Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 181
(PDF, 136 MB)
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einen ungefähren Maassstab anlegen, wonach jedes Jahr
fast Dollar 1,000,000 an Hiifs-Bedürftige gezahlt wird.

Religion und Politik in den Logen.

Vorträge v. Br R. Barthelmess i. d. L. z. d. 3 Pfeilen in Nürnberg, 1872.
(Aus N. Y. Bandes-Presse.)
(Schluss.)

Nach alle dem, was soeben dargelegt worden, soll in
den Frmr-Logen von Religion nicht die Rede sein? Nicht
von den tiefsten Kegungen der menschlichen Seele und
von den Triebfedern der edlen That, nicht von den Idealen
der Jugend und des Alters Weisheit, von Manneswürde
und Frauenanmuth, von der Liebe Glück und
den Banden der Freundschaft, von den Wundern der
Natur, von des Lenzes Zauber und der Erndten Fülle,
von dem Dufte der Dichtung und von der Schönheit
Kunst, wie immer auch der Einzelne in seinem zusammenfassenden
Drange die Summe all' dieser Erkenntniss,
all' dieses Lebens und Webens, all' dieses Werdens und
Geniessens zum Begriffe des Absoluten sich formen
möge? — Soll aus den Hallen des Menschheits-Bundes
verbannt sein jede Erörterung über die grosse Gemeinschaft
, in der Ein Geist 1000 Hände belebt, in tausend
Brüsten, von einem Gefühle glühend, ein einziges Herz
sich regt? jede Erörterung über die Achtung vor dem
Gesetz und die Liebe zum Vaterlande, über Bürgerpflicht
und Bürgertugend, über Handel und Wandel, die Schöpfungen
des Gewerbes und die Uebung des Rechts, über
die Regeln der Statistik und die Pflege der Gesundheit,
über der Schule bildenden Einfluss und der Familie
Zucht, welch' trübe Gestaltungen auch das egoistige
Gebahren der Stände und Privilegien an die Oberfläche
treiben möge? — Das im Ernste zu fordern, wird wohl
Niemandem mehr einfallen. Sollte es aber dennoch welche
geben, die in gedankenlos — nachbetender Weise oder
böswilliger Absicht es thun, so kann man sie auf Schritt
und Tritt darüber belehren, dass gerade jenes Streben
nach den höchsten Gütern, die die Menschheit kennt,
das ist, was man als innerstes Wesen der Frmrei bezeichnet
. Oder ist die Sittenlehre und Ethik, deren man
auf dem Boden des Mrthums sich rühmt, die Verpflichtung
zum Ringen nach Selbsterkenntniss, zum Kampfe
gegen Leidenschaften, Vorurtheile und Aberglauben, die
Mahnung, stets nach Recht und Pflicht zu handeln, das
Gute nicht aus Hoffnung auf Lohn, sondern seiner selbst
willen zu thun, das Böse nicht aus Furcht vor Strafe,
sondern aus Abscheu vor demselben zu meiden, dem
Nebenmenschen hilfreich zur Seite stehen, in Wort und
That stets treu und wahr zu sein, die umgebende Welt
zu innerer Vervollkommnung und edler Freude zu ver-
werthen, der Pflicht jedes, auch das grösste Opfer zu
bringen u. s. w., u. s. w.; ist der Satz des Lehrlingsgelübdes
: den Gesetzen des Staates, in welchem man
lebt, treu und gehorsam zu sein, etwa nicht Religion
und Politik? —

Hätte doch die Brrschaft diesen ihr von Anfang
an vorgezeichneten schlichten Standpunkt festgehalten!

Aber die absichtliche oder unabsichtliche Verwechslung
der Religion mit Glaubensbekenntnissen, des Staatslebens
mit Widerstand gegen die Obrigkeit hat unsägliche
Verwirrung in unsere Reihen gebracht, ja geradezu den
Mr-Bund zum Werkzeuge jener bekannten finsteren Gewalten
erniedrigt, die, weil er der unwürdigen Fesseln
sich allmälig ganz zu entledigen sucht, ihn mit glühendem
Hasse verfolgen. Die ersten Katechismen, die wir
aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts besitzen,
sind vollgültige Zeugnisse dafür, dass, im Anschlüsse
an die alten Formen der Steinmetzen, die höchste Einfachheit
und Natürlichkeit im Bunde geherrscht hat, ja
dass selbst die Ausbildung dreier Grade einer späteren
Zeit, als der der Gründung der englischen Gr.-Loge angehört
. Sobald diese Grade sich mehrten, sobald durch
die Ancient Masons der vom „Königl. Gewölbe" mit
seinen speciflsch christlichen Tendenzen in die altenglische
Frmrei seinen Einzug gehalten und Hutchinson's
Werk: „Der Geist der Mrei" diese Zuthaten um ein
Erkleckliches gesteigert hatte, war die Religion in den
Logen nachdrücklich beseitigt, an ihrer Stelle aber den
kirchlich-dogmatischen Sätzen und Cultusformen, bis zur
Messe, Beichte und Absolution, zum Heiligendienst und
den Sacramenten herauf, Thür und Thor geöffnet. Kaum
möchte es sich rechtfertigen lassen, in der Lehrlingsloge
aus der Geschichte und Ritualistik des Hochgradunwesens
Beweise für diese Behauptung beizubringen; das muss
4er Forschung und Belehrung einer späteren Zeit vorbehalten
bleiben. Gar Vieles ist in der neuesten Zeit
gebessert, veredelt worden; aber es spuken noch da und
dort einzelne Ausläufer jener traurigen Zeit in Gesetzgebung
, Lehre und Ritualistik der Logen, von denen
Einsicht zu nehmen Jedem, der seiner Sinne mächtig,
tagtäglich vergönnt ist. Wer, um nur auf Einiges hinzuweisen
, unter den älteren Mitgliedern dieser Loge erinnert
sich nicht des leidigen Zwistes zwischen humanistischer
und christlicher Mrei im Schoosse der Frankfurter
Tochterlogen des Eklekt. Bundes ? Wer nicht des Zerwürfnisses
zwischen Hamburg und Berlin wegen der
sogen. Judenfrage? Wer kennt nicht den Widerstand,
den noch jetzt die Gr.-Landesloge von Deutschland gegen
die Aufnahme von Israeliten leistet, sich berufend auf
angeblich alte Ueberlieferungen der Geheimlehre? —
verschiedener anderer kleinlicher Nörgeleien und Anfeindungen
nicht zu gedenken! —

Wenn wir dem Suchenden unsere Pforten öffnen,
so thun wir das auf Grund des Berichtes, dass die
zu seiner Prüfung abgesendeten Brüder in ihm einen
„freien Mann von gutem Rufe" gefunden. Diese Freiheit
seiner Person, die von und in ihm gefordert wird,
bezieht sich nicht nur, wie bei Baugewerken, darauf,
dass er kein Leibeigener, kein Sklave sei, nicht nur
darauf, dass er, in Folge seiner äusseren Lebensstellung
über einen Theil seiner Zeit und Kräfte zum Besten
des Bundes, dem sich anzuschliessen er gesonnen ist,
verfügen könne, sondern in weit höherem Maasse darauf,
dass er einen Bildungsgrad besitze, hinreichend dazu,
die hohe Aufgabe der Mrei zu erfassen und sich für
sie zu begeistern, darauf, dass er von sittlichem Ernste


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