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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1892_04/0013
1.

Das sensible Nervensystem der Polychäten.

Taf. I—III.

In meiner Arbeit »Zur Kenntniss des centralen Nervensystems der Würmer» habe ich das peripherische
Nervensystem nicht besprochen, obwohl ich gerade bei den Polychäten oft Bilder gesehen hatte, welche mein Interesse
fesselten. Es färbten sich nämlich unter der Haut vermittelst der Methylenblaumethode eine Menge spindelförmige
Zellenkörper, deren eines zugespitztes Ende nach der Körperoberfläche hinauslief, deren anderes Ende fadenförmig
nach dem Inneren des Thieres verlief, ohne näher verfolgt werden zu können. Da ich indessen damals
die eigenthümlichen Gebilde nicht sicher zu deuten vermochte und nicht Zeit hatte, sie eingehender zu studiren, nahm
ich von ihnen nur einige Abbildungen und liess die Frage bis auf Weiteres ruhen.

Nachdem aber M. von Lenhossek seine schönen Untersuchungen und Befunde der sensiblen Nervenzellen
im Hautepithel der Lumbricinen veröffentlicht hatte und ich diese Entdeckung auch durch eigene Studien vollauf
bestätigen konnte, schien es mir im hohen Gerade wahrscheinlich zu sein, dass die oben erwähnten spindelförmigen
Zellen der Polychäten von ähnlicher Natur sind.

Im vergangenen Sommer suchte ich die schwedische Meeresküste, Wäderöarna in Bohuslän, wieder auf,
theils um das sensible Nervensystem des Amphioxus noch einmal mit der Chromsilbermethode in Angriff zu nehmen,
theils um die Polychäten und Meeresmollusken, ebenfalls in Betreff des sensiblen Nervensystems, zu studiren. Die
traulichen Versuche am Amphioxus misslangen, wie bei meinem vorjährigen Aufenthalt auf Sicilien, fast vollständig;
da auch andere Forscher, wie Nansen und v. Lenhossek, ähnliche negative Befunde bekommen haben, so scheint gerade
der Amphioxus mehr als die meisten Thiere gegen diese Methode refraetär zu sein,, was sehr zu bedauern ist; ich
versuchte, die Methode in verschiedener Weise zu modificiren, aber stets ohne guten Erfolg; im Pückenmarke
wurden nur vereinzelte Partien der längslaufenden feinen Nervenfasern und einige Kolossalfasern, sowie ein paar
Ganglienzellen und Ependymzellen in gefärbtem Zustande angetroffen; ebenso färbten sich hier und da einige knotige
motorische Fasern im Seitenmuskelsystem aber, was ich besonders zu finden wünschte, die in die Haut auslaufenden
und endigenden sensiblen Nervenfasern, färbten sich nicht.

1 Dr. Emil Rohde hat neulich in einer Mittheilung (Muskel und Nerv bei Mermis und Amphioxus, Sitzungsber. d. k. pr. Akad. d. Wiss. zu Berlin, Bd.
35, 1892) die Frage vom Verhalten der »motorischen Fasern» bei Amphioxus von Neuem besprochen und dabei Schxeider's und seine eigenen sonderbaren
Ansichten von der Innervation der Muskelplatteu dieses Thieres aufrecht zu halten versucht. »Von den Platten», sagt er, »treten an ihrer Innenseite in bestimmter
Gegend eine Anzahl Muskelsüulchen ab und vereinigen sich convergireud zu einem von einer dünnen Membran begrenzten Strange, der zum Rückeu-
marke zieht. Das siud die motorischen Fasern (bez. Nerven) der Autoren» . . . »Der Rückenmarksscheide liegt innen eine eigenthümliche dünne Membran
dicht au, welche sich in der Regel an der Ansatzstelle der motorischen Fasern weit abhebt, eo«dass zwischen ihr und der Scheide ein weiter Raum frei bleibt.
Diesen durchsetzen die motorischen Fasern und inseriren sich dann an der Membran. Ueber diese hinaus sind sie nie zu verfolgen, stets erscheint ihr centrales
Eude durch dieselbe gegen das Rückenmarksinnere scharf abgeschlossen.» — Manches Sonderbare bietet der Amphioxus, und wahrscheinlich sind noch
unerwartete Structurverhältnisse bei ihm zu entdecken. Der centrale Ursprung der motorischen Nervenfasern ist in der That noch nicht erkannt worden. So
merkwürdig ist jedoch meiner Ansicht nach die Einrichtung der peripheren Innervation der Muskelplatten nicht, und ich überlasse es daher geduldig anderen
Forschern zu entscheiden, in wie weit die von mir beschriebenen knotig-varicösen motorischen Nervenfasern als Kunstproducte aufzufasseu sind oder nient:
meiner Meinung nach ist jedoch in Betreff der Innervation die Frage zu eruiren, ob vielleicht noch feinere Aeste von den Stammfaseru abgehen, wie ich dies
einige Mal gesehen und auch abgebildet habe. Wie oben im Texte erwähnt wurde, habe ich zuweilen auch durch die Golgi'sche Methode diese »varicösen>
motorischeu Fasern färben können; zuweilen sah ich dabei auch einige feinste Seitenzweige abgehen.

Ich benutze die Gelegenheit, hier eine andere Abhandluug zu besprechen, welche die Methylenblau-Methode behandelt, nämlich die neulich erschienene
Arbeit von St. Apathy im 9. Bd. (H. 1) d. Zeitschr. f. wisseuschaftl. Mikroskopie (Erfahrungen in der Behandlung des Nervensystems für histologische Zwecke).
Atathy hat durch seine Untersuchungen das Wesen der fraglichen Methylenblaufärbuug zu eruiren versucht und u. a. »durch Experimente festgestellt, dass


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