Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 234
(PDF, 136 MB)
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234

Der Brüder Lied, das an der Bahr
Verklingt so träumerisch und leise,
In der Gespielen muntrer Schaar
War's einst des Todten Lieblingsweise,
Nun fliesst's wie Balsam in die Brust,
Die um den Sohn unsäglich jammert,
Dess starre Hand hält unbewusst
Noch einen Blumenstrauss umklammert.

Dort wo die Alpenblüthe würzt

Die Lüfte, fast den Sinn betäubend,

Wo jäh der Fels zur Tiefe stürzt,

Mit ihm der Strom, machtlos zerstäubend,

Wo in der dunklen Oede Graus

Der Stern am hohen Mittag blinket,

Ach dort ein Alpenblumenstrauss

So süss verführerisch ihm winket.

Es wagt des Knaben schwache Hand
Der Blumen seltenste zu pflücken,
Nicht um mit eitlem Schmuckes Tand,
Dem schnell verwelkten, sich zu schmücken,
0 nein! ihn lockt des Wissens Drang
In diese schauerliche Tiefe,
Als ob der Blumenglocken Klang
Ihn sehnsuchtsvoll hinunterriefe.

Schon treibt den nahen Freund zur Hast,
Der Freudenruf, der hoffnungsvolle,
Schon hat die Hand den Strauch erfasst,
Dann weicht verrätherisch die Scholle,
Stürzt unaufhaltsam abgrundwärts
Und deckt als Grabesscholl die Blüthe
Und mit ihr dieses junge Herz,
Das eben noch voll Hoffnung glühte.

Und wisst ihr, wo dies Leben schied
So jäh? — An jener wilden Brücke,
Wo einst des Notkers düstres Lied
Gemahnet an des Todes Tücke!
Wie trostlos ach, du armes Kind,
In unsrem Ohr die Worte klangen,
„Dass mitten wir im Leben sind
Vom Tode jederzeit umfangen."

Doch nein! nicht trostlos.war der Tod!
Wie Mancher neidet schier den Krieger,
Der in der Freiheit Morgenroth
Für's Vaterland hinsinkt als Sieger,
Auch dir, der in der Hoffnung Lust
Festhielt die schwer errungne Beute,
Vom Siegestraum geschwellt die Brust,
Dir brach das Herz, als es sich freute.

Und nicht dem Heldengeist allein,
Nein jedem Menschen ists beschieden,
Dass er im Sterben leben kann,
Denn ewig währt der Kampf hinieden.

Uns allen winkt der Wahrheit Ziel,
Uns allen steht die Ringbahn offen,
Dünkt uns das Leben nicht ein Spiel,
Füllt unsern Sinn ein ernstes Hoffen.

Und sind wir allezeit vom Tod
Umfangen in des Lebens Mitten,
Heil dem, der in der Todesnoth
Den höchsten Siegespreis erstritten,
Der rufen kann: „Ich hab' gestrebt
Mein Leben lang und heiss gerungen!"
Er hat die Ewigkeit durchlebt!
Er hat des Todes Macht bezwungen.

Was die Mrei ist uad für was sie der Frmr

halten soll.

Von
Br W. Kampfmüller,

Loge Schiller Nr. 304 zu Brooklyn, N.-Y.
(Aus dem „Long Isländer")

Die Mrei ist eine der vortrefflichsten Bildungsanstalten
für den Menschen. Ihre Anordnungen, ihre brliche
Verbindung, die gemässigte Freude bei ihren Festen,
der Geist ihrer Gesänge, das Alles ist geeignet, das
Herz auch des rohesten Menschen für stille Freuden
der Freundschaft und Tugend zu gewinnen.

Wenn irgend eine Gesellschaft unter den Menschen
geschickt ist, den Geist und das Herz zu erheben und
zu veredeln, Wahrheitsliebe und Freimüthigkeit im Denken
zu erwecken, ihn tugendhaft, edel und sanft zu
bilden, ihn zur Beförderung des Menschenglücks zu entflammen
— so ist es die Mrei. Die wahre Frmrei vereinigt
alle Menschen aller Himmelsstriche durch das,
was ihnen allen ehrwürdig sein muss, durch Tugend
und Weisheit.

Allgemeinheit ist der erste Hauptcharakter unseres
Bundes. Wollt Ihr als Männer wirken, so thut es auf
eine unseren Gesetzen gemässe Art, durch Wohlthätig-
keit und Liebe.

Die Frmrei ist ein Br-Bund und sind Einheit, Eintracht
und Liebe seine Hauptprinzipien. Sie verbinden
die besseren Menschen von verschiedenen Familien, Ständen
, Nationen und Religionen durch ein Band, ohne
dennoch jene Unterschiede, welche einmal in der Welt
sein müssen, weder zu schwächen oder aufzuheben.

Die Frmrei lehrt nichts Unmögliches. Ihr Geheim-
niss besteht darin, dass man einsehen lernt, was wirklich
ist. Sie lehrt die Kunst, gut zu werden, ohne die
Triebfeder von Furcht und Hoffnung, unabhängig von
Himmel und Hölle; — und der Mr erwartet nicht seinen
Lohn erst in künftigen Zeiten, sondern empfängt
ihn auf Erden und ist zufrieden damit. Er ist tugendhaft
, nicht sowohl um dereinst glücklich zu werden,
sondern weil er eben dadurch glücklich ist, dass er nach
Vernunft lebt, dass Tugend Mittel und Zweck gleich
Arbeit und Genuss selbst ist.

Der Hang guter Menschen zur Freundschaft hat


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