Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 87
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richtungen übergehe, durch welche unsere Loge nach
aussen fördernd und helfend zu wirken sich bestrebt,
so richte ich den Blick zuvörderst auf die in schöner
Blüthe stehende Pestalozzistiftimg, zu deren Gründung
yor nunmehr 32 Jahren auf Antrieb des s. ehrwürdigen
Ehrenmeisters unserer Loge Br Dr. Detmer dieselbe den
Impuls gab und die damals noch kleine Mitgliederzahl
aus ihren Mitteln das Werk in die Hand nahm, zu dessen
weiterer Fortbildung später allerdings die Mitwirkung
unserer Mitglieder nicht vergeblich nachgesucht wurde.
Welche Bedeutung diese Stiftung genommen hat und
wie sehr ihr Wirken anerkannt wird, davon zeugen die
milden Gaben, die ihr in reichem Maasse zufliessen.
Die Loge „zur Brudertreue a. d. Elbe" hegt und pflegt
dieses ihr Erstlingskind mit besonderer Liebe und wendet
ihm alljährlich aus ihren Mitteln eine bedeutende Spende zu,
wozu noch kommt, dass die meisten Mitglieder unserer
Loge alljährlich persönlich zu der Pest.-St. beitragen
und verträgsmässig die Loge stets durch 8 Mitglieder
in dem Gr. Vorstande derselben vertreten sein muss,
damit der Zweck, zu dem dieselbe gestiftet ist, nie verrückt
werden kann und ihr der Geist, der nach dem
Sinn der Gründer in ihr walten soll, stets erhalten
bleibe.

In Veranlassung der Silberjubelfeier unserer Loge
wurde 1870 (die Feier selbst wurde Angesichts des
deutsch-französischen Krieges auf das Stiftungsfest 1871
verlegt) eine Unterstützungscasse für erwerbsunfähig
gewordene Brr, resp. deren Witwen und Waisen gegründet,
zu deren Verwaltung eine eigene Commission unter Vorsitz
des s. ehrw. Br Conn besteht und die ihre wohl-
thätige Wirksamkeit schon vor mehreren Jahren begonnen
hat.

Ferner muss ich der Mittel gedenken, welche im
Logenbudget alljährlich ausgeworfen werden* für den
Schulunterricht einer Anzahl von Kindern, die in solchen
Verhältnissen leben, dass ihnen ein weiterer Unterricht,
als ihn die Volksschule bieten kann, Bedürfniss ist. Es
gemessen diese Wohlthat nicht allein Kinder hiesiger
verst. Brr, sondern auch Waisen von auswärtigen verst.
Bit in den Schulen ihres resp. Wohnortes und hat die
Loge die freudige Erfahrung gemacht, dass die dafür
verausgabten Geldmittel nicht vergeblich angewendet
waren.

Es reiht sich an diese Thätigkeit der Loge die
Unterstützung junger, derselben würdigen Leute, die
sich dem Studium einer Wissenschaft oder der Ausbildung
für eine künstlerische Thätigkeit oder der höheren
Technik widmen wollen und als einer solchen Unterstützung
würdig von ihren resp. Lehrern bezeichnet
werden. Ein solches Stipendium wird auf Vorschlag
der dazu bestehenden Commission, nachdem dieselbe die
Verhältnisse und Würdigkeit des darum Nachsuchenden
gewissenhaft geprüft, von der Loge genehmigt, muss
von Jahr zu Jahr nach Einsicht der Zeugnisse erneuert
werden und wird gewöhnlich 3 Jahre, ausnahmsweise
auch wohl ein viertes Jahr bewilligt. Durch diese Thätigkeit
der Loge ist schon mancher talentvolle Jüngling
in eine ehrenvolle Stellung gelangt und sind der Menschheit
nützliche Mitglieder zugeführt worden.

Der nun schon seit 2 Jahren auf der Tagesordnung
des Gr.-L.-T. stehende Entwurf zur Errichtung einer
deutschen National-Gr.-L. wurde in der Form, wie er
von einer auf dem 1878 in Hamburg gehaltenen Gr.-L.-T.
dazu erwählten Commission hervorgegangen, Seitens der
Hochw. Gr.-Mutterloge ihren einzelnen Tochterlogen zur
Begutachtung übermittelt. Dieser Entwurf wurde ebenfalls
einer Commission überwiesen. Wie in dem Schoosse
des Gr.-L.-T selbst die Ansichten über die Nothwendig-
keit oder Zweckmässigkeit der Errichtung einer deutschen
National-Gr.-L. und über die Modalität einer solchen

bedeutend divergirten, so war das auch in dieser Commission
der Fall, so dass, da die Ansichten sich nicht
vereinigten, dieselbe einer am 7. Mai gehaltenen M. G.-L.
ein vom Br Sinram ausgearbeitetes Majoritätsgutachten
gegen und ein vom s. ehrw. Br Dr. Bahnson verfasstes
Minoritätsgutachten für die Vorlage unterbreiteten. Nach
langer eingehender Berathung wurde für Annahme des
Majoritätsgutachtens entschieden. Beide Gutachten
wurden mit Hinzufügung des Votums unserer Loge der
Hochw. Gr. Mutterloge in Frankfurt, wo in diesem Jahre
der Gr.-L.-T. abgehalten wurde, übermittelt. Sämmtliche
13 Tochterlogen des eklektischen Bundes hatten sich
gegen die Annahme des Entwurfs entschieden und ist
das Schicksal desselben bekannt: er ist in der vorgelegten
Fassung abgelehnt und einer neuen Commission zu nochmaliger
Ueberarbeitung überwiesen.

Von der Hochw. Gr. Mutterloge war ferner eine
Revision ihrer Verfassungsurkunde ihren Tochterlogen
zur Begutachtung übersandt, die auf der diesjährigen
Versammlung der erweiterten Gr. Mutterloge, zu welcher
die vors. Meister der einzelnen Tochterlogen oder deren
Stellvertreter eingeladen waren, zur Berathung und endgültigen
Annahme gelangen sollte. Der Aufforderung
auch Seitens unserer Loge, Monituren zu beantragen,
wurde durch Einsetzung einer Commission entsprochen.
Der erweiterten Versammlung der Gr. Mutterloge, die
am 21. Sept. in Frankfurt gehalten wurde, hatte ich
die Ehre, als Vertreter unserer Loge beizuwohnen und
kann die erfreuliche Mittheilung machen, dass die von
unserer Seite gestellten Anträge auf Abänderungen und
Zusätze im Wesentlichen sämmtlich acceptirt wurden,
worüber das uns nächstens zugehende Protocoll nähere
Kenntniss geben wird.

Wenn ich nun schliesslich noch der Verhältnisse
gedenken muss, in welchen in dem abgewichenen Logenjahre
unsere Loge zu anderen Logen stand, so darf ich
mit Recht sagen, dass auch hierin nur erfreuliche Erscheinungen
zu Tage getreten sind.

Ungarn. Mit grosser Freude begrüssen wir die
Nachricht des „Orient", dass die Grossloge von Ungarn
den Antrag der Grossloge von Liberia auf wechselseitige
Anerkennung angenommen und betr. Bestellung von
Repräsentanten Schritte eingeleitet hat. Da wir aus
dem letzten Briefe des Br Brown herausgelesen, wie sehr
die ablehnende Haltung des deutschen Grosslogentages
die Brr in Monrovia enttäuscht hat, so wissen wir voraus
, wie ermuthigend diese Nachricht wirken und welchen
Lichtstrahl sie in das nächste Johannisfest werfen wird.
Als Ehrenmitglied der Joh.-Loge St. John in Monrovia
spreche ich schon jetzt der Grossloge von Ungarn den
wärmsten Dank aus.

J. G. Findel.

Zur National-Grosslogen-Frage erhalten wir
folgende Bemerkungen, die Avir zur Charakteristik der
Stimmung in den Logenkreisen einer brdl. Zuschrift
entnehmen:

„Vor allen Dingen freut es mich, dass Sie es bis
jetzt so ganz leidlich in der doppelten Aergerrolle als
Redacteur eines polit. Blattes und Buchdruckereibesitzer
ausgehalten haben. Schütteln Sie ab, was Sie können,
ehe es zu spät wird; mich haben Aerger und Aufregung
ganz mürbe gemacht und ich finde mich oft so unwohl,
dass mir alle Lust vergeht, ausser dem Geschäftlichen
noch weiter thätig zu sein.

Das ist die Ursache meines Schweigens; ich bin
'aber erstaunt, auch sonst so wenig über den Fünfer-
I entwarf, das unglückliche „Meisterwerk" zu hören, trotz


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