Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 321
(PDF, 136 MB)
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41.

XXIII. Jahrgang

Die

Begründet und herausgegeben
von

Bs J. Gr. FINDEL.

Organ für die Gesammt-Interessen der Freimaurerei.

5§icV*> 81»**»*, febtn.

Leipzig, den 9. October 1880.

Von der „Bauhütte" erscheint wöchentlich eine Nummer (1 Bogen). Preis des Jahrgangs 10 Mark.
Die „Bauhütte" kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden.

Inhalt: Welche Zeit ist es? Vom Herausgeber d. Bl. — Jahresversammlung des Vereins deutscher Frmr in Zittau, 18. und 19. Septbr. Von Br Dr. Richard
Barthelmess in Nürnberg. — Feuilleton: Plauen i. v'gtl, — Berichtigung von Stuttgart. — Druckfehlerberichtigung. — Briefwechsel. — Anzeigern

Welche Zeit ist es?

Vom Herausgeber d. Bl.

Wer zweifelt, ob, von einzelnen verbesserungsbedürftigen
oder auch überflüssigen Gebräuchen abgesehen,
die frmr. Symbolik einen tieferen, auf die wichtigsten
Beziehungen des Menschenlebens anwendbaren, noch
unerschöpften und für die Gegenwart ausreichenden
Gehalt und Kern habe, der braucht nur irgend einen
Punkt herauszugreifen und mit gründlicher Erfassung
des Gegenstandes auf seinen Werth zu prüfen. Er
wird in den meisten Fällen die Wahrnehmung machen,
dass unser Gebrauchthum im Allgemeinen mit bewunderungswürdiger
Weisheit dem menschlichen Wesen ange-
passt ist und dass es entweder auf die schwierigsten
Fragen zutreffende Antwort oder aber Anregungen gibt,
die sich für jedes Zeitalter und jede Generation als
fruchtbar ausweisen. Eine solche dem denkenden Weltbürger
, dem nach klarem Verständniss seiner Aufgaben
ringenden, selbstbewussten Manne stets nöthige Anregung
enthält die rituelle Frage: Welche Zeit ist es?

Mit ihr sich zu beschäftigen, ladet keine Geschichtsepoche
dringender ein, als die gegenwärtige. Wir
wollen uns hier nur mit ihr, nicht zugleich auch mit
der üblichen Antwort befassen, die ja für den Frmr
und für jeden pflichtbewussten Menschen selbstverständlich
ist; denn wer einmal weiss, welche Stellung er
zu nehmen, welche Richtung er einzuschlagen, was
er zu thun und in welchem Geiste er zu handeln hat,
der weiss auch ganz von selbst, dass es für ihn
Hochmittag und die rechte Zeit ist, an die Arbeit
zu gehen.

Die Frage, welche Zeit es gegenwärtig sei, ist für
uns eine dringende geworden. Hat sich Jeder, der
nicht gedankenlos in die Welt hineinlebt, sondern seiner
höheren Mission bewusst sein will, darüber Rechenschaft
zu geben auch in Zeiten normaler, friedlicher Entwicke-
lung, so um so mehr der Zeitgenosse einer an Umbildungen
, Neugestaltungen, an Verwickelungen und ernsten
(Mahren so reichen Zeit, wie der unseren, welche erfahrene
Geschichtskenner als eine Zeit der Welt wende
bezeichnet und mit der des zusammenbrechenden römischen
Reiches verglichen haben. Scharfe Schlaglichter
wirft die Kritik unserer Zustände auf die Gegenwart
und hohe Aufgaben stellt uns eine denkende Weltbetrachtung
. Nichts weniger fordert sie als einen Aufbau
der ganzen Gesellschaft auf neuer, den völlig veränderten
Verkehrs-, Wirthschafts- und Produktionsverhältnissen
angemessenen Grundlage, als eine Neubildung
des Rechts, eine vollständige Erneuerung des Lebensprinzips
, namentlich des Prinzips der Gemeinschaft und
der gegenseitigen Beziehungen des Menschen zum Mitmenschen
. Ist der Frmrbimd und sind seine Mitglieder
Träger der Humanitätsidee, so werden wir in der Ent-
wickelungsgeschichte der Gegenwart weder die Rolle
blinder, noch passiver Zuschauer spielen dürfen; es
fällt uns dann mit innerer Nothwendigkeit die Aufgabe
thätigen Eingreifens zu, im Sinne einer Höherbildung
der menschlichen und menschheitlichen Verhältnisse,
im Sinne des humanen Gedankens. Ehe wir dieser Aufgabe
gerecht werden können, müssen wir erst wissen,
welche Zeit es ist und was die Zeit von uns heischt.

Die Mission, die uns in einer bestimmt gearteten
und auf bestimmte Ziele hinarbeitenden Zeit zufällt,


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