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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/biol_unt_1892_04/0014
Bei den Pol//'diäten, Nephthys, Nereis, Lepidonotus, erwies sich auch die Golgi'sche Methode auffallend ungünstig
. Ich wählte diesmal vor allem Nereis diver sicolor zum Gegenstand der Untersuchungen aus, und ich habe
eine ganze Masse von diesen Thieren nach der fraglichen Methode, in verschiedenen Modifikationen, präparirt; nur
in einzelnen Fällen gelang es mir, erläuternde Präparate zu gewinnen. Diese Thiere sind mithin für die mit der
Chromsilbermethode auszuführenden Studien gewiss nicht so günstig wie die Lumbricinen. Jedoch gewinnt man
dadurch auch bei ihnen so viel, dass die Golgi'schen Bilder für die durch die Ehrlich'sche Methode zu bekommenden
Befunde prüfend und bestätigend sind, und dies ist jedenfalls ein grosser Gewinn.

Durch die letztere Methode, die Ehrlich'sche Methylenblaumetliode, lassen sich in der That in ausgiebigster
Weise Bilder hervorrufen, durch welche die vorliegende Frage wesentlich erhellt wird.

Nachdem ich die Thiere mit einer 0.1—0.2 % Methylenblaulösung injicirt und sie in ähnlicher Weise behandelt
hatte, wie in meiner Arbeit »Zur Kenntniss des centralen Nervensystems der Würmer» angegeben worden
ist, sah ich schon nach einigen Stunden bei der mikroskopischen Betrachtung der Körperhaut, der Parapodien und
Fühler eine Menge distincter, intensiv blauer Flecken, welche ziemlich regelmässig angeordnet zu sein schienen.
Bei genauerem Studium derselben erkannte ich in ihnen die von mir schon früher gesehenen spindelförmigen Zellen -
körper, von denen in oppositipol-bipolarer Anordnung zwei Fortsätze verfolgt werden konnten.

Besonders an den Fühlern und den kleinsten Parapodienlappen, in der Ansicht von der Seite her, Hessen sich
die fraglichen Gebilde gut übersehen und eruiren, indem an solchen Stellen kein unterliegendes Gewebe das Bild
stört. Zum orientirenden Beispiel wähle ich deshalb einen kleinen Parapodienlappen von der lateralen Körperseite.
In der Fig. 1 der Taf. I ist ein solcher Lappen abgebildet. Man sieht hier eine Anzahl blaugefärbter spindel-
oder flaschenförmiger Zellen mit ihrem äusseren, peripheren, allmählig zugespitzten und strangförmig ausgezogenen
Ende nach der Oberfläche des abgeplatteten Lappens ziehen. Dieser periphere Fortsatz erreicht die innere Fläche
der Cuticula; hier und da bemerkt man, dass er durch die Cuticula etwas verschmälert hindurchdringt, ja zuweilen
sogar an ihrer Aussenseite stab- oder borstenförmig hervorragt. Dicht unter der Cuticula schwillt der Fortsatz oft
knotig an, so dass er gegen dieselbe ein scheibenförmiges Ende kehrt, von dessen Mitte dann der durch die Cuticula
hindurchdringende haarförmige Faden hervorragt.

Der Zellenkörper ist von etwas wechselnder Grösse und Gestalt; er ist bald schmäler, bald breiter, bald
spindelförmig-oval, bald mehr naschen förmig. Seine Eichtung und Lage ist auch etwas verschieden; im allgemeinen
ist seine Längsaxe mehr oder weniger rechtwinklig gegen die Oberfläche des Lappens gerichtet; viele Zellen
biegen sich jedoch schief um und richten nur den äusseren Theil des peripheren Fortsatzes vertikal nach aussen
hin, indem sich der Zellkörper selbst der Längsaxe des Lappens mehr oder weniger parallel richtet. Dies hängt
v. A. von der verschieden tiefen Lage der einzelnen Zellenkörper ab. Es ist bei diesen Präparaten im Ganzen
schwer die innere Grenze der Epidermis (Hypodermis) 1 zu demonstriren, da die eigentlichen Epidermiszellen bei
der Anwendung dieser Methode ungefärbt bleiben und deshalb nicht deutlich hervortreten; zuweilen gelingt es
jedoch, diese innere Grenze wahrzunehmen, und besonders, wenn man die Präparate mit den durch die Golgi'sche
Methode gewonnenen vergleicht, so erkennt man, dass die Zellenkörper der fraglichen spindelförmigen Zellen nur
selten in der Epithellage der Epidermis liegen; in der Eegel befinden sie sich unter, d. h. nach innen von derselben
und schicken nur den peripheren Fortsatz durch diese Lage hinaus; ja eine grosse Anzahl derselben liegt
sogar tief unter der eigentlichen Epidermis gegen die Mittellinie des Parapodienlappens hin gerückt (Taf. I, Fig. 1).

das verschiedene Gelingen der Präparate zum grossen Theil von dem wechselnden Gehalt der Luft an kohlensaurem Ammoniak abhändig ist». Wenn sich
dies bewährt, so hat er uns ein neues Verständniss dieser eigenthümlichen Eeaction gegeben, indem wir bisher angenommen haben, dass es der Sauerstoff war,
welcher die Bläuung hervorrief. Ich will hierzu nur bemerken, dass ich vor einigen Jahren versuchte, die Präparate in reinem Sauerstoff zu halten und dabei
keine Verstärkung der Farbe bekam. — In Betreff der übrigen Aeusserungen Apathys hat es mich in der That verwundert, dass er, wenn er einen Augriff
macht, so inexakt ist. Er sagt z. B. (S. 25, in der Note): »Deshalb hat Retzitjs (a. a. 0.), der den 0.5 procentigen, also überflüssig, ja unmöglich starken
Farbstoff Hirudineen in den Darm injicirte und dann den Bauchstrang in Zusammenhang herauspräparirte» etc. Nun habe ich aber ausdrücklich (Biol. Unters.
N. F. II, S. 14) Folgendes angegeben: »Ich spritzte bei Aulastomum und Hirudo in lebendigem Zustande eine recht bedeutende Menge der 0.2 % Methylenblaulösung
ein und legte nach einigen Minuten den Bauchstrang von der Dorsalseite frei dar.» Also eine 0.2 % Lösung! »In den DarmvQ.) habe ich gewiss
nicht injicirt; dies glaubte ich, sei nicht nöthig, besonders zu erwähnen. — Herrn Apathys kathegorische Aeusserungen in Betreff v. Lenhosseks und meiner
Arbeiten und Ansichten über die sensorischen Bahnen bei Lumbricus lasse ich diesmal ganz ausser Acht, da wir, welche die Untersuchungen ausgeführt
haben, wohl wenigstens ebenso gute Gewährsmänner sind, wie Hr Apathy, welcher seine Befunde bis jetzt nur in einigen Zeilen vorgelegt hat. — Dagegen
will ich gerne zugeben, dass in Betreff der von mir beschriebenen medianen Fasern und Zellen in den Ganglien der Hirudineen Apathy vielleicht eine richtige
Deutung gegeben hat. Im Anschluss an die früheren Angaben von Hermann, habe ich dieselben als eine Art von Nervenelementen aufgeführt. Sie schienen
mir zwar sehr sonderbar zu sein; bestimmte Hindernisse gegen eine solche Auffassung legte ihre Gestaltung jedoch nicht in den Weg. So z. B. hat ja Ramön
y Cajal bei Säugethieren und Batrachiern multipolare Ganglienzellen von ähnlicher Form beschrieben. Indessen scheint die Erklärung Apathys viel für
sich zu haben.

1 Es ist mir, wie Jotjedan und M. v. Lenhossek, nicht begreiflich, weshalb man die Epidermis der Würmer noch »Hypodermis» nennen soll.


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