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schlafen sieht, eine Lampe und einen Dolch neben sich.
Johaben ergreift nun den Dolch, tödtet den Schlafenden»
trennt seinen Kopf vom Eumpfe und bringt ihn Salomo,
um seinen Lohn zu erhalten, — aber alle Bit, über
seine feige That erzürnt, zücken ihre Dolche auf ihn,
bis Salomo geltend macht, dass er nur aus Eifer so gehandelt
habe, worauf er dann den Verräthern Rache
und Bestrafung schwören muss und endlich aufgenommen
wird. —
Im 10. Grade, dem „Erlauchten Erwählten der
Fünfzehn", meldet Bengheber, dass die beiden anderen
Mörder Hirams im Lande Gheth wohnen. Salomo beauftragt
15 Meister, unter ihnen den Aufzunehmenden,
zu König Machach zu gehen und ihre Auslieferung zu
verlangen. Machach gibt ihnen Führer und nach vielen
Strapazen finden sie beide in einem Steinbruche, fesseln
sie und bringen sie zu Salomo, der sie in einen Thurm
mit Ketten belastet wirft. Am nächsten Tag werden
sie entkleidet, an einen Pfahl gebunden, ihnen der Bauch
aufgeschlitzt und sie so in der Sonnenhitze ausgestellt,
worauf, als die Fliegen sich ansetzen und Beide schauerliche
Schreie der Qual ausstossen, die Henker ihre
Köpfe abtrennen und öffentlich neben dem Abiramachs
ausstellen.
Im 11. Grade, dem „Erhabenen, erwählten Ritter",
belohnt Salomo nach dem Loose zwölf der Auserwählfcen
mit Ehrenstellen, nachdem sie bewiesen haben, dass sie
alle Verräther bestraft, und gibt ihnen die heiligen
Manuscripte und Gesetztafeln zur Aufbewahrung.
Im 12. Grade, dem „Grossbäumeister", "prüft Salomo
den Aufzunehmenden über die Architectur und unterweist
ihn über die fünf Säulenordnungen und den geheimnissvollen
Bau des Tempels und der Welt.
Im 13. Grade, dem „Meister der königlichen Arche",
prüft Salomo die Meister und befiehlt ihnen dann, die
Fundamente des Tempels zu durchforschen, um das goldne
Dreieck mit dem heiligen Namen Gottes, welches Enoch
vor der Sintfluth verfertigt und dann Hiram getragen,
aber bei seiner Ermordung verloren hatte, zu suchen.
Dasselbe wird gefunden und dabei auch eine eherne
Säule, auf der die Geschichte der Menschheit und der
Wissenschaften eingravirt ist, entdeckt.
Im 14. Grade, dem „Grosserwählten des heiligen
Gewölbes Jakob VI.", welcher nach seinem Gründer
den Namen trägt, prüft Salomon den Aufzunehmenden
nach seinen Ansichten über Gott und seine Pflichten
gegen die Mitmenschen und lässt dann das heilige Delta
wieder unter dem Schwüre der Discretion einmauern,
um nicht von den Profanen entweiht zu werden.
Im 15. Grad, dem „Ritter des Ostens oder des
Degens", stellt der Mstr. v. St. Cyrus vor, zu dem Zoro-
babel (der Aufzunehmende) kommt, und ihn bittet, die
von Nebucadnezar in die Gefangenschaft geführten zehntausend
Juden frei zu geben, Avas er auch, von Zoro-
babel eingenommen, thut. Dieser wählt nun 7000 aus,
unterweist sie in der Kriegskunst und zieht nach Palästina
zurück, die heiligen Tempelkleinodien, welche
Cyrus ihm zurückgestellt hatte, mitnehmend. Am Euphrat
verwehren Feinde ihm den Uebergang, aber Zorobabel
besiegt sie, errichtet ein Denkmal zum Andenken an den
Sieg, zieht triumphirend in Jerusalem ein und baut einen
neuen Tempel. Die Samariter aber hatten unterdessen
auch einen Tempel gebaut und ermordeten deshalb, eifersüchtig
, Zorobabels Arbeiter, worauf beide verwandte
Völker in Streit gerathen und Zorobabel dann den
Tempel mit Arbeitern beendet, die in der einen Hand
die Kelle und in der andern den Degen führen.
Im 16. Grade, dem „Fürsten von Jerusalem", sendet
Zorobabel eine Gesandtschaft an Darius und bittet ihn
um Schutz gegen die unruhigen Samariter, was ihm
dieser auch zusagt.
Im 17. Grade, dem „Ritter des Ostens und Westens",
ist das Ritual aus der Apokalypse Johannis entnommen
und erinnert an die Kreuzfahrer, welche die Pilger beschützten
.
Im 18. Grade, dem „Grossmächtigen Fürsten der
Rose und des Kreuzes", haben wir den merkwürdigsten
von allen, da er nicht nur verschiedenartig ausgelegt
wird, sondern sogar eine eigene Literatur in mehreren
Versionen hervorgerufen hat.
Einige wollen ihn, als von dem Gelehrten Christian
von Rosenkreutz, welcher 1378 geboren wurde und den
Orient erforschte, gegründet wissen, Andere von der
Gesellschaft, die die vom Priester Valentin Andrea ver-
fasste ironische Schrift als baare Münze ansah und sich
darnach bildete. Dann wieder wird behauptet, bei Benares
in Indien habe man ein Kreuz und eine Rose
in einem Steinblocke einer alten Tempelruine gefunden
und zum Andenken an dies Symbol, als auch an die
Rose, die sich aus den Blutstropfen Christi gebildet,
und die überhaupt bei den Alten das Symbol der Welt
und Wissenschaft war, den Bund gebildet, während
man dann wieder ihn Gottfried von Bouillon zuschreibt,
der ihn aus den alten jüdischen Dogmen und christlichen
Mysterien componirt haben soll, worauf die Kreuzfahrer
ihn weiter verbreitet haben. Der Grad ist voll christlich
-katholischer Dogmen und stand früher in hohem
Ansehen, mit dem grosse Pflichten und grosse Rechte
verbunden waren, aber er war unmaurerisch, da er
früher nur Christen ertheilt wurde und ja nicht alle Brr
katholisch sind, die Maurerei überhaupt ja auch von
Dogmen frei und nur eine Religion, die der Moral und
Liebe, ausüben soll. Dieser Grad ist von Jesuiten in
krassem Fanatismus in die Mrei eingeführt, aber man
hat diesen Schlag aufgefangen, das Ritual umgearbeitet
und ihm eine andere Deutung unterlegt.
Die Ritter sitzen trauernd um den Calvarienberg,
auf dem drei Kreuze stehen, da sie theils den Verrath
falscher Brr, die das Erkennungswort gestohlen, theils
den Tod unschuldiger Brr beklagen, — dann finden sie
es wieder, die vorhin dunkle Loge strahlt in hellstem
Glänze und vor Freude setzen sie sich an das gemeinsame
Mahl und ^brechen Brod und trinken Wein von
demselben Kelche.
Im 19. Grade, dem des „Gross-Pontifex", theils zum
Andenken an Horatius Codes, der ja die Brücke hinter
der sich zurückziehenden römischen Armee abbrach und
sich selbst schwimmend rettete, theils an den Titel des
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