Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 211
(PDF, 136 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0218
211

Zirkel und Winkelmaass an Bord führte und dieselbe
überall und von allen Nationen als mrisch erkannt und
respectirt fand. Auch bezüglich des Nothsignals stimmt
seine uns gemachte Mittheilung vollkommen mit dem
Obigen überein. Viele derartige Flaggen sind und werden
noch heute in Hamburg für Seeschiffe angefertigt.
Der genannten Zeitung ist eine colorirte Abbildung der
mrischen Flagge beigefügt: blauer Grund, mitten darin
Zirkel und Winkelmaass in weisser Farbe. Die Länge
der Flagge beträgt 14 Fuss 4 Zoll, die Breite 4 Fuss
10 Zoll. —

Wie höchst erfreulich es uns erscheinen muss, auch
auf diesem Gebiete sich als treue Brr Eines Bundes
finden und erkennen zu können, bedarf wohl keiner
weiteren Ausführung. (Hamb. L.-Bl.)

Br Tscharner,

„Grossmeister der Alpina".*)

Von

Br Limacher in Bern.

Es ist mir der ehrenvolle Auftrag zu Theil geworden
, am heutigen festlichen Gedenktage ein Lebensbild
des leider zu früh in den ewigen Osten eingegangenen
gel. Br Tscharner Ihnen vorzuführen. Nicht ohne ein
Gefühl des Bangens bin ich an diese Aufgabe herangetreten
. Br Tscharner steht namentlich als Glied
unseres Bundes mit einer so vielseitigen Thätigkeit und
einer so umfassenden und durch grundliche historische
Studien allseitig vertieften Auffassung der Mrei vor
unserem geistigen Auge, dass es schwer ist, mit den
wenigen mir hier vergönnten Strichen ein Bild zu entwerfen
, welches dem Original auch nur annähernd würdig
wäre. Ich bitte desshalb, gel. Brr, um Ihre gütige
Nachsicht. Mögen Sie, was etwa fehlt, aus dem Schatz
eigener Erfahrungen und Erinnerungen freundlich berichtigen
und ergänzen!

Br Tscharner hat in jungen Jahren ein bewegtes
Leben durchgemacht und Gelegenheit gehabt, schon früh
auf seinem Lebenswege reiche Erfahrungen zu sammeln.
Geboren in einer geachteten Honoratiorenfamilie der
Stadt Chur, 1812, erhielt er in den dortigen Schulen
den damals üblichen ersten Unterricht und begann sodann
seine Gymnasialstudien an dem zu jener Zeit in
der ganzen civilisirten Welt bekannten und berühmten
Fellenberg'schen Institut in Hofwyl. Doch verliess er
nach kurzer Zeit die humanistische Richtung und trat
an die realistische Abtheilung des Instituts über, welches
seinem Hang zu den exakten Wissenschaften, namentlich
zur Mathematik, mehr Nahrung bot, als die klassischen
Studien. Während eines Jahres besuchte er sodann die
Gewerbe-Schule in Aarau. Damit war seine respektive
Ausbildung abgeschlossen. Er trat nun als Lehrer der
Mathematik und der deutschen Sprache in ein bündne-

*) Wir können nicht umhin, unseren Lesern diese treffliche Lebensskizze
eines um die Mrei hochverdienten, uns befreundeten Brs mit-
zutheilen. Die Redact.

risches Privatinstitut und verblieb in dieser Stellung
ein Jahr. Darauf folgte er dem Rufe eines Onkels
nach Italien. Er diente hier mehrere Jahre lang als
Officier in einem Schweizer-Regiment in Neapel. Nachdem
er den Militärdienst verlassen hatte, hielt er sich
als Korrespondent verschiedener deutscher Blätter längere
Zeit in Rom auf und legte hier den Grund zu der eleganten
Leichtigkeit des Styls, die ihn später in seinem
Berufe als Publizist so vortheilhaft auszeichnete. Auch
im Bruderkreise hat er später bei jedem Anlass glänzende
Proben seiner hervorragenden stylistischen Begabung
zur Erhebung und Erbauung Aller an den Tag
gelegt.

Nach seiner Rückkehr aus Italien bekleidete Tscharner
in seiner Vaterstadt eine Reihe kantonaler und städtischer
Beamtungen. Wiederholt wurden dem jungen Manne,
dessen Kenntnisse, Lebenserfahrung und sicheres Auftreten
in allen Kreisen imponirten, wichtige Missionen
übertragen, bei welchen er stetsfort in vorzüglicher
Weise dem Vertrauen, das man an massgebender Stelle
in ihn gesetzt hatte, zu entsprechen wusste. Gleichzeitig
widmete er sich mit Erfolg als Vertheidiger der
kriminalistischen Rechtspraxis. An seinen Militärdienst
anknüpfend leitete er während mehreren Jahren in vortrefflicher
Weise den Unterricht des Kadettenkorps in
Chur. Auch die Feder des Journalisten legte er nicht
mehr nieder; er redigirte zuerst die „Churer Zeitung"
und gründete darauf in Verbindung mit Herrn Stocker,
dem späteren Professor am eidgenössischen Polytechnikum
in Zürich und Sekretär des eidgenössischen Schul-
rathes, den „Liberalen Alpenboten".

Als es sich nach Gründung des neuen schweizerischen
Bundesstaates im Jahre 1850 in der Bundesstadt um
Errichtung eines täglichen Blattes handelte, welches
vorzugsweise die national-schweizerischen Bestrebungen,
aus welchen die neue politische Schöpfung hervorgegangen
war, vertreten sollte, wurde K. Tscharner nach
Bern berufen. Hier gründete er in Verbindung mit
Dr. Abraham Roth und unter der intelligenten und aufopferungsfähigen
Mitwirkung des Verlegers, unseres
verstorbenen Br Jent von Solothurn, der ihn selbst
später dem Bruderkreise zuführte, den „Bund", an dessen
Redaktion er nun während eines ganzen Vierteljahrhunderts
thätig blieb. Ueber das, was K. Tscharner
in seinem publizistischen Berufe geleistet hat, kann ich
hier nicht im Einzelnen näher eintreten. Ich begnüge
mich mit der Bemerkung, die ich als langjähriger Mitarbeiter
des Verewigten an dieser Stelle wohl machen
darf, dass er seine Aufgabe mit heiligem Ernst erfasste
und namentlich auch die Ideale unseres Bundes, allgemeine
Menschenliebe, Humanität, Bildung und sittliche
Veredlung des Volkes, in derselben nach allen Richtungen
zur Geltung zu bringen suchte. Niedriges und
Gemeines hielt er mit der Konsequenz und dem sittlichen
Takt eines geschulten Gewissens von seinem Blatte
fern. Dagegen war er überall mit Hand und Herz
dabei, wenn es galt, ein Werk der Gemeinnützigkeit
zu fördern oder physische und moralische Uebel zu bekämpfen
. K. Tscharner war nach Wollen und Thun


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