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Bekanntlich besitzen die Appendicularien in ihrem Schwanzanhange zwei dünne Blätter oder Lamellen quergestreiften
Muskelgewebes, welche dicht unter dem Ektoderm liegen und durch deren sehr schnelle alternirende
Contractionen diese Thiere sich im Meereswasser vorwärts bewegen.

Jede Lamelle zeigt sich bei mikroskopischer Untersuchung als aus einer Lage schmaler, paralleller, ziemlich
dicht neben einander liegender, in der Längsrichtung des Schwanzanhanges angeordneter Fäserchen bestehend.
Jedes dieser Fäserchen stellt ein feines quergestreiftes Band dar, welches als eine Kette aneinander gereihter Körperchen
erscheint (Fig. 18). Diese Körperchen, welche nach der Behandlung mit Chrom-Osmium-Essigsäure, Eosanilin
und Kaliacetat sich stark roth färben, sind offenbar mit den Querscheiben der Arthropoden zu vergleichen.
In der Mitte bieten sie eine helle quere Linie dar, welche der Hensenschen Mittelscheibe zu entsprechen scheint.
In der Längenrichtung sind die Körperchen ebenfalls durch eine helle Linie getheilt, was vielleicht von einer Zusammensetzung
aus neben einander liegenden Fibrillen herrührt. Das ganze Körperchen, welches also ein helles
Kreuz trägt, ist an den Enden etwas abgerundet. Zwischen den Körperchen bemerkt man eine helle, sich nur
schwach färbende Substanz, welche dieselben zu einer Kette verbindet. In dieser Substanz suchte ich vergebens
nach einer Spur von einer Zwischenscheibe. »Nebenscheiben» sind keinerlei Weise vorhanden.

Dass nun in diesen quergestreiften Fäserchen die contractile Substanz vorliegt, ist offenbar, obwohl sie recht
grosse Verschiedenheiten von der gewöhnlichen quergestreiften Muskelsubstanz darbietet.

Giebt es hier aber kein Sarcoplas?naf Zwischen den quergestreiften Fäserchen nimmt man nichts von einem
solchen wahr. An der äusseren Fläche der quergestreiften Lamellen, zwischen ihnen und dem Ektoderm, liegt aber
eine eigenthümliche, körnige Substanz, auf welche ich vor einigen Jahren schon an Alkohol-Carmin-Präparaten meine
Aufmerksamkeit richtete, ohne ihre Natur eruiren zu können. Ich glaubte damals diese körnige Substanz, in welcher
ich eine baumförmige Zeichnung sah, möglicher Weise mit den Nervenendigungen zusammenstellen zu können.
Die Endigung der von den Ganglien kommenden motorischen Nervenfasern zeigte sich sowohl an Essigsäure- wie
an Methylenblaupräparaten in Gestalt von kleinen Gruppen rundlicher, den quergestreiften Lamellen dicht anliegender
Endknöpfe zu geschehen. Allmälig wurde es mir ersichtlich, dass die an der Aussenfläche der Lamellen
befindliche körnige Substanz dem' Sarcoplasma entsprechen muss. In der That bietet sie auch vollständig das Aussehen
des Sarcoplasmas. Sie besteht aus einer flächenhaften Ausbreitung glänzender, ovaler oder etwas unregelmässig
gestalteter Körnchen, Sarcosomen, welche durch eine fast homogene oder fein gekörnte Substanz zusammengehalten
werden. Das Eigenthümliche liegt also bei diesem Sarcoplasma in der flächenhaften Ausbreitung neben
den contractilen quergestreiften Muskelfaserlamellen. Was aber die Zusammensetzung dieser Lamellen aus mehreren
kleineren, einzelnen Zellen entsprechenden Partien betrifft, gehe ich hier nicht darauf ein, um so weniger als die
embryonale Entwicklung dieser Gewebstheile bei Appendicularia nicht erforscht ist.

Die quergestreiften Muskelfasern der Myxine glutinosa.

Tal XVII Fig. 15—24.

Die quergestreiften Muskelfasern der Wirbelthiere bieten der histologischen Untersuchung bekanntlich viel
grössere Schwierigkeiten dar. Und doch wäre es für die Erkenntniss der Muskelstructur von grösserem Belang,
ihre Structur genauer zu erforschen, um so mehr, als die Physiologen fast ausschliesslich oder doch hauptsächlich
an Wirbelthiermuskeln arbeiten und eine Zusammenstellung der histologischen und physiologischen Thatsachen für
die gesammte Muskelbiologie wichtig ist.

Diesmal werde ich die Wirbelthiermuskeln indessen nur kurz besprechen, nur soweit als nöthig ist, um die
die Muskelfibrille und das Sarcoplasma betreffenden Fundamentalfragen behandeln zu können.

Die quergestreiften Muskelfasern von Myxine sind zweierlei Art: weisse und rothe. Von diesen letzteren
kommen nur wenige Eepräsentanten vor; an der unteren Fläche des Hirnschädels sind einige derartige Muskeln vorhanden
, welche durch ihre rothe Farbe auffallen; histologisch sind sie durch einen dicken, kernführenden, unter


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