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Amerika. Zu New-York ist ein neuer mrischer
Verein unter dem Namen „Verein deutscher Maurer"
und dem Vorsitz des Br Dr. Franz Dastler gegründet
worden, behufs geselliger und wissenschaftlicher Unterhaltung
. Sein Wirken beginnt mit einem Begrüssungs-
Ball.
Eostock, 2. März.*) Die hiesige St. Johannisloge
„Zu den 3 Sternen", welche unter der Constitution
der Grossen Loge von Hamburg arbeitet, erfreut sich
einer immer grösser werdenden Theilnahme. Es ist das
ein gewiss erfreuliches Zeichen dafür, dass sich der
Grundgedanke der Frmrei: die echte und wahre Humanität
zu pflegen, dagegen die religiösen und eonfessionellen
Fragen dem Gewissen jedes Einzelnen zu überlassen
und in jedem Menschen, gleichviel auf welche Weise er
die Wahrheit sucht, den Bruder zu sehen, mehr und
mehr Bahn bricht.
Die genannte Loge hat in dem bisher zurückgelegten
Theile des laufenden Jahres ein frohes und erhebendes
Fest begehen können: dasjenige der Einweihung
ihres neuerbauten Hauses. Nachdem die Loge lange
Zeit hindurch Mietwohnungen für ihre Zwecke benutzt
hatte, ist sie, Dank der Opferfreudigkeit der Brr, in
den Besitz eines eigenen Heims gelangt: sie hat sich
an der Schwaaner Strasse hierselbst ein stattliches, allen
Anforderungen genügendes Haus erbaut. Am 3. Januar
d. J. fand die feierliche Einweihung desselben statt
Die Gr. L. v. H. hatte zu diesem Zwecke eine Deputaf
tion von drei Mitgliedern: den Brn C. und W. Schaefef
und Grallert entsendet; der dep. Grmstr., Br Brabancj,
welcher sein Kommen in Aussicht gestellt, war leidet
durch einen Krankheitsfall in seiner Familie noch
letzter Stunde behindert. Das Fest, das in allen seinem
Theilen — der ernsten Arbeit und der frohen Tafello^e
würdig und erhebend verlief — wurde von vielen auswärtigen
und besuchenden Brn mitgemacht; Deputationen
waren entsendet von der Loge zur Vaterlandsliebe in
Wismar und der Loge zur Palme in Pasewalk, ausserdem
waren die hiesigen (unter dem Hammer der Gr.-
LL. v. d. arbeitenden) ver. Logen gen. Tempel der Wahrheit
, Prometheus und Irene zu den 3 Sternen, in der
Mehrzahl ihrer Mitglieder vertreten. Die Prov.-Loge
v. Mekl.-Schw. u. StreL, unter der die Loge zu den 3
Sternen steht, sowie die Prov.-Loge v. Mecklenb. (Gr.-
LL.) fehlten nicht. Gelegentlich dieses Festes erfolgte
die Ernennung des dep. Grmstrs. der Gr. L. v. H, Br
Braband, zum Ehrenmitglied der Loge zu den 3 Sternen
( — der Grmstr. selber, BrGlitza, ist schon seit längerer
Zeit Ehrenmitglied —). Von der Grossen Loge wurden
dagegen die Brr Heinrich Eggers, Prov. Grsmstr. der
Pr.-L. v. Meckl.-Schw. u. Strel. und Bunsen, M. v. St. der
Loge z. d. 3 St., unter ihre Ehrenmitglieder aufgenommen.
Am Sonnabend, 14. Febr., beging der dep. Mst. d.
L. z. d. 3 St., Br P. Budolph, sein 25-jähriges Maurer-
Jubiläum. Obwohl es sonst nicht Sitte ist, ein solches
Vorkommniss zu feiern, so wollten sich doch die Br es
nicht nehmen lassen^ dem genannten Br ihre Anerkennung
und Liebe zum Ausdruck zu bringen. Es war
deshalb im Logenhaus am Abend des Tages eine Feier
veranstaltet worden, bei welcher dem Jubilar vom Br
Bunsen unter einer Ansprache ein silberner Tafelaufsatz
als eine Gabe der Brüderschaft zur Erinnerung an diesen
Tag überreicht wurde. An der Festlichkeit betheiligten
sich auch eine Anzahl Brr aus den vereinigten Logen.
Ueber die Feier der Einweihung ist eine besondere
Broschüre im Druck, über welche wir seiner Zeit weiter
berichten werden. Br Müffelmann.
) Ging uns für die vorige Nr. zu spät zu. Die Red.
Dankesworte eines Neuaufgenommenen. Br.
Emil Claar, Intendant des Frankfurter Stadttheaters,
sprach nach seiner Aufnahme in der Loge „zur aufgehenden
Morgenröthe" Folgendes:
„Meine sehr geehrten Festgenossen
und geliebten Brüder!
Verzeihen Sie, wenn ich mir erlaube, in diesem
Kreise heute Abend das Wort zu nehmen. Ich kann
Ihnen aufrichtig sagen, dass nach meinem innersten Gefühle
ich am liebsten stillschweigend geblieben wäre,
um alle die grossen und überwältigenden Eindrücke,
die heute auf mein Herz und meinen Geist einstürmen,
stumm und geniessend mit mir allein zu verarbeiten.
Andererseits aber drängt und zwingt es mich, Ihnen,
sehr ehrw. Mstr., und Ihnen, m. gel. Br., Allen meinen
heissen Dank auszusprechen für meine Aufnahme in
diesen Bund und für die Liebe und für die Güte, mit
der Sie mich heute überschüttet. Gewiss werden Sie,
1. Br, verzeihen und verstehen, wenn ich gerade heute
nicht das rechte Wort finde, um dasjenige auszusprechen,
was ich gerne sagen möchte. Gewiss werden Sie es
auch verzeihen, wenn ich es vielleicht nicht ganz in
jenem Geist ausspreche, der mich heute so beseligend
und so gewaltig umgiebt, wenn ich auch sagen kann,
dass dieser Geist verwandt in mir anklingt. Aber gerade
seine unmittelbare und lebendige Nähe ist es vielleicht
heute Abend, die für mich etwas Beengendes hat.
Aber ist es doch dieser Geist, der das Wesen des
Bundes ausmacht, dessen starker Anhauch, dessen gewaltiger
Flügelschlag, wie er nach Aussen dringt, mich
gelockt und gelockt hat seit langer Zeit, bis an Ihre
Pforte, bis an die Pforte dieser Stätte, bis an diese
Brudertafel! Ist doch das Wesen, die Seele dieses
Bundes, ich möchte sagen, wie ein süsser Duft der aus
einem heiligen und wunderbaren Garten strömt, und der
die Sinne des Menschen bestrickt und gefangen nimmt,
wenn auch der vorübergehende Wanderer nicht über
die hohe Mauer hineinblicken kann in diesen Garten.
Da mir heute die Pforten erschlossen sind und ich
die Pfade dieses Gartens wandeln darf, ist es mir wahrhaftig
, als wäre ein Ideal der Jugend, ein Ideal, das
ich einst geträumt, plötzlich lebendig geworden und in
Erfüllung gegangen, ein Ideal, so schön, dass ich nie
gewagt hätte, an dessen Verwirklichung zu glauben.
Es ist mir, als durchschritte ich einen Zauberwald,
mächtige Stämme, kühn und stark, ragen zum Himmel
und breiten ihre majestätischen Kronen aus, darüber-
hin breitet sich ein so wolkenloser blauer Himmel aus,
so erlösend und so befreiend, und ich höre in den Bäumen
unzählige Stimmen klingen, und es ist mir, als hätte
ich solche Stimmen in der eigenen Brust schon vernommen
, als hätten diese Stimmen in mir geweint und
gejauchzt, als hätte das ganze Bild in meiner Seele sich
gespiegelt, wie eine Ahnung, die ich jetzt wirklich vor
mir sehe, es ist mir, als kehrte ich jetzt in meine Heimat
zurück, der ich nur entfremdet war.
Verzeihen Sie, wenn ich in solchen Gleichnissen
schwärme; aber mein Geist ist ergriffen von den Eindrücken
des heutigen Abends. Draussen rauscht die
kalte und lieblose Welt, verloren in ihre Gebote, ihre
Gesetze, ihre harten Einrichtungen, und ich befinde mich
in diesem Augenblicke in ihrer Mitte, meine Brüder, in
der Mitte eines Bundes, der auf die reinen Beziehungen
des Menschen zum Menschen begründet ist, auf das
freie, reine Menschenglück.
Mit verbundenen Augen haben Sie mich in Ihr Heiligthum
eintreten lassen. Merkwürdige Gedanken sind es,
die in solchen Augenblicken, da man das Licht verloren
hat, den Kopf durchkreuzen, merkwürdige Gefühle, die
sich im Herzen regen; wie bedeutsam ist diese Binde,
die dem Auge für kurze Zeit das Licht benimmt! Das
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