Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 98
(PDF, 136 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0105
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gleich als neues Band der Einigung und Verkittung mir
denke, sollte eine andere Bestimmung haben.

Schon vor mehr denn zehn Jahren wies ich darauf
hin, wie ungerüstet derFrmrbund elementaren Ereignissen
und grossen Nothständen gegenüber stehe, wie
langsam eintretenden Falles angeregte Sammlungen
zu Erfolgen führen, wie im Grossen und Ganzen so spärlich
für eine so bedeutende Körperschaft diese Erfolge
sind, während andererseits doch auf der Hand liegt,
wie ganz anders ein rasches Eingreifen („wer schnell
giebt, giebt doppelt") wirkt und wie leicht in guten
Jahren durch kleine, aber allseitige Spenden ein solcher
stets bereiter Hilfsfond geschaffen werden kann. Der
deutsche Grosslogentag darf blos sagen: „Hand an's
Werk!", so steht der Bau festgefugt in seinem Organismus
, den Brn zur Freude, der leidenden Menschheit zum
Segen, ihm selber zur Ehre! Er darf blos das schöne
gemeinsame und vielbesuchte Johannisfest zum Opferaltar
für diese Idee machen und sämmtliche deutsche
Logen auffordern, die Sammlungen an diesem Bundesfeste
einem solchen Zwecke zu bestimmen, von Schenkungen
, Vermächtnissen und einzelnen Zuwendungen abgesehen
, so wird er eine That vollbracht haben, und
zwar eine echte Mrthat, die mit der Zeit ganz von
selber, ohne Hast und Zwang, zu weiterer Einigung
und zur National-Grossloge hinführt. Als Zweck eines
solchen Hilfsfonds der deutschen Logen denke ich mir
einmal die sofortige Verwendung eines Theils seines
Baarbestandes bei eintretenden Unglücksfällen, wie Ueber-
schwemmungen, Hungersnoth u. dgl. m., und zwar nach
eingehendster und gewissenhaftester Fürsorge für gerechte,
unparteiische und zweckentsprechende Verwendung. Ein
Theil würde vorläufig zu capitalisiren sein; eine weitere
Summe wäre alljährlich zu verwenden für eine Preis-
Aufgabe, welche notorische Schäden und Gebrechen der
Gesellschaft, Gefahren für Leben, Gesundheit und Wohlfahrt
aufdeckt und Vorschläge zu deren Beseitigung
macht, um im Sinne Lessings vorbeugend zu wirken,
und das unnöthig zu machen, was man gemeinhin
gute Thaten zu nennen pflegt. Ein rationeller Ausbau
der Dämme würde die Katastrophe von Szegedin verhütet
haben und eine grössere Wohlfahrt gewesen sein,
als die Sammlung hinterher.

Wenn die 200 deutschen Logen jährlich zusammen
nur 6—10,000 Mk. (30,000 Mr können mindestens 15,000
Mark autbringen) in diesen Hilfsfond steuern, so ist
ganz Unglaubliches zu leisten, ohne dass dem Einzelnen
Opfer aufgebürdet werden. Wir Frmr wären dann in
jedem Falle dieser Art die Ersten auf dem Plane und
zwar mit einer namhaften Summe. Die Sache spricht
so sehr für sich selber, dass man kein Wort weiter
darüber zu verlieren braucht. Es genüge die Auffrischung
dieser alten Idee für die neue Zeit,

Eine ähnliche i^nregung, welche dem Grosslogentage
allenthalben Sympathien zuwenden würde, würde
die Frage betr. Fortbildung des Völkerrechts und Einsetzung
eines Schiedsgerichts sein, wie dies in zwei
Artikeln dieses Blattes (einer im vorigen Jahrg.) angedeutet
ist, insbesondere in dem, welcher der neuen (3.)

Auflage von „Geist und Form" einverleibt wurde. Allgemeine
Menschenliebe und Kriegsenthusiasmus passen
nicht zusammen; denn der Krieg ist, ganz abgesehen
von seinem Ausgang, ein Zerstörer von Gütern und
Leben, ein Erzeuger von Noth, Elend und Verwilderung.
Die politische Frage der nationalen Wehrhaftigkeit
berührt uns als Frmr nicht; wohl aber die rein-
menschliche Frage der Einschränkung des Krieges
und des Militarismus. Auch hierüber bedarf es weitläufiger
Auseinandersetzungen nicht; es genügt der Hinweis
auf den oben citirten Artikel, sowie auf die einschlägigen
Schriften von Kants „Ewigen Frieden" bis
zum Anhang in Spirs „Recht und Unrecht". Vor Allem
sind die Schriften des Br Bluntschli zu erwähnen und
die gehaltvolle, echtmrsche Broschüre von Trendeinburg.
Mag auch eine Erörterung dieses Gegenstandes innerhalb
des Grosslogentages zunächst ebensowenig nützen,
wie der Bühler'sche Antrag im deutschen Eeichstag auf
Abrüstung! Wir Frmr sind keine Erfolganbeter, sondern
Rechtthuer; der Gegenstand ist der mrischen Erörterung
würdig, wie keiner. Wenn wir erst aufhören,
Ideale zu verfolgen, die eine ferne Zukunft reift und
verwirklicht, hören wir auf, Erzieher der Menschheit
zu sein und können uns begraben lassen.

Maurer. Erinnerungen.

Aus d. Herbstfestl. d. L. z. aufg. Morgenr. in Frankfurt a. M.

Von Br Reges.

(Schluss.)

„Von den genannten Volksvertretern, welche damals
dem Bunde angehörten, sind seitdem in den e. 0. eingegangen
: Br Fürst v. Lichnowsky am 18. September
1848. Sie kennen dessen Schicksal. Es ist ein düsteres
Bild der damaligen Zeit. Br Robert Blum wurde am
9. November 1848 in Wien standrechtlich erschossen.
Er starb für seine Ueberzeugung. Am 17. März 1856
starb Br Detmold in Hannover. Am 11. December 1857
starb Br von Reden in Wien. Am 29. September 1860
starb Br von Grävell in Dresden. Am 22. April 1863
starb Br Gabriel Riesser in Hamburg. Am 8. Februar
1871 starb Br Venedey zu Oberweiler in Baden. Br
Wigard in Dresden ist der Einzige, von dem ich weiss,
dass er sich noch des Daseins erfreut und noch in voller
Kraft für unsernBund wirkt. Es wurde uns die Freude
zu Theil, ihn bei dem letzten Grosslogentag als Vertreter
der Grossloge von Sachsen in unsern Mauern be-
grüssen zu können."

„Von den übrigen Brn habe ich nichts erfahren
können."

„Den noch Lebenden wünschen wir einen heitern
Lebensabend. Die Todten, sie ruhen in Frieden. Alle
aber, wenn sie auch verschiedene Wege gingen, sie
haben das Beste gewollt und erstrebt. Gesegnet sei
ihr Andenken!"

„Fragen wir nun, wie sich der Mann zu unserm
Bunde verhielt, den der Wille des Volkes am 30. Juni
| 1848 an die Spitze Deutschlands gestellt hat, der Reichs-


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