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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1890_01/0018
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bei den Wirbellosen, über den Verlern/ dieser Fortsätze und über ihr Verhalten zu der sog. PunJctsubstanz, zu
den Nervenfasern der Commissuren und der peripherischen Nervenzweige, sowie endlich über den Verlauf dieser Fasern,
ihren Ursprung und ihr Verhalten zu der PunJctsubstanz und den Ganglienzellen.

Was die Zahl der Fortsätze der Ganglienzellen bei den Wirbellosen betrifft, so sind in Ganzen die Forscher
darüber einig, dass die Unipolarität der Zellen sowohl im Grehirn wie in den übrigen Granglien bei weitem überwiegt
. Einige Forscher erwähnen auch bei gewissen Thieren bipolare, mehrere beschreiben multipolare Zellen.
So sagt z. B. ILeckel (1857), dass die Ganglienkugeln beim Krebse am häufigsten unipolar sind und die apolaren
nur in gewissen Hirntheilen präformirt zu sein scheinen; eigentlich multipolare mit mehreren blassen, verzweigten
Fortsätzen fand er niemals, bipolare sind im Sympathicus nicht selten. Buchholz (1863) sah bei Süsswasser-
mollusJcen vorwiegend den unipolaren Habitus, in anderen Fällen aber auch multipolare Zellen. Walter (1863)
unterschied beim Krebse grosse unipolare Zellen, kleine unipolare Zellen, multipolare Zellen mit meist drei, seltener
mehr Fortsätzen, welche unter einander zusammenhängen, endlich auch »kernähnliche Körper mit fadenförmigem
Anhange» (und »wirklich freie anhangslose Kerne»), Ofsiannikof (1863) beschrieb bei Krebsen (v. A. Palinurus)
multipolare Zellen im Grehirn. Solbrig (1872) fand bei Gasteropoden die unipolaren Granglienzellen am zahlreichsten
die bi- und multipolaren weit seltener, keine apolare. Bellonci (1878) betonte, dass bei Squilla jede
Granglienzelle nur mit einem echt nervösen Fortsatz versehen ist. Dietl (1878) fand dagegen im. Gehirn der
Q/rustaceen die Zellen niemals multipolar, und besonders dort, wo Ofsiannikoe sie als prägnant beschrieb, an der
Scheitelfläche des Hirns, zwischen den Sehnerven, wurden nur unipolare, runde und ovale Zellen von verschiedener
Grösse gefunden. Nach Yung (1878) sind im Nervensystem der Decapoden die Zellen apolar, unipolar, bipolar,
zuweilen tripolar. Krieger (1879) sprach sich unbedingt für die Unipolarität der Nervenzellen beim Krebse aus.
Freud (1882) fand beim Krebse unipolare Zellen, sah aber zweimal in der Bauchganglienkette — wo konnte er
nicht näher angeben — multipolare Zellen. Nach Schimkewitsch (1884) sind bei Spinnen (Epeira) die Ganglienzellen
unipolar und apolar; die bi- und multipolaren sind Kunstproduete. Bei Asellus fand Packard (1884) nur unipolare,
keine bi- oder multipolare Zellen. Bela Haller (1885) sah bei marinen Mhipidoglossen den schon früher von
G. Wagener und von Solbrig beschriebenen Fortsatz, welcher vom Kernkörperchen der Ganglienzellen entspringen
soll, und daneben stets einen Fortsatz vom Zellleibe; viele Zellen können nach ihm beide Ursprungsweisen zeigen,
viele zeigen nur jene aus dem Zellleibe, nie aber nur den Kernkörperfortsatz. Nach Nansen (1887) sind beim
Hummer die Ganglienzellen in der Regel unipolar; wenn mehrere vorhanden sind, hat stets einer von ihnen ein
besonderes Aussehen und stellt den Nervenfortsatz dar, die übrigen sind Protoplasmafortsätze. Bei den Nereiden
sah er ebenfalls gewöhnlich nur unipolare Zellen, und nur ganz ausnahmsweise multipolare; bei Lumbricus sowohl
unipolare wie multipolare, bei welchen jedoch immer nur ein Fortsatz von nervöser Natur ist; bei der Mollusken
sind nach ihm die Ganglienzellen unipolar, bipolar oder multipolar, aber auch hier ist stets nur ein Fortsatz
nervöser Art, die übrigen sind. Protoplasmafortsätze; bei den Ascidien sind die Zellen gewöhnlich unipolar, in
den inneren Schichten und in der Punktsubstanz kommen auch bi-, tri- und multipolare Zellen vor, jedoch ist
immer ein Fortsatz nervös, die übrigen nur Protoplasmafortsätze. Nach Pohde (1886) sind bei den Aphroditeen die
Ganglienzellen ausnahmslos unipolar. Bei den acephalen Mollusken finden sich nach Kawitz (1887) keine apolare,
sondern nur uni-, bi- und multipolare Ganglienzellen, von denen die multipolaren die zahlreichsten, die bipolaren
die seltensten sind.

Weit mehr clifferiren indessen die Angaben und Anschauungen der zahlreichen Forscher, welche sich über
den Verlauf der Ganglienzellen-Fortsätze und über ihr Verhalten zu der sog. PunJctsubstanz und zu den Nervenfasern
der Commissuren und der peripherischen Nervenzweige geäussert haben. Es hängen auch diese Fragen innig mit
derjenigen betreffs der Beschaffenheit der sog. Punktsubstanz zusammen.

Da diese Fragen gerade den eigentlichen Gegenstand für die vorliegenden Untersuchungen berühren, werde
ich die betreffende Historik eingehender behandeln und die wichtigeren Angaben der Forscher zusammenstellen.

Die ersten, welche einen directen Uebergang der Ganglienzellenfortsätze in Nervenfasern behauptet haben,
scheinen Eemak, 1 Helmholtz und Hannover zu sein. Helmholtz, 2 welcher in seiner Arbeit über das Nerven-

1 Bjemak, Observatioues anatomicee et microscopicas de systematis nervosi struetura. Diss. Berolini 1838. — Seine betreff. Angaben scheinen hauptsächlich
das Nervensystem der Wirbelthiere zu behandeln.

2 Helmholtz, De fabrica systematis nervosi evertebr. Berol. 1842.


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