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m 10.
Die
Begründet und herausgegeben
von
Be j. Gr. FINDEL.
XXIII. Jahrgang.
Organ für die Gesammt-Interessen der Freimaurerei.
§1*1»«»».
Leipzig, den 6. März, 1880.
Von der „Bauhütte" erscheint wöchentlich eine Nummer (1 Bogen). Preis des Jahrgangs 10 Mark.
Die „Bauhütte" kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden.
Inhalt: Aus der Tranerarbeit der Loge „Johannes zum wiedererbauten Tempel" im Orient Ludwigsburg. — Zur Judenfrage. Von Br Carlos v. Gagern, Orient
Pressburg. (Schluss.) — Berieht über die erste zehnjährige Thätigkeit der Johannisgrossloge von Ungarn. (Scbluss.) — Feuilleton: Amerika. — Offener Brief an
Br M. Conrad in Paris von Br Peschier in Consta«». — Darmstadt. — Elberfeld. — Vaslui. — Literarische Notizen. — Briefwechsel. — Anzeigen.
Aus der Trauerarheit
der L. „Johannes z. wiedererb. Temp." i. Or. Ludwigsburg.
Gehalten am 6. Januar 1880.
Es könnte fast verwegen erscheinen, wenn wir in
diesen Blättern einen Theil der diesjährigen Trauerarbeit
unserer Bauhütte darstellen. Und trotzdem wagen
wirs, diesen „einen Theil" derselben auch weitem maur.
Kreisen bekannt zu geben. Befasste sich derselbe doch
mit einem heimgegangenen Br, der durch seine Wirksamkeit
auf dem Gebiete der Mrei sich die grössten
Verdienste erworben und seiner Zeit zu den Koryphäen
unter den Brüdern gezählt hat. Und dieser Br war
Theodor v. Plieninger. Wohl hat er unserer Werkstätte
nicht als actives, sondern als Ehrenmitglied angehört
; dennoch haben wir bei unserer Trauerarbeit
seiner voll Liebe und Dankbarkeit gedacht, ja, wir haben
ihm bei derselben, streng genommen, allein das Wort
gegönnt, damit die anwesenden Brr, von denen viele
den Verstorbenen nicht persönlich gekannt haben, seine
maurerischen Ansichten und Ueberzeugungen wenigstens
theilweise kennen lernen möchten. Zunächst aber entwarf
der Leiter unseres Trauerfestes, Br Glökler, ein
Lebensbild des Entschlafenen. Und da ein solches
unseres Wissens in diesen Blättern noch nicht gegeben
wurde, so lassen wir es hier folgen. Stand Br v. Plieninger
der „Bauhütte" doch jahrelang als Mitarbeiter
sehr nahe! Umsomehr dürfte diese Skizze hier eine
Stelle finden. Wir geben sie in dem Folgenden unverkürzt
:
Br Theodor v. Plieninger wurde geboren in
Stuttgart am 17. November 1795, durchlief die zu seiner
Zeit bestehenden höheren Lehranstalten seiner Vaterstadt
und widmete sich, herangereift, dem Studium der
Theologie in Tübingen. Mit glänzendem Erfolge, als
der Ersten Einer unter seinen Studiengenossen, bestand
er die vorgeschriebenen Prüfungen. Kein Wunder, dass
man höheren Orts bald aufmerksam auf ihn wurde.
Schon 1823 wurde er als Professor der Naturwissenschaften
an's K. Katharinenstift berufen, welche Stelle
er bis 1838 aufs beste versah. Wiederum kein Wunder,
dass er eben durch dieses Amt seiner Lieblingsneigung,
dem Studium der Natur, mit aller Kraft seines Geistes
oblag! Als Lehrer am Katharinenstift wurde er zudem
mit den pädagogischen Disciplinen völlig vertraut, und
auch in dieser Richtung konnte er seine Thätigkeit insofern
entfalten, als er viele Jahre hindurch als städtischer
Schulinspector wirkte. Mochte auch dadurch seine
Zeit mehr als genug in Anspruch genommen sein: er
fand dennoch Stunden genug, um ganz besonders auch
das Gewerbewesen in seinen Gesichtskreis zu ziehen,
und auf diesem Gebiete leistete er des Erspriesslichen
viel. Dabei versäumte er sein Lieblingsstudium nie;
beim Verein für vaterländische Naturkunde war er Mitbegründer
und Hauptförderer der Zwecke desselben,
und als 1835 in Stuttgart die erste Naturforscherversammlung
tagte, war v. Plieninger wiederum einer der
thätigsten, umsichtigsten Factoren, von denen das Gelingen
eben solcher Versammlungen abhängt. Längst vorteilhaft
bekannt unter seinen Fachgenossen, brachte ihn
diese Versammlung mit den Koryphäen der Naturwissenschaften
in persönliche Berührung, und es konnte nicht
fehlen, dass der ebenso gelehrte als schlichte Mann
allerseits den tiefsten Eindruck hinterliess. Kein Wunder
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