http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0200
25.
Die
Begründet und herausgegeben
von
Be J. Gr. FINDEL.
XXIII. Jahrgang.
Organ für die Gesammt-Interessen der Freimaurerei.
8sicfc*> Siebe> 8e<*e"*
Leipzig, den 19. Juni, 1880.
Von der „Bauhütte" erscheint wöchentlich eine Nummer (1 Bogen). Preis des Jahrgangs 10 Mark.
Die „Bauhütte" kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden.
Inhalt: Zum 23. Juni 1880 von C. Esselborn in Stuttgart — Der Freimaurerbund — ein Wegweiser der Menschheit. Eine Johannesfest - Betrachtung. — Adolphe
Cremieux; — Feuilleton: Belgien. — Braunschweig. — Quackenbrück. — Siebenbürgen. — Wien-Pressburg. — Centralhilfskasse. — Briefwechsel. —
Anzeigen.
Zum 23. Juni 1880.
von
Br C. Esselborn in Stuttgart.
„Mehr Licht!"
So flehte eines Maurers Mund
Und von dem Echo fortgetragen
Ertönt es noch in unsern Tagen
Aus manchem wissensdurst'gem Mund:
„Mehl- Licht!"
„Mehr Licht!"
So fleht des jungen Lehrlings Aug'
Nach Wahrheit sehnend sich, der hellen.
„Mehr Licht!" so seufzen die Gesellen,
Und selbst die Meister bitten auch:
„Mehr Licht!"
Der Freimaurerbund — ein Wegweiser der
Menschheit.
Eine Johannisfest-Betrachtung.
„Gegenwärtig" — sagt Br Marbach in seiner
Stiftungsfestrede (Reisbrett Nr. 3) — „sieht es aus, als sei
die Gesittung der Gesellschaft rückläufig geworden; der
Verkehr ist rücksichtsloser und roher gestaltet, als
lange zuvor, Anstand und Ehrbarkeit gerathen in Vergessenheit
, das Jagen nach ungerechtem Gewinne durch
Täuschung und ohne Arbeit gehört zur Tagesordnung
und nichts gilt mehr für achtunggebietend und heilig.
Zwar hat sich in Folge dieser Ausartung in allen Kreisen
der Gesellschaft die Ueberzeugung geltend gemacht,
dass die Menschheit vom rechten Wege abgekommen
sei, aber man sucht den richtigen, wieder zum dauerhaften
Portschritte oder zu einer gesunden Neugestaltung
der Gesellschaft führenden Weg in allen erdenklichen
Richtungen, aber fast nie in derjenigen, welche die Frmr
von jeher eingeschlagen haben."
Das Johannisfest, eine Profetie für die Zukunft
und eine Mahnung zur Sinnesänderung, soll uns eine
willkommene Veranlassung sein, zunächst uns selber
der frmrischen Richtung und Grundsätze von Neuem
wieder bewusst zu werden, um sodann uns zu befähigen,
im Sinne Schillers auch der Welt diese Richtung zum
Guten zu geben, hoffend, dass der ruhige Rythmuss der
Zeit zum Ziele führen werde.
In Zeitepochen, wo die Masse des Volkes unter
dem Gesetze und der inneren Gewalt allgemein anerkannter
Ideen steht, herrscht Ordnung und Zufriedenheit
. Wenn aber neue Einflüsse, seien es Erkenntnisse
oder tiefgreifende Umgestaltungen des Aussenlebens,
die Machtstellung derselben untergraben und zur Fortentwickelung
drängen, so treten die bereits überwundenen
und zurückgedrängten Ideen von Neuem auf, um sich
im Kampfe um die Herrschaft zu behaupten. Solche
Zeiten sind dadurch gekennzeichnet, dass die heilige
Scheu vor Gesetz und Recht verloren geht, dass das
Gewissen sich abstumpft, dass plumper Materialismus
und Aberglaube neben stumpfer Gleichgültigkeit die
Massen beherrschen.
Diese charakteristischen Merkmale einer Ueber-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0200