Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., F 764,n - 23.1880
Die Bauhütte: Zeitung für Freimaurer
Leipzig, 1880
Seite: 406
(PDF, 136 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/bauhuette1880/0413
406

Unrechts herbeigetragen hat. Lange bevor es in der
politischen Welt Mode wurde, eine Judenfrage zu erfinden
, hatte die k. K in Deutschland ihre ungelöste
Judenfrage! — Die Ultramontanen und Konservativen
können sich auf die Berliner Grosslogen berufen und
ich wundere mich sehr, dass es bei den letzten Debatten
nicht geschehen ist.

Um so mehr halte ich es für Pflicht des aufgeklärten
Frmrthums, dass es nicht auch noch, wenn selbst objektiv
und in bester Absicht, zu diesen unglücklichen
Dingen mithilft. Es wäre wahrlich weit nöthiger, heutigen
Tages die Juden in den deutschen Logen aufzurichten
, ihnen den Beweis zu geben, dass man sie ohne
Hintergedanken je nach allgemein-menschlicher Würdigkeit
schätzt, als sie durch die bestgemeinten Vorwürfe
und allgemein gehaltenen Mahnungen zu verletzen und
vielleicht zurückzustossen. — Es ist wahr, was Berthold
Auerbach einmal als einen Fehler der Juden angibt,
wir sind zu empfindlich; aber in solchem Falle wäre
Unempfindlichkeit eine Schande.

Eins noch zum Schlüsse! Sie fordern uns auf,
gel. Br, Theil zu nehmen an dem Kampf gegen
den Ultramontanismus und den Konfessionalismus
(doch wohl den christlichen) überhaupt. Das
wollen wir lieber bleiben lassen. Ich halte die ver- |
jüngste Form des Christenthums, den Protestantismus |

--M^fQMi«

in seiner reinen Gestalt, für mächtig genug, sich des
Papstthums und Sektenwesens zu erwehren, auch ohne
die Hülfe der Juden und der jüdischen Frmr. Wir
würden uns dabei nur die Finger verbrennen und wozu
Sie uns auffordern, geliebter Br, das würden uns Andere
als ein Verbrechen ankreiden. Wir können es so nicht
Allen recht machen.

Aber gerne wollen wir Juden und speziell wir
jüdischen Frmr mit Ihnen Seite an Seite kämpfen für
positive Ziele, für den Fortschritt der Menschheit, für
die Ausgleichung der Gegensätze in der Gesellschaft,
mit einem Worte für das, was ich Humanität oder besser
Humanismus nenne, was Sie als „christliche Idee" festhalten
. Um das Wort wollen wir uns nicht zu sehr
streiten, wenn nur der Begriff sich deckt.

Und damit, lieber Br, Gott befohlen! In einem
Frmr-Blatt darf ja wohl einmal der Jude ganz nur
Jude scheinen wollen und darum deuten Sie es nicht
übel, wenn ich mich genöthigt sah, diesem Gefühle einmal
gerecht zu werden. Ich bin darum gegen die
Fehler meiner Glaubensgenossen nicht blind und suche
zu bessern, soweit mein Einfluss reicht, zuerst an mir
selbst. Thun wir Alle das Gleiche und vergessen wir
nie das schöne Wort vom Splitter und vom Balken!

Feuilleton.

Amsterdam, 4. Dezember 1880. Ein seltenes Fest
feierte gestern am 3. Dez. die Loge „Concordia Vincit
Animos", das Fest 125jährigen Bestehens. Kitualmässig
eröffnete der Vorsitzende Mstr. der L., Br van Does-
burgh, Repräsentant der Gr-L. zur Sonne in Baireuth,
nur die Loge, um die zahlreichen besuchenden Brr und
Deputationen von anderen Orienten in herzlicher Weise
willkommen zu heissen. Hierauf wurden die beiden
Vorsteher der anderen Logen la Paix (Br J. M, Cantor)
und la Bien Aimee (Br S. J. Cohen) nebst einem Mitglied
und Vertreter der Grossloge (Br von Someren
Brands) unter vollem Orchester von nahe 40 Brr, diri-
girt vom Br Joh. M. Coenen, mit allen Ceremonien zum
Osten geleitet. Eine Festcantate wurde gesungen. Hierauf
betrat der Br Redner G. N. van Zegwaart die
gebr. Säule und sprach in meisterhafter Weise mit sonorer
Stimme über die Schicksale und Thaten der Loge, über
Freude und Leid. Viel hat die Loge gelitten, viel
Sturm durchgemacht, aber noch steht sie fest und wird,
wenn diese von echten Maurergeist durchdrungen ist,
auch ewig bestehen. Er ermahnte die Brr, dem Beispiele
der Loge la Paix zu folgen und vorwärts mit
frischem Muth auf der Bahn des Fortschritts weiter
zu schreiten. Ein dreifacher wiederholter Applaus folgte
diesen Worten, eine Ovation, die man sonst nicht in
mrischen Tempeln gewohnt ist. Und jetzt rief der Vorsitzende
Meister den dienenden Br Saks an die Stufen
des Altarg und überreichte diesem alten dienenden
Br, der seit 25 Jahren seine maurerische Pflicht treu
und redlich erfüllt hat, bei dieser Gelegenheit eine goldene
Uhr. Mit Thränen in den Augen dankte dieser
alte Mann, und als darauf die Br Grossoffiziere der
Loge gratulirten, dass auch dort der Geist der allgemeinen
Liebe und Humanität möge bleiben, sprach
Br Cantor einige Worte der Gratulation Namens seiner
Loge. Jetzt aber kam Br Cohen, Vorsitzender der Loge
la Bien Aimee, zu Wort und vermahnte die Brr fest
und treu zusammen zu halten. Ebenso wie la Paix
will er in seiner Loge auf dem Wege des Fortschritts
vorangehen, eben wie diese Loge will er, dass die Frmrei
nach Aussen arbeite. Die Loge la Perseverance von
Maastricht dankte im Namen der deputirten Logen.

Eine Tafelloge fand nicht statt; das Geld wurde
zu einem wohlthätigen Zweck bestimmt. Dank der
Fürsorge der Brr Wolff, R. Polak (dep. Mstr.) und Br
Hollmann fanden sich die Br bei einem Glase Wein
noch lange zusammen und mancher Toast und manches
Lied wurde den zahlreichen Brr zum Besten gegeben.

Noch lange wird bei allen Brüdern dieser Tag in
Erinnerung bleiben; viel Wahres wurde gesprochen und
jetzt beim Anfang ihrer neuen Aera wünsche ich der
Loge „Concordia Vincit Animos" Glück mit der Hoffnung
, dass sie eine der Stützen der freisinnigen Maurerei
werden und vereint mit den andern Logen an dem
grossen Ziele der Freiheit arbeiten möge.

Mainz. Ein schönes, jedem Theilnemer unvergess-
liches Fest wurde am 1. Dezember in der hiesigen Loge
begangen; es galt den Tag zu feiern, an welchem der
s. ehrw. Mstr. v. St. Br Carl Heinrich Heck vor 25
Jahren das mrische Licht empfangen hatte. Obgleich
der Jubilar, welcher seit 18 Jahren ununterbrochen den
ersten Hammer der Loge führt, in der ihm eigenen
Bescheidenheit gewünscht, dass sein Ehrentag nur im
Kreise seiner Bauhütte gefeiert werden solle, hatten
sich doch die hier wohnenden Brr anderer Oriente und


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