Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 210
(PDF, 136 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Freimaurer-Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0217
210

— Eine Kleinigkeit fiel doch ab —, so hatte seine Vor-
nrtheilslosigkeit doch eine Grenze. Er liebte nicht die
Intelligenz und zog ein schiefes Maul, wenn ein Doktor
angemeldet wurde. Hier begann sein Misstrauen.

Eine kleine Schwäche hatte der wackere Mstr doch;
er möge mir verzeihen, dass ich sie indiskret zum Besten
gebe. Er liebte es nach Art der antiken Priester, —
in Rom nannte man sie Auguren — wenn der Altar
von Opfern rauchte. Ein Br, welcher wegen Vergehen

— er gab im Kaifeehause das Zeichen und plauschte
in der Rasierstube — in der Vorrückung auf ein Jahr
reprobirt worden ist, schickte, um den Zorn des Mstrs.
zu besänftigen, eine Kleinigkeit, man sagt: zwei fette
Gänse. Gnade ward ihm für Recht, er avancirte. Andere
meinten für den saftigen Bruderkuss nach der Aufnahme
erkenntlich sein zu müssen und schickten Cigarren
Theaterkarten und dergl. Aufmerksamkeiten. In das
Schwarze traf ein Br, welcher gleich mit zwei Damen-
Mantillen sich einfand; er ward Cassier Es gab aber
auch lederne, trockene Patrone, welche von nichts wissen
wollten, und gar kein Verständniss für die erhabene
Mrei besassen, z. B. jener Inspektor der — Balm, welcher

— er war noch nicht recht warm geworden — dem
Mstr. 3 Freikarten nach einer südlichen Hafenstadt
rundweg abschlug. 0 Weh! da hat sich der Meister
geirrt. Godwin Berghen.

Die maurerisehe Flagge.

Zu öfteren Malen schon ist die Frage aufgeworfen
worden: besitzt die Frmrei eine eigene, d. h. eine besondere
, ihr eigenthümliche, anerkannte und allen ihren
Angehörigen bekannte und erkennbare Flagge? In
dieser Weise aufgestellt muss die Frage verneint werden.
Doch aber existirt eine solche Flagge, und wir finden
in der Leipziger Frmr-Zeitung, (Red. Br Moritz Zille),
im fünfzehnten Jahrgang 1861, Folgendes von Br F.
W. Graefenhain, Oberlootsen in Emden, darüber angegeben.

„Seitdem ich das Glück habe, unserm Bunde anzugehören
, habe ich die Mr-Flagge, welche in Hamburg
verfertigt ist, und dort von fast jedem Br Capitain benutzt
wird, an Bord gehabt. Nie habe ich damit geprunkt
, aber sie stets gern als Erkennungszeichen benutzt.

Dieser so genannte Stender (Flagge) ist von keiner
Loge vorgeschrieben, doch scheinen sich sämmtliche Brr
Oapitaine, von den verschiedensten Nationen, über Symbol
, Farbe und Form desselben stillschweigend vereinigt
zu haben. Es ist aber auch natürlich, dass, wo
Zirkel und Winkelmaass im blauen Felde gezeigt werden
, Brr Mr anzutreffen sind.

Auf allen grössern Schiffen werden Signalflaggen
gehalten, durch welche man sich entweder nach dem
commercial Code of Signals for the use of all nations
oder nach dem Marryats System mit jedem begegnenden
Schiffe über alle profanen Vorkommnisse im seemännischen
Leben unterhalten kann. lieber den Gebrauch
dieser Signalflaggen gibt es Bücher in fast allen europäischen
Sprachen und dadurch hat man den Vortheil,
sich Leuten verständlich zu machen, deren Sprache man
sonst nicht versteht. Mir ist es schon oft vorgekommen,
dass Capitaine nach längerem Signalisiren plötzlich, inmitten
des Oceans, oft mehrere tausend Meilen vom
Land, die blaue Flagge, Zirkel und Winkelmaass, als
Anfrage authissten, und wohl verstanden wir uns! Beiderseits
war es dann ein schönes heimisches Gefühl für
uns; gern theilten wir brrlich das aus, womit wir uns
gegenseitig helfen konnten, grüssten uns durch dreimaliges
Auf- und Herunterziehen der mrischen Flagge
und sahen uns nie wieder! —

Auf meiner letzten Reise war ich in Honolulu auf
den Sandwich-Inseln, es lagen dort über 300 Schiffe
grösstentheils Wallfischfänger, da zeigte eines Tages
ein amerikanischer Capitain seine mrische Flagge, und
siehe da, über 100 antworteten, besuchten sich gegenseitig
und feierten fern von der Heimat glückliche fröhliche
Stunden.

Ein Nothsignal allein für Brr Mr existirt nicht,
doch lässt es sich nach meiner Meinung sehr gut mit
den gewöhnlichen Nothsignälen vereinigen.

Liegt man nämlich mit einem Schiffe auf einer Rhede
oder in einem Hafen, und wünscht mit dem Lande in
Communication zu treten, ohne die eignen Böte benutzen
zu wollen, oder zu können, so schlägt man einen Knoten
in die Nationalflagge und zeigt sie von der Gaffel,
der gewöhnlichen Stelle, von welcher die Flaggen gezeigt
werden.

Ist man in grosser Noth, dann ist es in der ganzen
Welt Gebrauch, die Nationalflagge an der Gaffel
verkehrt, d. h. das Unterste nach oben aufzuziehen.
Fehlen Masten und Gaffel, dann zeigt man die so verkehrte
Flagge an irgend einer Stelle, wo sie am besten
zu sehen ist, und jeder Seemann, er möge einer Nation
angehören welcher er wolle, wird sie als Nothflagge
erkennen und sich darnach richten.

Befindet sich nun ein Br Mr an Bord eines Schiffes
in Gefahr oder vielmehr in Noth, dann ist es meiner
Meinung nach das Einfachste, unter dem gewöhnlichen
Nothsignal, mag dies nun durch einen Knoten in der
Nationalflagge oder durch das verkehrte Aufziehen derselben
gegeben werden, eine blaue maurerische Flagge
aufzuziehen.

Würde man in die mrische Flagge allein einen
Knoten schlagen, und sie so als Nothflagge gebrauchen
wollen, dann würde Zirkel und Winkelmaass dadurch
undeutlich und somit der Zweck verfehlt werden. Ich
bleibe daher bei meinem obigen Vorschlage, und halte
ihn auch für den allein richtigen.

Ist es im Allgemeinen' auch Pflicht eines jeden
Menschen, Hilfsbedürftigen im Augenblicke der Gefahr
Beistand zu leisten, so glaube ich doch, dass jeder Br
Mr beim Erblicken einer mrischen Nothflagge zu noch
grösseren Anstrengungen bewegt wird." —

Diese Aussagen bestätigt uns auch auf unsere specielle
Erkundigung in ihrem ganzen Umfange unser Br Tetens,
(Capitain, Wasserschout — Hamburg), welcher ebenfalls
auf seinen früheren Reisen stets die blaue Flagge mit


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0217