Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 337
(PDF, 136 MB)
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m 43.

XXIII. Jahrgang

Die

Begründet und herausgegeben
von

Bb j. G. FINDEL.

Organ für die Gesammt-Interessen der Freimaurerei.

ä**¥*> 9|iebe, |'ebtu.

Leipzig, den 23. October 1880.

Von der „Bauhütte" erscheint wöchentlich eine Nummer (1 Bogen). Preis des Jahrgangs 10 Mark.
Die „Bauhütte" kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden.

Inhalt: Lessing's Ansichten über Frmrei. — Erinnerungen an die AltneuschuV zu Prag v. Godwin Berghen. — Wie das Volk heute noch über Frmr denkt. — Das
Evangelium der Natur. — Feuilleton: Berlin. — Halle a, S. — Leipzig. — Berichtigung. — Briefwechsel. — Anzeigern

Lessing's Ansichten Uber Frmrei.

In einer dem Andenken Lessing's gewidmeten,
poetisch sonst werthlosen Cantate vom Jahre 1781
heisst es u. A:

Die Wahrheit, die vom Irrthum

Er so geläutert hat,

Umschwebt vielleicht bald wieder

Des Wahnes dunkle Nacht.
Ist es zu allen Zeiten fruchtbar, der von diesem
grossen Meister erkannten, vom Irrthum geläuterten
Wahrheit nachzugehen, so gewiss insbesondere in der
Gegenwart. Folgen wir daher dem Gange seiner Gespräche
über Frmrei in „Ernst und Falk".

Auf die Frage, ob er ein Frmr sei, antwortet
Falk, er „glaube es zu sein", offenbar nicht blos, um
damit auf die rituelle Antwort „Meine Brr, Mstr. und
Ges. erkennen mich dafür" anzuspielen, sondern vielmehr
mit .Rücksicht auf die hohe und schwere Aufgabe der
k. K., der gegenüber der wahre Jünger derselben, weit
entfernt, auf seine äussere Zugehörigkeit zu einer Loge
und zum Bunde zu pochen, nur hoffen darf, dass redliches
Streben ihn des Mr-Namens würdig erscheinen
lasse. Gleiche Einsicht in das Wesen und die Aufgabe
der Frmrei und damit gleiche Bescheidenheit ist nicht
Allen eigen; denn Viele halten sich leider selber für
Frmr blos deshalb, weil sie wissen, „dass, wann, wo
und von wem sie aufgenommen wurden", was freilich
wie Lessing meint, um so weniger besagen will, als
„Viele, welche aufnehmen", das wahre Wesen der Kunst,
das innere Geheimniss des Bundes selber nicht kennen,
und als Viele aufgenommen werden, welche, der Empfänglichkeit
und der frmr Gesinnung baar, nur die
äussere, nicht die innere Weihe erhalten und wähnen,
es genügten die äusseren Merkmale und Erkennungszeichen
. Falk dagegen sagt: „Ich glaube ein Frmr zu
sein, nicht sowohl, weil ich von älteren Mrn in einer
gesetzlichen Loge aufgenommen worden, sondern weil
ich einsehe und erkenne, was und warum die Frmrei
ist, wann und wo sie gewesen, wie und wodurch sie
befördert oder gehindert wird."

Ist nun damit etwa der Begriff „Frmr" erschöpft?
Mit nichten! Lessing deutet, wie überall in diesen
reizenden, kunstreichen und vollendeten Gesprächen, zunächst
nur an, was er theilweise weiterhin selber ausgeführt
und ergänzt, theilweise den denkenden Leser
errathen und zwischen den Zeilen finden lässt. Das
Erkennen des Wesens der Frmrei allein, der Mittel ihrer
Verwirklichung und ihrer Geschichte kann ja unmöglich
den Frmr machen. „Der etwaige Begriff wäre unnütz
oder gefährlich. Unnütz, wenn er nicht genug, und gefährlich
, wenn er das Geringste zu viel enthielte." Mit
dem Wissen, dem Erkennen und Bekennen allein ist es
nicht gethan; denn die Frmr wirken „durch Thaten"
und verbreiten selbst den Bund nur „durch Thaten".
„Sie lassen gute Männer und Jünglinge, die sie ihres
näheren Umgangs würdigen, ihre Thaten vermuthen,
errathen, sehen, soweit sie zu sehen sind; diese finden
Geschmack daran und thun ähnliche Thaten".

Dem rechten Manne genügt aber trotzdem schon
die Einsicht und Erkenntniss; denn was er als heilsam,
gut, nothwendig erkennt, das wird ihm zur Ueberzeugung,
die handelnd zur Verwirklichung drängt und in Thaten
sich ausprägt und dies um so mehr beim Frmr, wenn


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