiz. Die Loge „Lessing zu den 3 Ringen"
feierte am Geburtstage Lessings, den 22. Jan., das Fest
der Einweihung ihres neuerbauten, genügenden Raum
bietenden, stattlichen Logenhauses unter zahlreicher
Betheiligung von Brn aus benachbarten Orienten. Die
Weihe wurde ritualmässig von den Beamten der Loge
vollzogen und hielt sodann der Vorsitzende Mstr Br Dr.
Zopf einen kernigen und gehaltvollen Vortrag, dem der
Name der Loge zum Thema diente und worin er u. A.
mit Recht hervorhob, dass Dummheit und Gleichgültigkeit
einen hervortretenden Zug unserer Gegenwart bilden.
Nach einem gemeinsamen Gesänge ernannte die Loge
eine Reihe von Brüdern zu Ehrenmitgliedern, die vom
Stuhl aus einzeln mit einer Anrede begrüsst wurden und
die dann auch einzeln dankten, darunter der gefeiert«
Dichter Emil Ritterhaus, Mstr v. Stuhl der Lessingloge
in Barmen, der mit dem von uns schon mitgetheilten
Sonettenkranz antwortete. Die übrigen mit der Ehrenmitgliedschaft
Ausgezeichneten sind: Br Bald auf,
Deput. Mstr in Plauen, Bergmann, Altm. in London,
Carus in Leipzig, Hasert in Greiz, Heu bne r in Zwickau,
Jahn in Mylau, Küchenmeister in Dresden, Kunath


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