Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 354
(PDF, 136 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Freimaurer-Literatur

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0361
354

und vollkommene Johannis-Frmrloge geworden: möchte
ihr Bestand so fest sein wie das Erz, auf welchem die
Ehrwürdigste Grossloge ihrer jüngsten Tochterloge die
Beurkundung der Entstehung eingraben Hess, und ihr
Gehalt so edelrein wie der Stein, der das Erz umschlossen
hält.

Der Einführung des Mstrs. v. St. folgte nach einer
Ansprache des Letzteren die Verpflichtung der übrigen
Bit Beamten. Die Ansprache ist mir nach ihrem Wortlaut
erhalten, und gebe ich sie hier wieder, damit späteren
Brn der Loge Carl August zu den drei Rosen unvergessen
bleibt, was der erste Stuhlmeister und mit ihm
die Bit Mitstifter im Augenblick der Entstehung ihrer
heimischen Bauhütte im Herzen bewegten:

„Es ist nicht das erste Mal, dass hierher in diese
Musenstadt das mrsche Licht gebracht wird.

Schon bald, nachdem die Mrei anfing, in Deutschland
Boden zu gewinnen, hatte Jena eine Loge „zu
den drei Eosen," wreiche anfangs blühte, allmählig sich
vom rechten Wege verirrte", in mystische und alchy-
mystische Spielereien verfiel, durch Ueberhebung zu
Fall kam und aufgelöst wurde.

Zum zweiten Male wurde das mrsche Licht angezündet
in der Loge „Viktoria zur gekrönten Hoffnung"
im Anfang dieses Jahrhunderts, erlöschte aber bald
durch Mangel an Kraft und durch Nichtberücksichtigung
•der obrigkeitlichen Autorität.

Wohl könnte eine solche Vorgeschichte warnend
und hemmend für einen abermaligen Versuch, eine Loge
liier zu gründen, wirken; dennoch haben wir uns nicht
abhalten lassen, das Unternehmen zur Ausführung zu
bringen.

Nicht jugendliche Ueberhebung ist es — wenn auch
die Mehrzahl der stiftenden Bit dem jüngeren mrschen
Alter angehört — sondern das dringende Bedürfniss
der Brr, die Mrei voll und ganz zu üben, nachdem sie
16 Jahre lang als Club in beschränkter Weise, ohne
Form und Eitual, die Mrei gepflegt und für den Dienst
derselben sich vorbereitet haben.

Wohl sind wir uns der grossen Verantwortlichkeit
hewusst, die wir der ganzen Mrwelt gegenüber übernehmen
, wenn wir als gerechte und vollkommene Loge
auftreten wrollen; auch haben wir die Schwierigkeiten
erwogen, welche einer Loge in einer Stadt, wie Jena,
in den Weg treten, wo hoch intelligente Geister uns
gegenüberstehen und fragen: welches sind die dunkelen
Seiten des Wissens, die euer Licht erleuchten und klar
machen soll? wo Kritik und Spott stürmend uns beirren
und die uns ehrwürdigen Symbole, Formen und Rituale
lächerlich zu machen suchen. Diesem gegenüber ist es
die durch mrsche Uebung gewonnene Ueberzeugung,
dass der Br mit Brrn vereint nur dann sich den Brrn
und der ganzen Menschheit voll und ganz genügen
und Nutzen stiften kann, wenn er gleichzeitig mit geistig
überzeugender Klarheit, mit einer das Gemüth erhebenden
Symbolik, und mit hingebender brüderlich zusammenwirkender
Thätigkeit die Ideale der Humanität im Leben
zu verwirklichen sucht.

Von diesen Gedanken und Bestrebungen durchdrungen
und geleitet, haben wir es unternommen und
gewagt, eine Loge'zu gründen.

Die Ehrwürdigste Gross-Loge zu Hamburg hat uns
' bereitwillig unsern Wunsch erfüllt, uns in den Bestrebungen
hierzu freundlich berathend unterstützt, in feierlich
erhebender Weise das Licht ertheilt, als eine vollkommene
und gerechte Johannisloge erklärt und in die
Zahl ihrer Tochterlogen aufgenommen. Als erwählter
und jetzt feierlich bestätigter Meister vom Stuhl der
jungen Loge Karl August zu den drei Rosen spreche
ich der Ehrwürdigsten Gross-Loge zu Hamburg und
vornehmlich dem Ehrwürdigsten Ehren-Gross-Meister,
Deputirten, Grossmeister und Grossbeamten unsern herzlichsten
brüderlichen Dank für die Wohlthat aus, die
sie uns erzeigt haben, und lege, indem ich den Hammer
übernehme, das Gelübde ab, die junge Loge nach bestem
Wissen und Können, gestützt auf die drei grossen Pfeiler
und Lichter der Mrei: Bibel, Winkelmass und Zirkel,
zu leiten und zu führen und fordere die erwählten Brr
Beamte auf, mich in diesem Sinne unterstützend ebenfalls
ihre Aemter zu übernehmen, nach Pflicht und Gewissen
zu üben und durch Annahme des Beamtenzeichens
und durch Handschlag die treue Pflichterfüllung zu versichern
." —

Die Verpflichtung der Beamten geschah nunmehr
in der Weise, dass die Erwählten einzeln zum Altar
vortraten, dort ihr Zeichen aus der Hand des Meisters
empfingen und bei Handschlag, unter Mahnwort und
Antwort ihr Amt übernahmen. Ich kann nicht umhin,
auch diese inhaltsjehweren Worte hier zu fixiren:

M. v. Stuhl zum Dep. M.:

Der Meister sei der Weisheit Mehrer,
Durch Wort und That der Brüder Lehrer.

Dep. M. Br Bernh. Ritter:

Hoch ist das Ziel, doch wirds erreicht,
Wenn man sich treu die Hände reicht.

M. v. Stuhl zum Redner:

Die Hütte sei der Freiheit Hort!
Ein freier Mann, ein freies Wort!

Redner Br E. Schultz:

Ein freier Mann zu reden wagt
Allzeit, was Kopf und Herz ihm sagt.

M. v. Stuhl zum I. Aufseher:
Entlasse und lohne!
Dem Fleisse die Krone!

Erster Aufseher Br L. Sachse:
Die Krone dem Fleiss,
Der Würde den Preis!

M. v. Stuhl zum II. Aufseher:
Berufe die Brüder
Zum Ruhen und Thuen!

Zweiter Aufseher Br H. Höffner:
So wills die Natur
Und so ists unser Heil!

M. v. Stuhl zum Sekretär:

Mit klaren Worten treu berichte!
Was hier gethan, das ist Geschichte!


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0361