Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1890_01/0015
1. Zur Kenntniss

des Nervensystems der Crustaceen.

Das centrale Nervensystem.

Mit Tafel I-XIV.

Seit mehreren Jahren bin ich hin und wieder eifrig mit Untersuchungen auf dem Gebiete der Histologie des
Nervensystems der Wirbelthiere beschäftigt gewesen, und zwar vor Allem unter Anwendung der neuen ausgezeichneten
Methoden, welche Golgi und Ehrlich in die histologische Technik eingeführt haben.

Da ich aber bis jetzt mit der Golgischen Methode bei den Wirbelthieren eigentlich nicht besonders weit über
dasjenige hinaus gekommen bin, welches Golgi selbst, Eamon y Cajal und Koelliker schon dargelegt haben, fand
ich es nicht der Mühe werth, meine hierauf bezüglichen Untersuchungen zu veröffentlichen. Die wichtigen Errungenschaften
dieser Forscher stehen ja grösstentheils schon fest. Die eifrigen Untersuchungen, welche jetzt von
verschiedenen Seiten her in dieser "Richtung vor sich gehen, werden gewiss, besonders am Gehirn und Rückenmark
der Embryonen, noch viele schöne Entdeckungen zur Folge haben.

Die Methylenfärbungs-Methode von Ehrlich hat bis jetzt, durch Ehrlich selbst und seinen Schüler Aronson,
vor Allem aber durch die Kasaner Histologen Arnstein, Dogiel, Smirnow u. A. hauptsächlich auf dem Gebiete
des peripherischen Nervensystems und der Retina interessante Befunde gegeben. Ich habe mich auch recht viel
mit dieser Methode beschäftigt und dieselbe auf manchen Gebieten geprüft, hier und da nicht ohne Erfolg. Die
Versuche, diese Methode für das centrale Nervensystem der höheren Wirbelthiere zu appliciren, blieben für mich
indessen ohue nennenswerthen Erfolg.

Bei der grossen, in mancher Beziehung fast unentwirrbaren Complicirtheit, welche im Bau der nervösen
Centraiorgane der höheren Wirbelthiere herrscht, entschloss ich mich, die die Leitungsbahnen betreffenden Fragen
tiefer hinab im Thierreiche anzugreifen. Es ist leicht möglich, ja sogar sehr wahrscheinlich, dass die Prinzipien
der Nervenleitung., resp. der Gestaltung, Verzweigung und Anordnung der Ganglienzellen und das Verhalten der
Nervenfasern zu den Zellen im ganzen Thierreich nach einem übereinstimmenden Plan geordnet sind. Wenn man
alsdann bei einem Thiere den Mechanismus kennen lernt, so hat man somit hoffentlich auch den Schlüssel zu dem
sonderbaren Mysterium des Nervensystems gefunden. Dieser Schlüssel ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach bei
niederen Organismen weniger complicirt. Bei den Reptilien, Amphibien und Fischen hatten in den letzten Jahren
bereits einige Forscher die Golgische Methode nicht ohne Erfolg geprüft, und bei Cyclostomen, Crustaceen, W^ürmern
und Mollusken hatte sie, besonders durch Nansens Forschungen, auch zu interessanten Ergebnissen geführt.

Auf Grund der in Betreff des Faserverlaufs so überaus lehrreichen Bilder, welche man im peripherischen
Nervensystem der Wirbelthiere durch Methylenblaufärbung erhält, habe ich seit Jahren versucht, die Nerven auch
bei Wirbellosen zu färben. Hin und wieder erhielt ich bei Krebsen und Mollusken Nervenfaserbündel oder einzelne
Fasern blau tingirt, und ich konnte sie auf läno-ere Strecken verfolgen. Ich erhielt aber bei Wirbellosen keine Sicher-
heit in der Anwendung der Methode, und dieselbe führte hier kaum weiter als zur Bestätigung schon vorher bekannter
Thatsaehen. So ging es auch Joseph,1 welcher die Methode bei einigen Wirbellosen, v. A. Pterotrachea, prüfte;

1 Joseph, Die vitale Methylenblau-Nervenfilrbungs-Methode bei Heteropoden. Anatomischer Anzeiger Jahrg. 3, 1888, N:o 15.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1890_01/0015