Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 169
(PDF, 136 MB)
Bibliographische Information
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Freimaurer-Literatur

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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0176
S± 22.

Die

Begründet und herausgegeben
von

Be J. G. FINDEL.

XXIII. Jahrgang.

Organ für die Gesammt-Interessen der Freimaurerei.

Leipzig, den 29. Mai, 1880.

Von der „Bauhütte" erscheint wöchentlich eine Nummer (1 Bogen). Preis des Jahrgangs 10 Mark.
Die „Bauhütte" kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden.

Inhalt: Carl Christiart Fr. Krause. Von J. G. F. — Religion und Politik in den Logen. Vorträge von Br R. Barthelmess in Nürnberg (aus N. Y. Bundes-Presse.)

(Fortsetzung.) — Feuilleton: Amerika. — Neuhaidensieben. — Teplitz. Der Grosslogentag in Berlin Pfingsten 1880.— Wie sehr die Bauhütte u. s.w.
— Centralhilfskasse. — Anfrage. — Briefwechsel. — Anzeigen.

Br Karl Christian Friedrieh Krause.

Von J. 6. F.

In der kürzlich erschienen Schrift von A.Procksch
(Verlag von F. W. Grunow in Leipzig) ist nach den
Briefen Krause's an seinen Vater und von Freunden an
ihn selbst ein Lebensbild gezeichnet, das wir mit
der Spannung einer Tragödie gelesen. Wir kannten
Krause aus den vorhandenen Biographien, aus Darstellungen
seiner Lehre in der Geschichte der Philosophie
und aus einer Beihe seiner eigenen Werke (Logenreden.
Kunsturkunden, Rechtsphilosophie und Urbild der Menschheit
) und dennoch gewannen wir durch diesen, nur 99
Seiten umfassenden Lebensumriss ein ganz anderes Bild
von dem deutschen Denker, mrischen Schriftsteller und
Menschen, als vorher.

Wenn auch fern von jener Verhimmelung, welche
Krause's Lehre als ein Evangelium hinzustellen Miene
macht und ihn als den Meister aller Meister feiert, zollten
wir diesem Riesengeiste doch stets unsere Anerkennung,
würdigten seine Bedeutung für die fortschreitende Er-
kenntniss und besonders seinen profetischen Vorblick
auf die zu erstrebende Höhergestaltung der Gesellschaft,
wie seine hohen Verdienste um die Mrei, insbesondere
die mr-historische Forschimg. In diesem Sinne war uns
Krause von jeher eine sympathische Erscheinung. Er ist
es uns noch viel mehr geworden durch die Lektüre des
sehr gut geschriebenen Schriftchens von Procksch, das
weder die pietätvolle Hingebung an den Stoff, noch gewissenhaften
Fleiss, noch die Ruhe objectiver Darstellung
vermissen lässt. So verhehlt sich, um dies gleich vorweg
zu nehmen, der Biograph nicht, dass die ganze
Kette der Sorgen, der Noth und der Leiden, die wie

ein dunkler Faden das ganze Dasein dieses Dulders
und Kämpfers durchziehen und sein Leben zu einem
Trauerspiel machten, auf sein praktisches Ungeschick
und eine Art trotzigen Eigensinns in der Lebensgestal-
timg nach eigenem Wesen zurückzuführen sind, oder,
um ein modernes geflügeltes Wort zu gebrauchen, dass
er „durch sein eigenes Verschulden so gesunken". In
Folge davon ist Krause „niemals etwas geworden", hatte
ei4 stets mit Schulden und finanziellen Verlegenheiten
zu kämpfen und verfiel er gelegentlich der Anschwär-
zung, dass er in die sogen. Göttinger Revolution verwickelt
gewesen, wesshalb ihn die Behörden zwangen,
Göttingen freiwillig zu verlassen. Recht tragisch zeigt
sich an ihm die alte Erfahrung, die leider ewig neu
bleiben wird, dass die Leute von gewöhnlichem Durchschnittsschlag
den Menschen nicht nach seinem wahren
innern Werthe, sondern nach seiner äusseren Lebensstellung
und seinen Erfolgen beurtheilen und behandeln,
nicht nach dem, was er ist, sondern nur nach dem, was
er hat. Nur einzelne höher veranlagte, edlere Naturen
dringen bis zum Kerne durch, urtheilen gerecht
und zollen Freundschaft, unbeirrt um das Geschrei
der Menge. So hatte auch Krause das Glück, vom
Beginne seiner Wirksamkeit an, treue Freunde zu
haben, die Licht und Liebe auf seinen Lebenspfad
streuten und die eine dankbare Nachwelt in denen mitehrt
, die sie feiert. Auch in der vorliegenden Lebensskizze
sind sie ungesucht und in Folge naturwahrer
Darstellung mit Krause auf das Postament gehoben
worden und empfangen so den Schein sittlich-geistiger
Verklärung von dem zurück, welchem sie im Leben mit
Freundesrath und Freundesthat treu zur Seite gestanden.


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