Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 223
(PDF, 136 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Freimaurer-Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0230
223

„Ich giesse Wein aus auf diesen Stein, das Symbol
der Stärke und der Freude. Mögen die, welche
an diesem Baue arbeiten, und die, welche später innerhalb
seiner Mauern zusammenkommen, immer ihre ihnen
zugewiesene Aufgabe im Dienste des grossen Baumeisters
mit Freudigkeit und einfältigem Herzen vollbringen."

Nachdem er aus der goldenen Vase Oel auf den
Stein gegossen hatte, sagte er:

„Ich besprenge diesen Stein mit Oel, dem Symbol
des Friedens und der Einigkeit. Möge Wohlwollen und
brrliche Liebe immer unter denen herrschen, welche in
diesem Hause beten werden, zum Ruhme des Allerhöchsten
bis an das Ende der Tage. So geschehe es."

Nachdem er die Pläne der Kathediale dem Architekten
übergeben hatte, sagte er:

„Ich lege nun in Ihre Hände die Bisse des beabsichtigten
Gebäudes zusammen mit den nöthigen Werkzeugen
, indem ich nicht an Ihrer Geschicklichkeit als
Baumeister zweifle, und ich wünsche, dass Sie ohne
Zeitverlust an die Vollendung des Werkes gehen in
Uebereinstimmung mit den Bissen und Zeichnungen, die
Ihnen anvertraut sind."

Nachdem der Stein in gehöriger Weise gelegt war,
redete der Prinz die Versammlung folgendermassen an:

„Brr! — Wir sind eine alte Brrschaft, welche seit
den frühesten Zeiten sich mit allem verbunden hat, das
schön und gross in der Baukunst ist, und Ihr werdet
desshalb stolz sein,, mich unterstützt zu haben, wie ich
stolz gewesen bin, mit Euch zu arbeiten bei dem Beginn
eines Gebäudes, welches nach der Schönheit der Zeichnung
und der Solidität der Construktion, wie wir hoffen,
eine Zierde dieser Stadt und Provinz für kommende
Jahrhunderte sein wird. Aber, Brr, es gibt noch etwas,
das viel höher ist als dies — es soll ein Tempel errichtet
werden zum Buhme und zur Anbetung unseres
himmlischen Vaters, des grossen Baumeisters und Schöpfers
aller Dinge; und was auch für unbedeutendere Verschiedenheiten
unter uns sein mögen, so bin ich doch

gewiss, dass derselbe Geist am heutigen Tage Euch
alle erfüllt, welcher ehemals die Juden beseelte, alsr
wie Esra uns enzählt, die Bauleute den Grund zum
Tempel des Herrn legten, und die Priester in ihrem
Ornate mit Trompeten auftraten, um Gott zu loben nach
den Vorschriften David's, des Königs von Israel. Und
sie sangen zusammen und priesen und dankten Gott,
denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.
Und alles Volk jauchzte und preisete Gott, weil der
Grund zum Hause des Herrn gelegt war."

Der zweite Stein wurde hierauf am östlichen Ende
des Bauplatzes in Gegenwart des allgemeinen Publicums
gelegt. Am Schlüsse des Gottesdienstes, bei welchem
der Singchor von dem Königl. Marine-Musikcorps begleitet
wurde, empfing der Prinz Goldbörsen von vielen
Damen als Beiträge zum Kirchenfonds, und Abgeordnete
der verschiedenen Logen legten auf die mrischen Steine
Goldbörsen, deren Inhalt in ihren Logen gesammelt
worden war.

fNach Vollendung der Ceremonie auf dem Bauplatz
verliess der Prinz von Wales denselben mit den ersten
mrischen Beamten in umgekehrter Ordnung und ging
dem Spalier entlang, das von den Frmr-Brr gebildet
war, nach dem Stadthaus, wo er die Grossloge schloss.
Der hochwürdige Grossmeister empfing dann die Prinzessin
, welche bald darauf begleitet von den grafschaftlichen
Behörden ankam. Ein Frühstück folgte in der
Markthalle unter dem Vorsitz des Mayors, der die Ehre
hatte,, die Prinzessin von Wales einzuführen, während
der Prinz die Frau Mayor einführte. Die Gäste an
der Spitze des Tisches schlössen den ganzen Grafschaftsadel
und die Spitzen der See- und Milititär-Beamten
im Westen Englands ein. — (Wir übergehen den überaus
herzlichen Toast, mit dem der Prinz den von Earl
of Mouet-Edgcumbe auf den Herzog und die Herzogin
von Cornwall ausgebrachten erwiderte.)

Feuilleton.

Augsburg. (Aus der Loge Augusta.) Die Brr
der Loge Augusta haben nach Kenntnissnahme des
Leitartikels in Nr. 24 der „Bauhütte": „Der deutsche
Reichskanzler und die Freimaurer" beschlossen, folgende
Erklärung zu veröffentlichen:

Es ist in hohem Grade bedauerlich, dass der Herausgeber
der „Bauhütte" sich zur Aufnahme eines Artikels
entschliessen konnte, dessen Tendenz als vorwiegend
parteipolitisch (? ?) aufgefasst werden muss,
nachdem die Beschuldigung, der Reichskanzler plane
eine Verfolgung der Freimaurer, nicht mit Thatsachen
belegt, sondern nur auf Gerüchte basirt ist. Die Quelle
derselben hätte schon zu grösster Vorsicht und Zurückhaltung
Anlass geben müssen.

Die unsterblichen Verdienste des Fürsten Bismarck
um das deutsche Reich sollten ihn unter allen Verhältnissen
davor schützen, in einer solchen die Grenzen der
Mässigung überschreitenden Weise angegriffen und verdächtigt
zu werden, wenn auch seine politischen Ziele

und die Mittel zur Erreichung derselben nicht allemal
und überall ungetheilten Beifall zu finden vermögen.

Dass ein derartiger von Parteüeidenschaft eingegebener
Artikel in einem frmrischen Organ veröffentlicht
wurde, welches bekanntlich auch in profanen und gegnerischen
Kreisen ständiger Beobachtung und Controle
unterworfen ist, dünkt uns eine schwerere Schädigung
unserer Sache, als sie dem Bunde durch Verfolgungen
irgend welcher Art zugefügt werden könnte.

Nachschrift der Redaction. Von jeher war es
Aufgabe der frmrischen Presse, Angriffe gegen den
Bund und Verdächtigungen zurück zuweisen, von welcher
Seite solche auch kommen mögen. Dieser Pflicht
ist auch im vorliegenden Falle die „Bauhütte" nachgekommen
und dürfte daher der betr. Abwehr eine
parteipolitische Tendenz nicht zu zuzusprechen sein.
Auf den übrigen Inhalt der vorstehenden Erklärung
einzugehen, haben wir keine Veranlassung.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0230